Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei
seine Horde in Redwall einmarschieren zu lassen!
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Die letzten Strahlen der untergehenden Sonne schienen durch das offene Scheunentor und erhellten auch jene Winkel, die sonst im Dunkeln lagen. Matthias hatte sich inmitten der Überreste eines opulenten Festgelages im Heu ausgestreckt. Die Guerilla-Union aller Spitzmäuse in Mossflower hatte sich mit diesem fürstlichen Mahl selbst übertroffen. Er hob eine Trüffel auf und schleuderte sie mit einem zufriedenen Seufzer von sich; es stand zu befürchten, dass er platzen würde, wenn er sich zwang, auch nur einen einzigen weiteren Happen in seinen Mund zu stecken.
Zur einen Seite des jungen Mäuserichs stapelten sich die Geschenke von Junker Julian von Gingivere, Hauptmann Schnee und den Spitzmäusen, zu seiner anderen lag sein Schwert und reflektierte die Strahlen der abendlichen Sonne. Das Regiment der Guerilla-Spitzmäuse hatte beschlossen, die Folgen ihres rauschenden Festes draußen in der Sonne auszuschlafen. Sie lagen auf dem Hof herum und waren so satt, dass sie nicht einmal mehr streiten konnten.
Roy-Ahoi kam träge hereingeschlurft und ließ sich neben seinen Freund fallen.
»Ich grüße dich, oh mächtiger Krieger«, kicherte er, »Retter aller Spitzmäuse, Schlächter des Giftzahns, der mit den Katzen spricht, der mit Eulen Freundschaft schließt, der alle -«
»Ach, halt die Klappe, du verflixte kleine Nervensäge!«, kicherte Matthias und schubste Roy-Ahoi vom Heuballen, sodass er in den Staub purzelte.
»Was weißt du eigentlich über Vögel?«, fragte Roy-Ahoi. »Kennst du dich zum Beispiel mit Spatzen aus?«
Matthias gähnte. »Wie kommst du denn ausgerechnet auf Spatzen? Doch, ich hatte schon mal mit ihnen zu tun. Was willst du denn wissen?«
»Eigentlich nichts«, murmelte der Spitzmäuserich schläfrig. »Aber ich habe gehört, dass sich da eine Spatzenfrau drüben am Waldrand herumtreibt. Natürlich kann keiner von uns auch nur ein einziges Wort von dem verstehen, was diese barbarische Wilde von sich gibt. Sie kreischt da hinten wie verrückt herum, hüpft und tanzt hin und her und führt sich richtig hysterisch auf, zumindest habe ich das gehört.«
Matthias sprang auf und packte sein Schwert. »Komm mit, Roy-Ahoi. Ich spreche die Spatzensprache. Wir sollten lieber hingehen und herausfinden, warum sie so aufgeregt ist.«
Mit einer ganzen Schar von Guerilla-Spitzmäusen im Schlepptau machten sich die beiden Gefährten im Laufschritt auf den Weg zum Wald von Mossflower.
In der Luft über dem hohen Gras vor dem Wald konnte man die Spatzenkriegerin sehen. Sie flatterte auf und ab und gab ein heiseres Geschrei von sich. Roy-Ahoi und die Spitzmäuse waren verblüfft, als Matthias vorauslief und aus vollem Halse schrie: »Kriegsfeder Spatz, du es sein, alte Wurmkriegerin!«
Voll unbändiger Freude trafen sich die beiden Freunde wieder. Sie kugelten sich im Gras wie ein Paar Verrückte und klopften einander auf den Rücken.
»Matthias Maus! Alter Wurmfreund! Sein sehr viel mutig jetzt! Wie es dir gehen?«
Die Spitzmäuse trauten ihren Augen nicht. Sie saßen herum und kratzten sich den Kopf angesichts des merkwürdigen Verhaltens des Spatzen und des Mäuserichs. Matthias plapperte mit Kriegsfeder in der schnellen Spatzensprache und erzählte ihr, was alles passiert war, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten. Kriegsfeder ihrerseits berichtete Matthias, was sie bis jetzt erlebt hatte.
Nach dem Tod von König Bullenspatz war Kriegsfeder zur Königin gekrönt worden. Grauflügel, ihre Mutter, wollte es so. Die Spatzensippe führte unter der weisen Regentschaft der jüngsten Königin aller Zeiten ein glückliches Leben. Nie wieder würden Spatzen unter der unberechenbaren Klaue eines Wahnsinnigen leben müssen.
Nachdem Kriegsfeder ihre Geschichte erzählt hatte, wurde sie sehr ernst. »Matthias, Redwall haben große Not. Wir sehen, alles sehen von Dach. Rattenwurm machen viele Pläne, aber Mäuse mutige Krieger. Ganze Zeit sie kämpfen dagegen, schlagen viele Rattenwürmer. Aber Kriegsfeder beobachten Rattenwurm König. Er viel schlimmer als König Bulle. Er machen bösen Plan, wie einnehmen Abtei. Rattenwurm bald sein drin in Redwall. Matthias Maus schnell kommen. Bringen Schwert.«
Matthias spürte, wie eine eiskalte Klaue der Angst von ihm Besitz ergriff. Er setzte sich mit einem Ruck ins Gras.
Roy-Ahoi schüttelte seinen Freund. »Was hat sie gesagt, Matthias? Du siehst aus, als ob du dem Geist von Giftzahn begegnet
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