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Redshirts

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Titel: Redshirts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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verrückt, aber noch so weit bei Verstand ist, dass er eine Erklärung aus dem Hut zaubert, die im Nachhinein irgendeinen Sinn zu ergeben scheint. Dann wird er zum Einzelgänger und verfolgt die Wege der Offiziere, um die übrige Besatzung zu warnen, was den Wahnsinn zusätzlich verstärkt. Und schließlich platzt Andy herein, der darauf trainiert wurde, an so einen Hokuspokus zu glauben.«
    Dahl versteifte sich. »Was soll das heißen?«, fragte er.
    »Das soll heißen, dass du mehrere Jahre an einem Seminar warst und bis zum Hals in Mystizismus eingetaucht bist«, sagte Finn. »Und es ist nicht einmal der ganz normale menschliche Mystizismus, sondern der von der wahrhaft außerirdischen Sorte. Du hast da draußen dein Bewusstsein erweitert, mein Freund, so weit, dass selbst Jenkins’ völlig idiotische Theorie hineinpasst.« Er hob die Hände, als er Dahls Verärgerung spürte. »Ich mag dich, Andy, versteh mich nicht falsch. Ich glaube, du bist ein guter Kumpel. Aber mir scheint, dass dein persönlicher Hintergrund gegen dich arbeitet. Und ob es dir nun bewusst ist oder nicht, aber du führst unsere Kumpel hier immer tiefer in die Zone des Wahnsinns.«
    »Apropos persönlicher Hintergrund«, sagte Duvall. »Das hat mir an Jenkins am meisten Angst gemacht.«
    »Dass er uns so gut kennt?«, fragte Hanson.
    »Ich meine, wie viel er über uns weiß«, sagte Duvall. »Und was das seiner Meinung nach bedeutet.«
    Ihr seid alle Statisten, aber ihr gehört zu den besseren Statisten, hatte Jenkins ihnen erklärt. Der durchschnittliche Statist existiert nur, um schnell getötet zu werden. Deshalb hat so jemand keine Hintergrundgeschichte. Aber jeder von euch hat eine. Er zeigte der Reihe nach auf alle. Du warst der Novize einer Alien-Religion. Du bist ein Gauner, der sich in der ganzen Flotte Feinde gemacht hat. Du bist der Sohn eines der reichsten Männer des Universums. Du musstest dein letztes Schiff verlassen, nachdem du einen Streit mit deinem vorgesetzten Offizier hattest, und jetzt schläfst du mit Kerensky.
    »Du bist doch nur sauer, weil er allen anderen erzählt hat, dass du mit Kerensky bumst«, sagte Hester. »Vor allem, nachdem wir alle miterlebt hatten, wie du ihn hast abblitzen lassen.«
    Duvall verdrehte die Augen. »Auch ich habe Bedürfnisse«, sagte sie.
    »Er hatte in letzter Zeit drei Geschlechtskrankheiten«, sagte Finn.
    »Glaubt mir, ich habe ihn gezwungen, sich noch einmal gründlich durchchecken zu lassen«, sagte Duvall und blickte dann zu Dahl. »Und mach es mir bitte nicht zum Vorwurf, dass ich mich kratze, wenn es juckt. Und von euch kamen schließlich keine Angebote.«
    »He, ich war in der Krankenstation, als du dich an Kerensky rangemacht hast«, sagte Dahl. »Das war nicht meine Schuld.«
    Duvall musste darüber schmunzeln. »Aber es war gar nicht dieser Punkt, der mir Sorge macht«, sagte sie. »Sondern der andere.«
    Ihr werdet nicht einfach so sterben, sagte Jenkins. Für ein Fernsehpublikum ist es unbefriedigend, wenn in jeder Episode einfach nur irgendein zufälliger bedauernswerter Idiot hopsgeht. Ab und zu will man den Eindruck erwecken, dass eine reale Person zu Tode kommt. Also führen sie eine kleine Nebenrolle ein, bauen sie über einen längeren Zeitraum auf, damit das Publikum die Person sympathisch findet, und dann muss sie ins Gras beißen. Das ist eure Rolle, Leute. Weil ihr persönliche Hintergrundgeschichten habt. Wahrscheinlich wird euer Tod in einer kompletten Episode zelebriert.
    »Das war der absolute Blödsinn«, sagte Finn.
    »Du hast gut reden«, sagte Hester. »Ich bin der Einzige von uns, der keine interessante Hintergrundgeschichte hat. Ich habe gar nichts. Mein nächster Außeneinsatz wird mein Todesurteil sein.«
    Finn zeigte auf Hester und sah Dahl an. »Siehst du? Genau das meine ich. Du hast einen schwachen und labilen Geist aus dem Gleichgewicht gebracht.«
    Darüber musste Dahl lächeln. »Und du bist die einsame Stimme der Vernunft.«
    »Ja!«, sagte Finn. »Denkt mal darüber nach, was es bedeutet, wenn ich in dieser Gruppe die einzige Person bin, die für eine realistische Sichtweise plädiert. Ich bin der verantwortungsloseste Mensch, den ich kenne. Ich hasse es, die Stimme der Vernunft sein zu müssen. Ich mache das wirklich nicht gern.«
    »›Schwach und labil‹«, murmelte Hester.
    »Du warst es, der einen Schuh als Schuh bezeichnen will«, erwiderte Finn.
    Duvalls Phon klingelte, und sie zog sich für einen Moment zurück. Als sie zurückkehrte,

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