Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei
Pfeil, inmitten der Trümmer, die von dem Zelt des Anführers übrig geblieben waren. Niemand wagte, sich dem grausigen Schauplatz zu nähern. Sie befürchteten, dass Cluny ihnen, wenn er sie bei seiner Rückkehr in der Nähe des Toten sah, die ganze Schuld in die Schuhe schieben würde.
Konstanze spähte aufgeregt über die Brustwehr. Da stimmte irgendetwas nicht, sie hatte ein ungutes Gefühl in ihrer feinen Nase. Die schlimmsten Befürchtungen der Dächsin bestätigten sich, als sie sah, wie Cluny die Straße überquerte und auf die Wiese zulief. Konstanze beobachtete, wie er einen Satz über den Graben machte. Es gab nicht den geringsten Zweifel daran – dieser Rattenmann war eindeutig Cluny die Geißel. Sie hatte die falsche Ratte getötet!
Cluny hatte seinen Trupp im Wald zurückgelassen. Sie wussten, was sie zu tun hatten. Es würde eine ganze Weile dauern, aber der Plan war hieb- und stichfest und durchführbar. Während Cluny eilig über die Wiese schritt, sagte ihm sein siebter Sinn, dass da etwas nicht in Ordnung war. Sein Auge suchte die Gegend ab. Da war die Horde, sie hatten sich am anderen Ende der Wiese versammelt, aber was war mit seinem Zelt passiert?
In den Trümmern konnte Cluny vage eine zusammengekauerte Gestalt erkennen. Es war sinnlos, Vermutungen anzustellen, und so beschleunigte er seinen Schritt.
Reißzahn kam ihm auf halbem Wege entgegen. Cluny gebot ihm mit erhobener Klaue zu schweigen. Er wollte wissen, was los war, und keine endlosen Entschuldigungen anhören. Er stieß die Zeltbahn zur Seite und enthüllte das schmerzverzerrte Gesicht von Käseklau. Der große Pfeilschaft ragte aus der zerstörten Rüstung hervor, die er immer im Krieg getragen hatte.
Cluny blickte zwischen der Abtei und dem Leichnam hin und her. Blitzschnell erfasste er die Lage. Die große Dachsfrau spähte über die Mauer. Sie war es gewesen!
Clunys Gedanken überschlugen sich. Die Horde am anderen Ende der Wiese sah verängstigt aus. Es war ein Irrtum gewesen, der Pfeil hatte ihm gegolten. Plötzlich schoss dem einfallsreichen Kriegsherrn ein Gedanke durch den Kopf, wie er die Situation zu seinem Vorteil nutzen konnte.
Reißzahn war, gelinde gesagt, überrascht. Cluny klopfte ihm kräftig auf die Schulter und führte ihn über die Wiese zur Horde, die ängstlich wartete. Cluny lachte laut, um sie zu beruhigen. Er zwinkerte schelmisch mit seinem Auge.
»Tja, da hat mein kleines Komplott ja ganz hervorragend geklappt. Haben wir den schmutzigen Verräter endlich geschnappt, was, alter Knabe?«
Reißzahn wusste nicht recht, wie ihm geschah, als der Käpten ihn ansprach, aber er besaß genug Geistesgegenwart, um nicht zu widersprechen.
»Wie? Oh, äh, na klar, ham wir, Käpten.«
Cluny wies mit dem Kopf zu Käseklaus Leiche hinüber.
»Seht ihr das? Dann lasst es euch allen eine Warnung sein. Haha, ich wusste, was der alte Käseklau vorhatte. Habt ihr denn nicht gesehen, wie er letzte Nacht wichtigtuerisch am Rammbock stand? Was für eine Anmaßung!«
Von allen Seiten erscholl zustimmendes Gemurmel. Die meisten von ihnen hatte der ehrgeizige Käseklau unter Druck gesetzt, damit sie Dienst am Rammbock taten.
»Richtig, wir ham ihn gesehn, Käpten.«
»Der hat sich vielleicht aufgespielt und herumgebrüllt.«
»Er hat mich zwei Stunden am Rammbock schuften lassen.«
»Man hätt meinen können, dass er der Kommandant is.«
»Ganz genau!«, rief Cluny. »Ich hatte Käseklau schon geraume Zeit im Auge! Er hat herumkommandiert ohne meine Erlaubnis. Tja, Jungs, ich gehe jede Wette ein, dass er euch ganz schön hat springen lassen, als ich weg war.«
»Der hat mich rumgeschubst, Käpten«, rief Schwarzkralle entrüstet. »Es ging immer nur ›tu dies‹, ›hol das‹, ›ich bin im Zelt vom Käpten‹. Ich glaube, der war größenwahnsinnig geworden, Käpten.«
Cluny legte dem Redner eine Klaue um die Schulter. »Ich danke dir, Schwarzkralle. Du bist ein kluger Hauptmann. Du hast also auch bemerkt, dass Käseklau meine Horde, der ich voll und ganz vertraue, in seine Gewalt bringen wollte. Warum hätte er denn sonst mein Zelt benutzt und meine Kriegsrüstung angelegt?«
Die Soldaten nickten einander mit wissendem Blick zu. Clunys Vermutung war richtig: Niemand weinte dem toten machthungrigen Großmaul auch nur eine Träne nach.
Cluny fuhr fort: »Seht ihr, ich wusste, dass das Dachsweib und ihre Freunde vorhatten, mich zu töten, also wollte ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: sie zum
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