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Redshirts

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Titel: Redshirts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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gut«, sagte Jenkins. »In einem Punkt habt ihr recht. Es ist völlig verquer, dass die einzige rationale Erklärung für die Vorgänge in diesem Schiff die Theorie ist, dass eine Fernsehserie unsere Realität beeinflusst. Aber das ist noch gar nicht das Schlimmste.«
    »Um Himmel willen!«, sagte Finn. »Was könnte noch schlimmer sein?«
    »Viel schlimmer ist«, sagte Jenkins, »dass es, soweit ich es beurteilen kann, keine besonders gute Serie ist.«

10

    »Roter Alarm!«, sagte Captain Abernathy, als das calendrianische Rebellenschiff seine Torpedos auf die Intrepid abfeuerte. »Ausweichmanöver, sofort!«
    Dahl, der an seiner wissenschaftlichen Station auf der Brücke Dienst tat, stellte die Füße auseinander, um einen besseren Stand zu haben, als das Schiff den Kurs änderte, um den flinken gelenkten Projektilen aus dem Weg zu gehen, die darauf zuflogen.
    Ihr werdet bemerken, dass die Trägheitsdämpfung der Intrepid in Krisensituationen nicht mehr so gut funktioniert, erin nerte sich Dahl an Jenkins’ Worte. Zu jedem anderen Zeitpunkt kann das Schiff Haarnadelkurven fliegen oder Loopings machen, und ihr würdet nichts davon bemerken. Aber wenn sich die Situation dramatisch zuspitzt, verliert ihr den Halt.
    »Sie kommen genau auf uns zu!«, schrie Fähnrich Jacobs an der Waffenstation, während er die Flugbahn der Torpedos verfolgte.
    Abernathy schlug auf den Knopf in seiner Armlehne, mit dem er einen Kommunikationskanal öffnete. »An alle! Auf einen Treffer gefasst machen!«
    Dahl und alle anderen auf der Brücke hielten sich an ihren Stationen fest. Jetzt wäre ein guter Moment für Sicherheitsgurte, dachte er.
    Ein ferner Donner war zu hören, als die Torpedos die Intrepid trafen. Das Brückendeck wurde vom Einschlag durchgeschüttelt.
    »Schadensbericht!«, bellte Abernathy.
    Während eines Angriffs werden fast immer die Decks sechs bis zwölf beschädigt, hatte Jenkins gesagt. Das liegt daran, dass es in der Serie Kulissen für diese Decks gibt. Man kann einen Schnitt weg von der Brücke machen und zeigen, wie Dinge explodieren und Leute durch die Gegend geworfen werden.
    »Decks sechs, sieben und neun haben schwere Schäden erlitten«, sagte Q’eeng. »Auf den Decks acht und zehn nur leichte Beschädigungen.«
    »Da kommen noch mehr Torpedos!«, rief Jacobs. »Insgesamt vier!«
    »Abwehrmaßnahmen einleiten!«, brüllte Abernathy. »Feuer!«
    Warum hast du nicht schon beim ersten Mal an Abwehrmaßnahmen gedacht?, überlegte Dahl.
    In Gedanken hörte er Jenkins’ Antwort. Jede Kampfsituation ist auf maximale Dramatik ausgelegt, hatte er gesagt. Das passiert immer dann, wenn die Story übernimmt. Dinge ergeben auf einmal keinen Sinn mehr. Die Gesetze der Physik machen eine Kaffeepause. Die Leute denken nicht mehr logisch, sondern nur noch dramatisch.
    Wenn sich die Fernsehserie – »die Story«, wie es Jenkins ausdrückte – in ihr Leben einschlich, wurden Rationalität und Naturgesetze hinweggefegt, und die Leute wussten, taten und sagten ganz andere Dinge als sonst. Ihr habt es bereits erlebt , hatte Jenkins gesagt. Ihr habt plötzlich eine Information, die euch bislang unbekannt war, im Kopf. Ihr trefft eine Entscheidung oder tut etwas, was ihr normalerweise niemals tun würdet. Es ist wie ein unwiderstehlicher Drang, weil es ein unwiderstehlicher Drang ist – es ist nicht mehr euer eigener Wille. Ihr seid nur noch eine Schachfigur, die der Autor hin und her schiebt.
    Auf dem Sichtschirm erstrahlten drei helle orangerote Blüten, als die Intrepid die Torpedos ausschaltete.
    Drei, nicht vier, dachte Dahl. Weil es dramatischer ist, wenn einer doch durchkommt.
    »Einer kommt weiterhin auf uns zu!«, rief Jacobs. »Er wird uns treffen!«
    Es gab einen heftigen Knall, als der Torpedo mehrere Decks unter der Brücke gegen den Rumpf schlug. Jacobs schrie, als seine Waffenstation in einem Funkenregen explodierte und er rückwärts auf den Boden der Brücke geworfen wurde.
    Irgendwo auf der Brücke wird etwas explodieren, hatte Jenkins gesagt. Weil sich die Kamera die meiste Zeit dort aufhält. Deshalb muss es dort zu Schäden kommen, ob es nun Sinn ergibt oder nicht.
    »Waffenkontrollen umleiten!«, brüllte Abernathy.
    »Sind umgeleitet«, meldete Kerensky. »Ich habe sie.«
    »Feuer!«, sagte Abernathy. »Volle Breitseite!«
    Kerensky bearbeitete die Schaltflächen seiner Station. Der Sichtschirm leuchtete auf, als Pulsstrahlen und Neutrinoraketen auf den calendrianischen Rebellen zurasten und

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