Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei
der Spitzmäuserich ein kurzes, nervöses Hüsteln von sich.
»Ähem, äh, Matthias, was gestern passiert ist, tut mir wirklich Leid. Wie du sehen kannst, haben wir uns per Mehrheitsbeschluss dafür entschieden, mit dir zu gehen.«
Der junge Mäuserich beachtete ihn immer noch nicht. Roy-Ahoi sackte in sich zusammen.
»Hör mal, Matthias. Wir Unions-Spitzmäuse versuchen, unser Leben in demokratischer Weise zu organisieren. Sei nicht zu hart mit deinem Urteil über uns. Der Spitzmäuserich, der sich dagegen aussprach, dich zu begleiten, zitierte nur eines unserer Gesetze. Es war falsch von mir, auf ihn loszugehen. Guasim hatte Recht.«
Matthias erhob sich und schulterte sein Bündel. »Schau mal, Roy-Ahoi. Komm mir nicht mit euren albernen Regeln: Unterabschnitt drei, Paragraph vier und dieser ganze Blödsinn. Entweder ihr seid für oder gegen mich. Meine Zeit ist zu kostbar, als dass ich sie mit einem Haufen Unionsregeln und Spitzmausstreitigkeiten verschwenden könnte.«
Roy-Ahoi nahm sein Bündel und schenkte dem jungen Mäuserich ein breites Lächeln. »Matthias, mein Freund, wir sind mit jeder Spitzmaus dabei. Zähne, Klauen und Nägel! Führe uns, wackerer Krieger!«
Matthias war die Erleichterung anzusehen, als er laut loslachte. »Na, dann lass uns losziehen, Freund Roy-Ahoi. Wir haben eine Natter zu bekämpfen und ein Schwert zu erobern!«
Matthias wurde von einer Gruppe von Spitzmäusen umringt, die sich gerade darüber stritt, welches denn nun der beste Weg zum Steinbruch sei, und so marschierte er einfach entschlossen voran. Sie zogen an den letzten Bäumen vorbei und ließen dann den Wald von Mossflower weit hinter sich; marschierten über offenes Gelände, wobei vorsichtshalber ein großer Bogen um die Farm gemacht wurde; rutschten auf dem Hosenboden unter Weißdornhecken hindurch, überquerten ausgetrocknete Gräben und zahlreiche Felder, die in der Sommerstille brachlagen.
Um die Mittagszeit machten sie am Ufer eines langsam dahinfließenden, breiten Flusses Rast.
Matthias saß beim Mittagessen neben Guasim. Es würde ihre letzte warme Mahlzeit sein. Wenn sie erst einmal am anderen Ufer des Flusses waren, würde ihr Tagesablauf dadurch bestimmt werden, dass sie vor allem heimlich, still und leise vorgehen mussten. Kein Feuer, kein Laut. Matthias schnippte einen Kiesel ins Wasser.
»Wie sollen wir denn überhaupt hier hinüberkommen?«, fragte er.
Guasim hatte den Mund voll Brot, als sie antwortete: »Mit Roy-Ahoi, wie denn sonst? So ist er überhaupt erst zu seinem Namen gekommen, musst du wissen. Sein Vater und auch der Vater seines Vaters wurden schon Roy-Ahoi genannt. Die Familienmitglieder waren alle Fährspitzmäuse auf diesem Fluss. Wenn du das Wasser überqueren wolltest, dann hast du dich ans Ufer gestellt und ›Roy-Ahoi‹ gerufen. Na, wollen doch mal sehen, ob es noch funktioniert.«
Guasim ging zum Flussufer. Sie formte mit ihren Pfoten einen Trichter um ihren Mund und rief mit heulender Stimme: »Roy-Ahoi-Ahoi-Ahoi-Ahoi!«
Der ältere Spitzmäuserich kam aus einem Schilfbett hervor, wobei er auf einem großen schwimmenden Baumstamm balancierte, den er mit einem langen Stock gekonnt antrieb, sodass er mit Wucht ans Ufer stieß. Erbost sprang er an Land und machte Guasim Vorwürfe. »Du Hohlkopf von Spitzmaus! Musst du an die große Glocke hängen, dass wir hier sind? Brüllst herum wie ein Nebelhorn! Wir sollten das Lager abbrechen und übersetzen, bevor jemand kommt.«
»Ich habe Matthias doch nur gezeigt, wie man die Fährspitzmaus herbeiruft«, brummelte Guasim.
»Ist das alles?«, fragte Roy-Ahoi hitzig. »Warum zeigst du ihm denn nicht einmal die Schlangenspuren im Schlamm da drüben? Oder hast du sie etwa nicht bemerkt? Asmodeus ist vor nicht einmal vier Stunden hier vorbeigekommen. Er ist wahrscheinlich im Wald von Mossflower auf der Jagd. Reines Glück, dass wir ihm nicht über den Weg gelaufen sind. Es könnte sein, dass er noch vor Anbruch der Nacht auf diesem Weg wieder zurückkehrt.«
Matthias starrte entsetzt und zugleich fasziniert auf die breite Spur, die der Schlangenmann im Schlamm hinterlassen hatte. Die Spitzmäuse waren alle hastig an Bord des merkwürdigen Bootes geklettert.
»Beeil dich, Matthias! Alle Mann an Bord!«, zischte Roy-Ahoi.
Obwohl es nicht ungefährlich war, machte dem jungen Mäuserich die Flussüberquerung auf dem Baumstamm wirklich Spaß. Mehrere Spitzmäuse hatten Schnüre aus ihren Bündeln hervorgeholt und waren mit Erfolg beim
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