Red Rabbit: Roman
Ihr Flugzeug geht in vierzig Minuten, Gate zwölf«, sagte der Mann. »Tom Sharp wird Sie in Rom abholen.«
»Wie sieht er aus?«, fragte Jack.
»Er wird Sie erkennen, Sir.«
»Das will ich hoffen.« Ryan nahm das Ticket und machte sich an der Kofferraumklappe zu schaffen.
»Das erledige ich für Sie, Sir.«
Diese Art zu reisen ist nicht die schlechteste, dachte Ryan. Er winkte Thompson zu und eilte in das Flughafengebäude, um nach Gate zwölf Ausschau zu halten. Er hatte es schnell gefunden. Ryan ließ sich auf einem Stuhl in der Nähe der Tür nieder und überprüfte den Flugschein: wieder 1-A, ein Ticket erster Klasse. Der SIS hatte
offenbar ein Arrangement mit British Airways getroffen. Jetzt lag es nur an Ryan selbst, den Flug unbeschadet zu überstehen.
Zwölf Minuten später bestieg er die Maschine, setzte sich, schnallte sich an und stellte seine Uhr eine Stunde vor. Er ertrug das übliche Geschwafel der Einweisungen in die Sicherheitsvorkehrungen und Erklärungen dazu, wie man die Schnalle der Sicherheitsgurte zu schließen hatte, die in seinem Fall ohnehin immer eingerastet war.
Der Flug dauerte zwei Stunden, und um 15:09 Uhr Ortszeit landete Jack auf dem Leonardo-da-Vinci-Flughafen. Er hatte Glück: Bereits nach wenigen Minuten zierte seinen Diplomatenpass ein Visum – ein anderer Diplomat war zwar vor ihm an der Reihe gewesen, aber der Holzkopf hatte vergessen, in welcher seiner Taschen er seinen Pass versenkt hatte.
Anschließend ging Jack zur Gepäckausgabe, ergriff seine Taschen und verließ die Halle. Ein Mann mit einem graubraunen Bart schien bereits nach ihm Ausschau zu halten.
»Sind Sie Jack Ryan?«
»Tom Sharp?«
»Richtig. Kommen Sie, ich fasse mit an.« Warum die Leute immer ihre Hilfe beim Gepäcktragen anboten, wusste Ryan nicht, aber die Briten waren eben die Weltmeister im guten Benehmen.
»Welche Funktion haben Sie hier inne?«
»COS Rom«, entgegnete Sharp. »Charleston rief an, um mich von Ihrer Ankunft in Kenntnis zu setzen, Sir John, und bat mich, Sie abzuholen.«
»Nett von Basil.«
Sharp fuhr einen bronzefarbenen Bentley Sedan. Das Lenkrad befand sich auf der linken Seite, wohl aus Rücksicht auf die Tatsache, dass sie sich hier in einem unzivilisierten Land befanden.
»Schönes Gefährt.«
»Zur Tarnung bin ich hier der stellvertretende Leiter der Botschaft«, erklärte Sharp. »Ich hätte auch einen Ferrari haben können, aber der wäre einfach zu aufdringlich gewesen. Ich mache nur wenig Außendienst, stattdessen vor allem Verwaltungskram. Ich bin in Wahrheit eigentlich der DCM der Botschaft. Viel zu viel diplomatischer Kram – das kann einen verrückt machen.«
»Wie ist Italien denn so?«
»Schönes Land, nette Leute. Nicht besonders gut organisiert. Wir Briten wursteln uns ja angeblich auch überall so durch, aber verglichen mit diesem Haufen hier sind wir diszipliniert wie die alten Preußen.«
»Und die Polizei?«
»Ziemlich gut. Es gibt verschiedene Einheiten. Die besten sind die Carabinieri, die paramilitärische Polizei der Zentralregierung. Einige Leute sind hervorragend. Unten auf Sizilien versuchen sie gerade, die Mafia in den Griff zu bekommen – eine Schweinearbeit, aber ich glaube, dass sie es irgendwann schaffen werden.«
»Wissen Sie, warum ich hierher geschickt wurde?«
»Ein paar Leute glauben, dass Juri Wladimirowitsch den Papst erledigen lassen will, nicht wahr? Das stand jedenfalls in dem Fernschreiben.«
»Stimmt. Wir haben gerade eben einen Überläufer rausgeholt, der das behauptet, und wir nehmen an, dass er die Wahrheit sagt.«
»Gibt’s auch Einzelheiten?«
»Leider nicht. Ich habe den Eindruck, dass ich hier bin, um mit Ihnen zusammenzuarbeiten, bis irgendjemand die zündende Idee hat, was wir dagegen unternehmen können. Einiges deutet darauf hin, dass es an einem Mittwoch geschehen soll.«
»Während der wöchentlichen Parade auf dem Petersplatz?«
Jack nickte. »Genau.«
Die beiden Männer befanden sich bereits auf der Autobahn in Richtung Rom. Die Umgebung machte einen merkwürdigen Eindruck auf Ryan, und es dauerte eine Weile, bis er feststellte, woran das lag: Die Dächer der Häuser sahen anders aus. Sie waren flacher als die, an die er gewöhnt war. Wahrscheinlich schneite es hier im Winter nicht so viel. Ansonsten glichen die Häuser Zuckerwürfeln, waren alle weiß getüncht, um der Hitze der italienischen Sonne zu trotzen. Jedes Land hatte eben seine charakteristische Architektur.
»Vermutlich also am
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