Red Rabbit: Roman
diesem Punkt gesagt?«, fragte Ryan, obwohl er die Antwort bereits kannte.
»Höchste Geheimhaltung. Nein, wir können nicht zulassen, dass irgendjemand erfährt, was wir hier treiben.«
Nicht einmal den örtlichen CIA-Posten konnte Jack um Hilfe bitten. Damit wäre Bob Ritter niemals einverstanden gewesen, das wusste er. »Scheißjob« war vermutlich noch eine sehr optimistische Einschätzung der Lage.
31. Kapitel
BRÜCKENBAUER
Sharps offizieller Wohnsitz war auf seine Weise ebenso beeindruckend wie Rabbits derzeitiger Unterschlupf vor den Toren von Manchester. Jack hatte ein eigenes Schlafzimmer und ein Bad zu seiner alleinigen Verfügung. Die Räume besaßen hohe Decken, wahrscheinlich zum Schutz gegen die Hitze der römischen Sommer. Im Laufe des Nachmittags war das Thermometer auf ungefähr 27 °C gestiegen, es war also warm, aber nicht allzu heiß für jemanden, der aus der Gegend von Baltimore, Washington, stammte. Für einen Engländer war es jedoch sicherlich ein Höllenwert. In London fielen die Leute auf der Straße schon um, wenn es 24 °C warm wurde.
Jack hatte drei schwere Tage vor sich, von denen einer dazu ausersehen war, den Plan durchzuführen, den Sharp und er sich ausdenken würden. Natürlich immer in der Hoffnung, dass gar nichts geschehen und die CIA einen Weg finden würde, die Sicherheitstruppen Seiner Heiligkeit zu warnen, damit sie sich selbst um die körperliche Unversehrtheit des Papstes kümmerten. Der trug zu allem Übel auch noch Weiß und stellte auf diese Weise das perfekte Ziel für jeden bösen Buben dar. George Armstrong Custer hatte sich in ähnliche Gefahr begeben, aber er hatte es offenen Auges getan, getrieben von einem tödlichen Stolz und dem festen Glauben an sein persönliches Glück. Der Papst lebte nicht mit solchen Illusionen. Nein, er glaubte daran, dass Gott ihn zu sich holte, wann immer es ihm gefiele, und das genügte dem Mann. Jacks eigene Überzeugungen unterschieden sich gar nicht allzu sehr von denen des polnischen Priesters, doch er glaubte auch, dass Gott ihn aus irgendeinem Grund mit Geist und freiem Willen ausgestattet hatte.
Wurde er dadurch zu einem Instrument von Gottes Willen? Im Augenblick war diese Frage zu schwierig, und außerdem war Ryan kein Priester, dessen Aufgabe es gewesen wäre, darauf eine Antwort zu finden. Vielleicht war sein Glaube auch nicht stark genug. Seine Frau hatte die Aufgabe übernommen, Menschen von ihren Leiden zu heilen. Waren diese etwa von Gott gesandt? Manche Menschen glaubten das. Oder handelte es sich eher um Leiden, die Gott zuließ, damit Menschen wie Cathy sie aus der Welt schaffen und auf diese Weise seine Arbeit erledigen konnten? Ryan war geneigt, diesen Standpunkt zu vertreten, und offenbar war auch die Kirche dieser Meinung. Schließlich hatte sie auf der ganzen Welt zahllose Krankenhäuser gebaut.
Sicher war jedenfalls, dass Gott von Mord überhaupt nichts hielt, und jetzt lag es an Jack, einen zu verhindern, wenn es denn möglich war. Er war jedenfalls nicht der Typ Mann, der sich abseits hielt und die Gefahr ignorierte. Ein Priester hätte sich damit begnügen müssen, Überzeugungsarbeit zu leisten oder – und das war das Höchste der Gefühle – sich auf passive Einmischung zu verlegen. Ryan wusste jedoch, dass er, wenn er beobachtete, wie jemand auf den Papst zielte, nicht den Bruchteil einer Sekunde zögern und der Tat mit einer Kugel aus der eigenen Pistole Einhalt gebieten würde. Vielleicht war er einfach aus solchem Stoff gemacht, vielleicht hatte er das von seinem Vater gelernt, vielleicht lag’s auch am Drill beim Militär – aus welchem Grund auch immer: Körperliche Gewalt würde ihn nicht dazu zwingen zurückzuweichen – jedenfalls nicht, solange er nicht seine Aufgabe erfüllt hatte. In der Hölle brieten bereits einige Leute, die das bezeugen konnten.
Jack begann also damit, sich mental auf das Unausweichliche vorzubereiten. Vielleicht waren die bösen Buben ja schon in der Stadt, und er würde sie entdecken. Dann fiel ihm ein, dass er auch in einem solchen Fall gar keine Möglichkeit hatte zu handeln, jedenfalls nicht mit dem Status eines Diplomaten. Das Außenministerium hatte nach der Wiener Konvention das Recht, ihm dann jeden Schutz zu entziehen. Aber, nein, dazu würde es nicht kommen. Er hatte eine Freikarte, und das war gar nicht so übel.
Die Sharps führten ihn am selben Abend zum Dinner aus, zwar nur in ein Lokal in der unmittelbaren Nachbarschaft, aber das
Essen war
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