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Red Rabbit: Roman

Red Rabbit: Roman

Titel: Red Rabbit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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auch nicht sehr viel weniger geisttötend war als das, was die Roboter im Raum nebenan tun mussten. Vielleicht war dies der Grund dafür, dass sich in seinem Hinterkopf eine Frage zu regen begann: Möglichst nahe an den Papst heran … Warum?
     
    Um viertel vor sechs am Morgen ging der Wecker. Eine unchristliche Zeit, fand Ryan und rechnete sich aus, dass es zu Hause auf die erste Stunde nach Mitternacht zuging. Doch darüber mochte er nicht lange nachdenken. Er schlug die Decke zur Seite, stand auf und wankte ins Bad. Es gab da noch einiges, woran er sich gewöhnen musste. Die Spülung der Toilette funktionierte in etwa wie daheim, aber das Handwaschbecken… Wozu, fragte sich Ryan, waren hier zwei separate Hähne installiert, der eine für kaltes, der andere für heißes Wasser? Zu Hause hielt man einfach die Hände unter einen lauwarm temperierten Strahl. Hier musste man das kalte und heiße Wasser zuerst im Becken mischen, und das hielt auf. Der erste morgendliche Blick in den Spiegel war dann wie gewohnt problematisch. Bin ich das wirklich? fragte er sich und tapste ins Schlafzimmer zurück, um seine Frau mit einem sanften Klaps aufs Hinterteil zu wecken.
    »Es wird Zeit, Liebling.«
    Ein Grummeln ertönte aus tiefster Ferne und dann ein Murmeln: »Ja, ich weiß.«

    »Soll ich den Kleinen wecken?«
    »Lass ihn schlafen«, antwortete Cathy. Klein Jack hatte sich am Vorabend lange gesträubt, ins Bett zu gehen, und würde deshalb jetzt noch nicht aufwachen wollen.
    »Wie du meinst.« Jack ging in die Küche. An der Kaffeemaschine brauchte man nur einen Schalter zu drücken, dazu war er durchaus in der Lage. Nur wenige Tage vor seinem Abflug nach London hatte er von einem neuen amerikanischen Unternehmen erfahren, das Kaffee in Spitzenqualität auf den Markt brachte, und weil Jack in Sachen Kaffee reichlich verwöhnt war, hatte er kurz entschlossen 100 000 Dollar in Aktien investiert und ein paar Packungen zur Probe mit in den Koffer gepackt. England war zwar eine wunderschöne Insel, aber nicht unbedingt der Ort, den man aufsuchte, um Kaffee zu trinken. Zum Glück versorgte die Air Force ihre Landsleute mit Maxwell House, und wahrscheinlich würde er dank seiner neuen Beteiligung auch diese neue Qualitätsmarke günstig beziehen können. Er setzte einen entsprechenden mentalen Merker ins Gedächtnis. Dann fragte er sich, was Cathy ihm wohl zum Frühstück anbieten würde. Ob Ärztin oder nicht, sie betrachtete die Küche als ihre Domäne. Dem Gatten gestattete sie allenfalls, dass er sich dort ein Butterbrot schmierte oder etwas zu trinken holte, mehr aber auch nicht. Jack hatte gegen dieses Arrangement nichts einzuwenden, war doch die Küche für ihn sowieso eine Terra incognita. Der Herd hier funktionierte mit Gas – ein ganz ähnliches Gerät hatte auch seine Mutter in Gebrauch gehabt. Ryan stolperte in Richtung Eingangstür und hoffte, seine Zeitung dort vorzufinden.
    Sie war tatsächlich da. Ryan hatte die Times abonniert – als zusätzliche Lektüre zur International Herald Tribune , die er sich am Bahnhofskiosk kaufte. Schließlich schaltete er den Fernseher ein. Seit kurzem hatte die Wohnung einen Kabelanschluss, und, Freude über Freude, er konnte sogar die amerikanischen CNN-Nachrichten empfangen, die gerade die jüngsten Baseball-Ergebnisse durchgaben. Die Orioles hatten Cleveland vergangene Nacht 5 : 4 geputzt, in elf Innings. Zweifellos lagen die Spieler jetzt im Bett und schliefen, betäubt von den Drinks, die sie nach dem Spiel in der Hotelbar gekippt hatten. Was für ein angenehmer Gedanke. Sie würden noch gut acht Stunden schlafen können. Zur vollen Stunde brachte das CNN-Nachrichtenteam in Atlanta eine Zusammenfassung
der Ereignisse des Vortages. Es hatte sich nichts Besonderes zugetragen. Die Wirtschaft dümpelte vor sich hin. Der Dow-Jones tendierte zwar positiv, aber auf dem Arbeitsmarkt sah es nach wie vor mies aus, und entsprechend schlecht war die Stimmung bei den Wählern. Tja, das war eben Demokratie. Ryan musste sich daran erinnern, dass er möglicherweise andere Vorstellungen von guter Wirtschaftspolitik hatte als diejenigen, die Stahl kochten oder Autos zusammenschraubten. Sein Vater war, obwohl Polizeileutnant und eben nicht aus der Arbeiterschaft, viele Jahre lang gewerkschaftlich organisiert gewesen und hatte fast immer für die Demokraten gestimmt. Ryan war weder der einen noch der anderen Partei sonderlich zugeneigt, geschweige denn Mitglied. Das hatte unter anderem den

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