Red Rabbit: Roman
Ryan und schaute aus dem Fenster. »Einen großen sogar.«
»Das Gelände würde sich tatsächlich dafür eignen«, stimmte Alan zu.
»Wann werde ich in Amerika sein?«, fragte Rabbit.
»Oh, in drei oder vier Tagen«, antwortete Kingshot. »Wir möchten uns zuerst gern ein bisschen mit Ihnen unterhalten, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
»Wann fangen wir an?«
»Nach dem Frühstück. Lassen Sie sich nur Zeit, Mr Zaitzew. Sie sind nicht mehr in der Sowjetunion. Wir werden keinerlei Druck auf Sie ausüben«, versprach Alan.
Von wegen! dachte Ryan. Die werden dir das Gehirn aus dem Kopf raussaugen und deine Gedanken Molekül für Molekül herauspressen
und genau unter die Lupe nehmen. Doch Rabbit hatte soeben erst per Freiflug Mütterchen Russland verlassen und verband damit die Aussicht auf ein angenehmes Leben im Westen für sich und seine Familie. Alles hatte eben seinen Preis.
Zaitzew trank den Tee mit großem Genuss. Dann erschien auch der Rest seiner Familie. Zwanzig Minuten später war von der Sauce Hollandaise kein Tropfen mehr übrig.
Irina verließ das Frühstückszimmer, um das Haus zu besichtigen, und geriet außer sich vor Begeisterung, als sie einen Bösendorfer-Konzertflügel entdeckte. Mit den leuchtenden Augen eines Kindes zu Weihnachten fragte sie, ob sie wohl die Tasten berühren dürfe. Seit Jahren hatte sie nicht mehr gespielt, und ihre Miene spiegelte das Gefühl, in die eigene Kindheit zurückzukehren, als sie sich durch »Sur le pont d’Avignon« gekämpft hatte. Dieses Lied war vor Jahren ihr Lieblingsstück gewesen, und sie hatte es immer wieder geübt. Jetzt erinnerte sie sich daran.
»Eine Freundin von mir ist Pianistin«, sagte Jack lächelnd. Es war schwer, Irinas Freude nicht zu teilen.
»Wer? Und wo?«, fragte Oleg.
»Sissy… eigentlich Cecilia Jackson. Ihr Mann und ich sind befreundet. Er ist Kampfpilot bei der US Navy. Sie ist Zweite Solopianistin beim Washingtoner Symphonieorchester. Meine Frau spielt ebenfalls, aber Sissy ist wirklich gut.«
»Sie sind so gut zu uns …«, sagte Oleg Iwan’tsch.
»Wir versuchen nur, uns anständig um unsere Gäste zu kümmern«, erklärte Kingshot. »Wollen wir in die Bibliothek gehen, um uns zu unterhalten?«, fragte er dann und wies den anderen den Weg.
In den Sesseln saß man sehr bequem. Die Bibliothek war ein weiteres Paradebeispiel für kunstvolle Holzarbeiten aus dem neunzehnten Jahrhundert. Tausende von Büchern standen in den Regalen, vor denen drei fahrbare Treppen hin- und hergerollt werden konnten. In jeder richtigen englischen Bibliothek gab es solche Treppen. Mrs Thompson brachte ein Tablett mit einem Krug Eiswasser und Gläsern herein, und gleich darauf begann der offizielle Teil des Gesprächs.
»Also, Mr Zaitzew, würden Sie uns etwas über sich erzählen?«, fragte Kingshot und erhielt sofort Angaben zu Name, Herkunft, Geburtsort und Bildungsstand des Russen.
»Kein Militärdienst?«, fragte Ryan.
Zaitzew schüttelte den Kopf. »Nein, weil ich beim KGB beschäftigt war.«
»Gingen Sie damals schon zur Universität?«, fragte Kingshot nach. Insgesamt waren drei Kassettenrekorder in Betrieb.
»Ja. Im ersten Studienjahr wurde ich zum ersten Mal angesprochen.«
»Wann genau begannen Sie mit Ihrer Arbeit für den KGB?«
»Gleich nach dem Abschluss an der Staatlichen Universität in Moskau. Ich kam in die Fernmeldeabteilung.«
»Wie lange waren Sie dort?«
»Seit… also, insgesamt neuneinhalb Jahre lang… ohne die Zeit der Ausbildung an der Akademie oder an anderen Orten.«
»Und wo haben Sie zuletzt gearbeitet?«, hakte Kingshot nach.
»Im Nachrichtenzentrum im Keller der Moskauer Zentrale.«
»Welche Aufgaben hatten Sie dort genau?«
»Ich prüfe alle Nachrichten von draußen. Meine Aufgabe ist es, die Sicherheit zu garantieren, geeignete Verfahrensweisen dazu zu entwickeln. Dann leite ich die Nachrichten weiter nach oben… oder manchmal ans US-Kanada Institute«, erzählte Oleg und blickte Ryan an.
Jack hatte Mühe, seine Kinnlade zu kontrollieren. Dieser Kerl war tatsächlich ein Überläufer aus dem sowjetischen Gegenstück zum MERCURY der CIA. Der hatte alles gesehen. Oder er war zumindest nahe dran gewesen. Er, Jack, hatte einer Goldmine vom anderen Ende der Leitung zur Flucht verholfen.
Kingshot gelang es etwas besser, seine Verblüffung zu kaschieren, doch sein Blick wanderte zu Ryan hinüber und sagte alles.
Zur Hölle!
»Sie kennen also die Namen Ihrer Agenten und deren Spitzeln?«, fragte
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