Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei
dass wir Spitzmäuse ein zänkisches Völkchen sind. Wir geraten aneinander, streiten, zanken und kämpfen unter uns Unionsmitgliedern so viel, dass wir oftmals den Blick für das Wesentliche verlieren. So sind wir nun einmal. Bitte nimm unsere Entschuldigung an, Freund.«
Matthias nahm den Stein wieder an sich. »Ich werde euch dieses eine Mal vergeben. Ihr sagt, ihr seid Spitzmäuse und ihr nennt mich euren Freund. Ihr sagt mir, dass ihr vergesslich seid. Lasst mich euch eines sagen, ich bin ein Krieger von Redwall. Ich werde niemals vergessen, wer meine Freunde sind und wer mir ein Leid zugefügt hat. Allerdings, in diesem Fall denke ich, ist es das Beste, wenn wir die Sache einfach vergessen. Ihr müsst mir jetzt gut zuhören. Ich habe euch etwas sehr Wichtiges mitzuteilen. Es kann das Leben einer jeden Spitzmaus hier grundlegend verändern. Hauptmann Schnee hat mir erzählt, dass Asmodeus im alten Steinbruch jenseits des Flusses lebt. Er hat mir folgenden Eid geschworen: Wenn ich Asmodeus besiege, wird der Eulenmann nie wieder einer Spitzmaus das Leben nehmen.«
Als das Stimmengewirr der erstaunten Spitzmäuse langsam wieder erstarb, fuhr der junge Mäuserich fort: »Denkt darüber nach, Mitglieder der Spitzmausguerilla! Für euch wäre es in doppelter Hinsicht ein Segen. Wenn Asmodeus erst einmal tot ist und Hauptmann Schnee durch seinen Eid die Klauen gebunden sind, müsstet ihr keinen von beiden mehr fürchten und könntet in Sicherheit leben. Und wo ich gerade einmal bei dem Thema bin: Mein Freund Julian, der Kater, ist ziemlich harmlos. Er wird euch nichts zuleide tun. Ihr habt seine Erlaubnis, euch jederzeit aus der Scheune zu holen, was ihr braucht, vorausgesetzt ihr verhaltet euch ruhig und verzichtet darauf, zu kämpfen oder zu streiten. Mehr habe ich euch nicht zu sagen. Und jetzt führt mich zum Steinbruch.«
Matthias wartete geduldig, während die Spitzmäuse um ihn herum sich mit gedämpften Stimmen unterhielten. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie ein so großzügiges Angebot ausschlagen würden. Er versuchte, ein paar Gesprächsfetzen mitzubekommen. Einige schienen ganz und gar dafür zu sein, andere wieder waren sich offenbar nicht sicher, ob sie auf sein Wort vertrauen durften. Schließlich trat ein kleiner, kriegerisch aussehender Spitzmäuserich vor und nahm den Stein an sich. Es klang sehr offiziell, als er Matthias ansprach: »Unsere Regeln besagen, dass der Steinbruch jenseits des Flusses nicht mehr zum Territorium der Spitzmäuse gehört, Mäuserich. Daher können wir dich nicht begleiten.«
Roy-Ahoi schnellte vor und versetzte dem Sprecher einen kräftigen Stoß, dass dieser der Länge nach hinschlug.
»Du feiger, undankbarer kleiner Dummkopf!«, schrie Roy-Ahoi. »Wie kannst du es wagen, so etwas zu sagen, nachdem dieser Krieger sich so für uns eingesetzt hat?«
Guasim ergriff den Stein, der am Boden lag. »Hör sofort auf, Roy-Ahoi! Du hast kein Recht, einen Genossen anzugreifen! Was er gesagt hat, war richtig. Die Regeln unserer Guerilla-Union besagen, dass kein Mitglied gezwungen werden kann, die Grenzen unseres Territoriums zu überschreiten.«
Noch bevor Roy-Ahoi etwas erwidern konnte, brach ein Aufruhr los. Die Spitzmäuse begannen zu treten, zu stoßen, zu streiten, zu kreischen, zu ringen und zu schreien. Am Waldrand von Mossflower herrschte ein Höllenlärm.
Matthias hielt den Stein hoch und versuchte, den Tumult zu übertönen, aber seine Stimme verlor sich in dem lauten Durcheinander. Wütend packte er den nächstbesten Spitzmäuserich und schrie ihn an: »Hör zu! Du sagst mir jetzt, in welcher Richtung der Fluss liegt, oder -«
Sein sich windendes Opfer wies mit einer Pfote nach Nordosten, bevor es sich aus Matthias’ Umklammerung befreien konnte und kopfüber in der Schlägerei untertauchte.
Den jungen Mäuserich packte die Wut. Er schwenkte den Stein hin und her und schrie: »Nur weiter so, kämpft doch, ihr blöden Schwachköpfe! Ich bin auf keinen von euch angewiesen! Ich gehe allein, und jetzt zeige ich euch, was ich von eurer Union und dem verrotteten alten Stein halte!«
Er holte Schwung und schleuderte den Stein mit aller Kraft von sich. Er flog hoch über die Köpfe der Streithähne hinweg, bevor er im Wald verschwand.
Matthias machte kehrt und stürmte in Richtung Fluss davon.
46
Es herrschte allgemeine Besorgnis im Lager auf der Wiese. Käseklau war tot. Er trug Clunys beste Rüstung und lag, durchbohrt von einem riesengroßen
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