Red Rabbit: Roman
sie sich
bereit, für den KGB ›notwendige‹ Eliminierungen zu übernehmen. Im Gegenzug erhielten sie einige Vergünstigungen, meist politischer Art. Strokow, ja. Den Namen habe ich schon mal gehört. Haben Sie Fotos von dem Kerl, Nick?«
»Fünfzig oder mehr, Alan«, versicherte Thompson. »Dieses Gesicht werde ich niemals vergessen. Er hat die Augen eines Toten. Sie sind vollkommen leblos, wie die Augen einer Puppe.«
»Wie gut ist er denn?«, fragte Ryan.
»Als Mörder? Ziemlich gut, Sir John. Der Mord an Markow war die Tat eines Experten. Es war bereits der dritte Versuch. Die ersten beiden Möchtegern-Killer haben ihren Auftrag verbockt. Dann wurde Strokow gerufen, um die Sache zu Ende zu bringen. Das hat er getan. Wenn alles ein wenig anders gelaufen wäre, hätten wir nicht einmal bemerkt, dass es ein Mord war.«
»Wir glauben, dass Strokow jetzt irgendwo anders im Westen arbeitet«, sagte Kingshot. »Aber wir haben keine verlässlichen Informationen. Eigentlich sind es sogar nur Gerüchte. Jack, diese Entwicklung ist gefährlich. Die Information muss so schnell wie möglich zu Basil.« Mit diesen Worten verließ Alan den Raum, um von einem abhörsicheren Telefon aus zu telefonieren.
Ryan wandte sich wieder an Zaitzew. »Deshalb wollten Sie also verschwinden?«
»Der KGB tötet unschuldige Männer, Ryan. Da ist eine Verschwörung in Gang. Und Andropow hat sie losgetreten. Ich sende nur die Nachrichten. Wie kann man den KGB aufhalten?«, fragte er. »Ich kann das nicht, aber ich kann auch nicht dabei helfen, einen Priester zu töten … er ist doch ein unschuldiger Mann, oder?«
Ryan blickte zu Boden. »Ja, Oleg Iwan’tsch, das ist er.« Lieber Gott im Himmel! Jack schaute auf seine Uhr. Diese Information musste sofort weitergeleitet werden, aber in Langley war noch niemand wach.
»Donnerwetter!«, rief Sir Basil Charleston in den Hörer. »Ist die Information verlässlich, Alan?«
»Ja, Sir, ich halte sie sogar für absolut verlässlich. Unser Rabbit scheint ein anständiger Kerl zu sein und dazu ausgesprochen klug. Offenbar wird er nur von seinem Gewissen getrieben.« Dann berichtete Kingshot von der ersten Enthüllung des Morgens: MINISTER.
»Darum muss sich die Fünf kümmern.« Der britische Geheimdienst – einst als MI-5 bekannt – war der Arm der Spionageabwehr der Regierung. Genauere Informationen wurden noch benötigt, damit der mutmaßliche Verräter ausgeschaltet werden konnte, aber immerhin hielt man den Anfang des Fadens bereits in der Hand. Zwanzig Jahre waren es, oder? Der Kerl ist sicher sehr tüchtig, dachte Sir Basil. Es war Zeit für einen Besuch im Gefängnis Parkhurst auf der Isle of Wight. Charleston hatte sich jahrelang damit beschäftigt, seinen Laden, der eine Spielwiese des KGB gewesen war, auf Vordermann zu bringen. Und was in der Hinsicht erreicht war, wollte sich der Knight Commander of the Bath um keinen Preis streitig machen lassen.
Ryan war nachdenklich geworden. Basil würde zweifellos in Langley anrufen. Jack musste das zwar überprüfen, aber Sir Basil war absolut zuverlässig. Schwieriger zu lösen war folgendes Problem: Was ließ sich in dieser Angelegenheit unternehmen?
Ryan steckte sich noch eine Zigarette an, um in Ruhe über diese Frage nachdenken zu können.
Das größte Problem bestand in der Geheimhaltung.
Ja, da lag der Hund begraben. Er überlegte: Wenn wir irgendjemandem davon erzählen, wird das ein oder andere Wort nach draußen durchsickern, und irgendwer wird erfahren, dass wir Rabbit haben. Dazu darf es nicht kommen. Rabbit ist für die CIA jetzt viel wichtiger als das Leben des Papstes.
Verdammter Mist! dachte Ryan. Das alles glich einer Jiu-Jitsu-Finte, der plötzlichen Umkehrung der Pole in einem Kompass. Norden war jetzt Süden. Innen war jetzt außen. Womöglich galten jetzt die Interessen des amerikanischen Geheimdienstes mehr als das Leben des Papstes. Ryans Miene verriet offenbar seine Gedanken.
»Stimmt etwas nicht, Ryan?«, fragte Rabbit.
»Diese Information, die Sie uns soeben gegeben haben… Seit einigen Monaten schon sorgen wir uns um die Sicherheit des Papstes, aber wir hatten keinerlei konkrete Hinweise darauf, dass sein Leben tatsächlich in Gefahr ist. Nun haben Sie uns davon berichtet, und irgendjemand muss jetzt entscheiden, was wir damit anfangen. Wissen Sie irgendetwas über die Operation?«
»Nein, fast nichts. Nur wer in Sofia verantwortlich ist für die Durchführung, nämlich Agent Oberst Bubowoi,
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