Reden ist Silber, Kuessen ist Gold
dem Gebäude, das das Herzstück der Ranch war, hielt er an. Er war noch nicht bereit, Fidela gegenüberzutreten. Oder irgendjemandem.
Nach seinem Unfall war er auf einem Lazarettschiff der Marine aufgewacht. Als er realisierte, was geschehen war, hatte er nur an eines denken können: Es war an der Zeit, nach Hause zu fahren. Nach beinahe neun Jahren war er bereit, dahin zurückzukehren, wohin er gehörte. Aber jetzt, wo er hier war, merkte er, dass es nicht mehr sein Zuhause war. Alles hatte sich verändert - einschließlich seiner selbst.
Er stellte den Motor ab und lehnte sich im Sitz zurück. Ihm tat alles weh, aber der schlimmste Schmerz kam von dem Teil des Beines, den es nicht mehr gab. Man hatte ihn darauf vorbereitet und ihm seitenlange Anleitungen mitgegeben, die ihm helfen sollten, damit umzugehen. Vom Massieren des Stumpfes bis zu irgendeinem »Heilende Energie durch Aneinanderreihen der Hände erzeugen«-Hokuspokus, den er sich nicht einmal die Mühe gemacht hatte zu lesen. Er war stark. Er würde den Schmerz alleine durch Willenskraft besiegen. Irgendwann. Bis dahin würde er versuchen, irgendwie damit klarzukommen.
Die Sonne hatte ihren Abstieg vom Himmel begonnen, und lange Schatten krochen über das Land. Die Zeit verging, allerdings für seinen Geschmack nicht schnell genug. Er wollte bereits ein Jahr in der Zukunft sein, oder fünf, sodass er sich nicht mehr an alles gewöhnen musste. Das sollte bereits alles hinter ihm liegen.
Ohne dass er es wollte, spannte sich sein Körper bei dem Gedanken an, wie es sich angefühlt hatte, mit Skye vereint zu sein. Sie hatte sich ihm mit einer Leidenschaft hingegeben, die er nie mehr vollständig würde vergessen können. Sie hatte sich weder um sein fehlendes Bein noch um die sie trennenden Jahre gekümmert. Sie wollte nur das, was er ihr schon immer hatte geben können - was sie sich gegenseitig gegeben hatten. Dann hatte er ihr wehgetan, weil sie es verdient hatte.
In ihren Augen war Schmerz aufgeblitzt, aber er bedauerte nicht, ihn verursacht zu haben. Er konnte nur hoffen, dass er sie nachts am Schlafen hindern würde, dass sie nicht mehr atmen konnte, weil sie ihn so stark fühlte. Er wollte, dass sie bedauerte. Das wäre vielleicht der erste Schritt, um den Punktestand auszugleichen.
Aber alle Rache der Welt würde seine Sehnsucht nach ihr einfach nicht stillen können. Sogar jetzt, keine dreißig Minuten später, verzehrte er sich nach ihr. Wollte in ihr sein, sie berühren, sie schmecken. Die Küsse waren gut gewesen, aber sie hatten nicht lange genug gedauert. Er wollte alles an ihr auskosten, sie mit seinen Lippen am ganzen Körper verwöhnen, bis sie schrie und er kurz davor wäre, die Kontrolle zu verlieren.
Er sagte sich, dass es nie mehr so sein würde. Aber er wusste, dass er sich belog. Was auch immer zwischen ihnen geschehen war, das Feuer brannte noch immer. Es war ...
In den Schatten bewegte sich etwas.
Er richtete sich auf und beugte sich ein wenig vor, versuchte, die Form und Geschwindigkeit auszumachen. Ein Kojote, dachte er angewidert. Aasfresser.
Instinktiv griff er hinter seinen Sitz, aber er hatte nicht daran gedacht, ein Gewehr mitzubringen. Dann sah er, wohin der Kojote unterwegs war, und stellte fest, dass es egal war.
Der dünne Räuber bewegte sich mit einer Selbstsicherheit, die von viel Erfahrung oder extremem Hunger zeugte. Er schlüpfte durch ein Loch im Zaun. Die verhassten Hühner gackerten und versuchten, ihm zu entkommen, aber sie waren nicht annähernd so schnell wie der Kojote, und der Zaun behinderte ihre Flucht zusätzlich. Der Kojote nutzte seinen Vorteil. Er schnappte sich ein Huhn, brach ihm mit einem schnellen, heftigen Schütteln das Genick und zog sich zurück, sein Abendessen schlaff im Maul hängend.
Mitch ließ den Motor wieder an und fuhr weiter. Als er am Haus ankam, sah er Arturo mit einem Gewehr in der Hand auf der Veranda stehen.
»Hast du das gesehen?«, fragte der ältere Mann. »Ich habe erst gestern die Zäune überprüft, also müssen sie heute Morgen beschädigt worden sein. Die verdammten Kojoten streifen hier andauernd herum, suchen nach einer schwachen Stelle. Ich wünschte, ich wäre eher hier gewesen, dann hätte ich ihn erschossen.«
Mitch hatte Arturo beinahe neun Jahre lang nicht gesehen, aber außer ein paar grauen Haaren hatte sich sein Verwalter nicht sehr verändert. Er war immer noch groß, mit einer breiten Brust und permanent zusammengekniffenen Augen, als ob ihn die
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