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Red Rabbit: Roman

Red Rabbit: Roman

Titel: Red Rabbit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Frauenbild, von dem auch Jack nicht ganz frei zu sein schien. Vielleicht fuchste es ihn auch nur, dass sie mehr verdiente als er, dass Augenärzte der Gesellschaft offenbar wertvoller waren als Geheimdienstler. So entschied es jedenfalls der Markt. Nun, sie konnte nicht, was er konnte, und was für sie Routine bedeutete, war ihm wiederum unmöglich. Punkt.
    Der uniformierte Wachposten am Century House erkannte ihn sofort wieder und lächelte ihm zu.
    »Guten Morgen, Sir John.«
    »Hey, Bert.« Ryan steckte seine Karte in den Schlitz. Die Kontrollleuchte blinkte grün, er konnte die Schleuse passieren. Bis zum Fahrstuhl hatte er nur wenige Schritte zurückzulegen.
    Simon Harding kam auch gerade an. »Morgen, Jack.«
    »Hey«, grüßte Jack und steuerte auf seinen Schreibtisch zu. Darauf lag ein brauner Briefumschlag für ihn bereit. Der Aufdruck verriet, dass er durch einen Boten von der US-Botschaft am Grosvenor Square abgeliefert worden war. Jack riss den Umschlag auf und zog den Krankenbericht über Michail Suslow daraus hervor. Als er in den Seiten blätterte, fiel ihm wieder ein, was er vergessen hatte. Bernie Katz, in seiner Diagnose gründlich, wie man es von ihm kannte, hatte Suslows Diabetes als gefährlich fortgeschritten eingestuft und vorhergesagt, dass er nicht mehr lange zu leben habe.
    »Hier, Simon. Hier steht, dass der Obergenosse kränker ist, als er aussieht.«
    »Pech für ihn«, antwortete Harding und legte seine Pfeife aus der Hand, um den Bericht entgegenzunehmen. »Er soll übrigens ein ziemlich unangenehmer Vogel sein, wissen Sie das?«
    »Davon habe ich gehört.«
    Ryan widmete sich nun den Dokumenten, die ihm zur Bearbeitung vorgelegt worden und als GEHEIM klassifiziert waren, das heißt über deren Inhalt also nicht schon morgen oder übermorgen
in den Zeitungen diskutiert werden würde. Nichtsdestotrotz waren sie durchaus interessant, insofern nämlich, als sie unter anderem Angaben über die jeweilige Quelle machten, Angaben, die meist schon sehr viel über die Güte der enthaltenen Information aussagten. Was die Geheimdienste an Daten und Informationen bezogen, war beileibe nicht immer zuverlässig. Vieles davon hatte kaum mehr Wert als gewöhnlicher Klatsch, denn zum Tratschen neigten auch Mitglieder höchster Regierungskreise. Es gab darunter so eifersüchtige und hintertriebene Miststücke wie sonst überall auch. Besonders in Washington. Und vielleicht gab es in Moskau ja besonders viele. Jack fragte Harding danach.
    »Oh ja, allerdings. Der gesellschaftliche Status, den jemand innehat, ist von ganz entscheidender Bedeutung. Deshalb wird dort auf Teufel komm raus verleumdet, ja, man könnte sagen, dass Verleumdung eine Art Volkssport ist. Natürlich gibt’s das bei uns auch, aber da drüben nimmt es Formen an, die wohl einmalig sind. Ich könnte mir vorstellen, dass es an mittelalterlichen Königshöfen ganz ähnlich zugegangen ist. Ständig versucht sich jeder einzelne auf Kosten anderer hervorzutun. Was da in den Verwaltungsbehörden an Positionskämpfen abgeht, muss ziemlich grausam sein.«
    »Und wie schlägt sich das auf unsere Art von Informationen nieder?«
    »Ich bedaure oft, nicht auch Psychologie studiert zu haben. In unserem Kollegium sind allerdings durchaus einige Psychologen vertreten. Bei Ihnen in Langley sicherlich auch, oder?«
    »Natürlich. Besonders in meinem Dezernat, aber auch in den Abteilungen S und T. Wir könnten und müssten auf diesem Gebiet eigentlich noch sehr viel besser besetzt sein.«
    »Wie meinen Sie das, Jack?«
    Ryan streckte die Beine aus. »Vor ungefähr zwei Monaten hatte ich ein Gespräch mit einem Kollegen meiner Frau am Hopkins-Krankenhaus, einem Psychiater namens Solomon. Er ist ein ungewöhnlich kluger Mann, Verbandsvorsitzender und so weiter. Er hält nicht viel davon, seine Patienten auf der Couch Platz nehmen und erzählen zu lassen. Er ist nämlich der Überzeugung, dass die meisten psychischen Störungen auf Stoffwechselprobleme im Gehirn zurückzuführen sind. Anfangs, vor etwa zwanzig Jahren, hatte er aus Fachkreisen deswegen sehr viel Kritik einstecken müssen,
aber inzwischen weiß man, dass er Recht hat. Wie auch immer, Solomon behauptete in jenem Gespräch mit mir, dass die meisten Politiker mit Filmstars zu vergleichen seien. Sie umgeben sich mit Speichelleckern und Ohrenbläsern und glauben am Ende den Schmeicheleien, weil sie daran glauben möchten. Für sie ist alles ein großes Spiel, allerdings ein Spiel, bei dem verflixt

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