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Red Rabbit: Roman

Red Rabbit: Roman

Titel: Red Rabbit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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wenig an konkreten Ergebnissen herausspringt. Sie arbeiten nicht wirklich produktiv, sondern tun nur so als ob. In dem Film Sturm über Washington heißt es an einer Stelle: Washington ist eine Stadt, in der fast ausschließlich die eigene Reputation darüber entscheidet, wie man bei anderen ankommt. Wenn das für Washington gilt, wird es auch für Moskau zutreffen, denn da ist doch alles in noch sehr viel stärkerem Maße politisch vermittelt. Beziehungsweise symbolisch überhöht, nicht wahr? Dort werden also noch viel heftigere Machtkämpfe und Intrigen an der Tagesordnung sein. Ich schätze, das wirkt sich auf uns im Westen in zweierlei Hinsicht aus. Erstens: Wir müssen davon ausgehen, dass ein Großteil der Daten, die wir beziehen, unbrauchbar ist. Warum? Weil die jeweiligen Quellen entweder den Kontakt zur Wirklichkeit verloren haben oder weil sie die Daten, um sie für sich passend zu machen, nach Belieben verdrehen und zurechtstutzen – ob bewusst oder unbewusst. Das wiederum bedeutet zweitens, dass auch die andere Seite nicht weiß, was es mit diesen Daten auf sich hat. Sie werden also zwangsläufig Konsequenzen nach sich ziehen, die für uns ganz und gar unvorhersehbar sind, da sie ja selbst völlig willkürlich bezogen wurden. Mit anderen Worten: Wir haben hier Informationen zu analysieren, die von denen, für die sie gedacht sind, fälschlich angewendet werden, so oder so. Wie sollen wir also prognostizieren, was denen selbst nicht klar ist?«
    Harding verzog den Mund zu einem Grinsen und bleckte die Zähne, zwischen denen seine Pfeife steckte. »Sehr gut, Jack. Sie haben’s erfasst. Von dem, was die andere Seite unternimmt, ergibt das Wenigste wirklich Sinn. Trotzdem ist ihr Verhalten durchaus vorhersehbar. Sie werden nämlich immer den dümmsten aller möglichen Wege einschlagen. Mit absoluter Sicherheit.« Harding lachte laut auf.
    »Solomon hat noch etwas gesagt, nämlich, dass diese Leute, wenn sie an der Macht sind, ausgesprochen gefährlich werden können.
Sie kennen keine Grenzen und wissen ihre Macht nicht sinnvoll zu gebrauchen. Vermutlich ist das auch der Grund für den Einmarsch in Afghanistan.«
    »Korrekt.« Simon nickte. »Sie haben sich von ihren ideologischen Illusionen selbst gefangen nehmen lassen und können nicht mehr klar sehen. Das Schlimmste ist, dass sie über verteufelt viel Macht verfügen.«
    »An dieser Gleichung scheint mir noch ein Teil zu fehlen«, sagte Ryan.
    »Das geht nicht nur Ihnen so, Jack. Diesen fehlenden Teil zu finden ist unser Job.«
    Es war Zeit für einen Themenwechsel. »Gibt es Neuigkeiten über den Papst?«
    »Heute noch nicht. Wenn Basil etwas erfahren hat, wird er mir wahrscheinlich noch vor der Mittagspause Bescheid geben. Machen Sie sich Sorgen?«
    Jack nickte. Seine Miene war ernst. »Ja. Allein schon deshalb, weil uns, wenn es denn tatsächlich gefährlich wird, die Hände gebunden sind. Wir können dem Papst schließlich keine Marines zur Seite stellen. Exponiert, wie er ist… ich meine, er steht allzu sehr in der Öffentlichkeit, als dass wir ihn beschützen könnten.«
    »Und Männer wie er schrecken vor Gefahren nicht zurück, stimmt’s?«
    »Ich erinnere mich an den Anschlag auf Martin Luther King. Herrje, ich bin sicher, er wusste, dass man es auf ihn abgesehen hatte, dass die Kugel, die ihn treffen sollte, schon geladen war. Doch das hat ihn nicht abgeschreckt. Wegzulaufen und den Kopf einzuziehen war ihm einfach nicht möglich. Und der Papst ist wahrscheinlich ganz ähnlich gestrickt.«
    »Nur gut, dass er so viel unterwegs ist. Bewegte Ziele sind weniger leicht zu treffen«, sagte Simon halbherzig.
    »Aber nur für den, der nicht weiß, wohin sie sich bewegen. Doch wo der Papst sein wird, ist schon Monate vorher bekannt. Der KGB wird wissen, wo er seine Schützen zu postieren hat. Und wir können nur zusehen.«
    »Oder ihn rechtzeitig warnen.«
    »Großartig. Damit er uns auslacht – was er wahrscheinlich tun würde. Er hat in den vergangenen vierzig Jahren Nationalsozialismus
und Kommunismus überlebt. Was sollte ihm noch Angst machen?« Ryan stockte. »Angenommen, sie entschließen sich zu einem Attentat – wer würde dann das entscheidende Kommando geben?«
    »Ich denke, darüber würde das Politbüro in einer Plenarsitzung abstimmen. Die Frage ist zu brisant, als dass nur einer darüber entscheiden und die Alleinverantwortung auf sich nehmen wollte. Bedenken Sie, die Mitglieder der Führungsspitze verstehen sich als Kollektiv.

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