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Red Rabbit: Roman

Red Rabbit: Roman

Titel: Red Rabbit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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dafür, dass unsere Ärzte Sorgfalt walten lassen.«
    »Wie dem auch sei, nein, Suslow weiß nicht, wie schlimm es um ihn steht. Jedenfalls ist das die Einschätzung unserer Experten. Er trinkt nach wie vor seinen Wodka, was mit Sicherheit kontraindikativ ist.« Harding vorzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Mit Alexandrow steht wohl schon sein Nachfolger fest, ein nicht weniger unsympathischer Kerl. Ich werde dafür sorgen müssen, dass sein Dossier auf den neuesten Stand gebracht wird.« Er machte sich eine Notiz.
    Ryan widmete sich wieder seinen Briefings, um den Schreibtisch frei zu haben für seine eigentliche Aufgabe. Greer hatte ihm den Auftrag gegeben, eine Studie über die Managementpraktiken in der sowjetischen Rüstungsindustrie durchzuführen. In Zusammenarbeit mit Harding und unter Berücksichtigung sowohl britischer als auch amerikanischer Daten zu diesem Thema sollte Ryan feststellen, ob wenigstens dieses Segment der sowjetischen Wirtschaft funktionierte, und wenn ja, wie gut. Diese eher akademische Aufgabe war wie auf ihn zugeschnitten. Und es stand sogar zu hoffen, dass er an hoher Stelle damit auf sich aufmerksam machen konnte.
     
    Die Rückmeldung traf um genau 11:32 Uhr ein. Ziemlich schnell, diese Leute in Rom, dachte Zaitzew und fing sofort mit der Entschlüsselung an. Sobald er damit fertig war, würde er Oberst Roschdestwenski rufen. Der Major warf einen Blick auf die Wanduhr. Zum Mittagessen würde er jetzt erst später kommen, denn diese Sache war wichtiger als ein knurrender Magen. Die einzig für ihn gute Nachricht war, dass Oberst Goderenko mit der Verschlüsselung seines Textes oben auf Seite 285 angefangen hatte.

    STRENG GEHEIM
UMGEHEND UND DRINGEND
VON: AGENTUR IN ROM
AN: BÜRO DES VORSITZENDEN, ZENTRALE MOSKAU
BEZUG: IHRE NACHRICHT 12-8-82-666
    IN DIE NÄHE DES PAPSTES ZU GELANGEN IST NICHT SCHWIERIG, WENN DER ZEITPUNKT KEINE ROLLE SPIELT. EINE WEITERE PRÜFUNG IHRES ANLIEGENS BEDARF EINGEHENDER BERATUNGEN. DER PAPST HÄLT REGELMÄSSIG AUDIENZEN AB, AUCH DIE TERMINE SEINER AUFTRITTE IN DER ÖFFENTLICHKEIT SIND LANGE VORHER BEKANNT. SOLCHE GELEGENHEITEN ZU NUTZEN WIRD ALLERDINGS NICHT, ICH WIEDERHOLE: NICHT EINFACH SEIN, WEIL SICH ZU DIESEN ANLÄSSEN GROSSE MENSCHENMENGEN VERSAM-MELN. WELCHE VORSICHTSMASSNAHMEN FÜR DEN PAPST GETROFFEN WERDEN, MÜSSTE ERST GENAUER UNTERSUCHT WERDEN. AUS HIESIGER SICHT WÄRE VON EINER DIREKTEN AKTION GEGEN DEN PAPST ABZURATEN; SIE WÜRDE POLITISCH NACHTEILIGE KONSEQUENZEN NACH SICH ZIEHEN. DIE URHEBERSCHAFT EINER SOLCHEN OPERATION LIESSE SICH NICHT VERHEIMLICHEN. ENDE.
    Na also, dachte Zaitzew. Dem Agenten in Rom schmeckte die Sache offenbar auch nicht. Ob Juri Wladimirowitsch diesen Ratschlag ernst nehmen würde? Zaitzew nahm den Hörer von der Gabel und wählte.
    »Oberst Roschdestwenski«, meldete sich eine brüske Stimme.
    »Hier Major Zaitzew aus der Nachrichtenzentrale. Ich habe eine Antwort aus Rom erhalten, Genosse Oberst.«
    »Bin schon unterwegs«, antwortete Roschdestwenski.
    Der Oberst war offenbar gut zu Fuß, denn schon drei Minuten später passierte er die Eingangskontrolle. Zwischenzeitlich hatte Zaitzew das Chiffrierbuch an seinen Platz im Zentralarchiv zurückgelegt und das Formblatt mit der Nachricht sowie ihrer Übersetzung in einen braunen Briefumschlag gesteckt, den er nun dem Oberst aushändigte.
    »Hat das irgendjemand gesehen?«, fragte Roschdestwenski.
    »Mit Sicherheit nein, Genosse«, antwortete Zaitzew.
    »Sehr gut.« Ohne ein weiteres Wort zu sagen, ging Oberst Roschdestwenski wieder davon. Zaitzew verließ seinen Schreibtisch und
machte sich auf dem Weg in die Kantine, um zu Mittag zu essen. Das Essen in der Zentrale war der beste Grund, hier zu arbeiten.
    Was Zaitzew nicht zurücklassen konnte, waren seine Gedanken über den soeben bearbeiteten Vorgang. Juri Andropow wollte den Papst töten, und dem Agenten in Rom gefiel dieses Ansinnen nicht. Von Zaitzew wurde nicht erwartet, dass er eine Meinung dazu äußerte. Er war nur ein Rädchen im Räderwerk der Nachrichtenzentrale. Den Bonzen im Komitee für Staatssicherheit kam nur selten in den Sinn, dass ihre Angestellten auch einen eigenen Kopf hatten …
    … und ein Gewissen …
    Zaitzew besorgte sich Besteck und eines der Blechtabletts und stellte sich ans Ende der Warteschlange. Er entschied sich für den Eintopf mit Rindfleisch, vier dicke Brotscheiben und dazu ein großes Glas Tee. Dafür musste er an der Kasse 55 Kopeken abzählen. Die Kollegen, mit denen er

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