Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei
ihnen. »Du, Anführer! Wie war dein Name noch mal?«
»Plumpatsch, Herr«, war die Antwort des Siebenschläfers.
Cluny packte Plumpatsch brutal beim Nackenfell und zerrte ihn von seinen am Boden liegenden Mitgefangenen fort. »Wer sind diese anderen erbärmlichen Kreaturen, Plumpatsch?«
Der Siebenschläfer antwortete mit zitternder Stimme: »Meine Familie, Herr. Meine Mutter, mein Vater, meine Brüder und Schwestern und meine Frau mit unseren beiden Kleinen. Oh bitte, Herr, verschont sie, ich bitte Euch!«
Cluny lachte grausam. Sein Auge zeigte kein Mitleid. Er beugte sich dicht zu Plumpatsch hinunter und flüsterte mit rauer Stimme: »Was würdest du tun, um sie zu retten?«
Der Siebenschläfer sah, wie Clunys Auge gemächlich von seiner Familie zu dem großen Feuer hinüberschwenkte.
»Alles! Alles, was Ihr sagt! Was verlangt Ihr von mir?«, kreischte er vor Angst und Sorge.
Cluny peitschte triumphierend mit dem Schwanz und zog Plumpatsch zu sich heran, bis sich ihre Nasen berührten. Die Stimme des großen Rattenmannes war ebenso widerlich und böse wie sein Atem.
»Hör gut zu. Du wirst das Tor der Abtei für mich öffnen, mein Freund. Wenn du versagst, dann wird mir deine kostbare kleine Familie dafür büßen! Also, ich sage dir jetzt, was du zu tun hast.«
Konstanze zog kräftig an ihrem Seil. Für eine voll ausgewachsene Dächsin war es keine schwere Aufgabe. An den anderen Seilen waren Tiere, die sich an Kraft und Stärke mit ihr nicht messen konnten, aber sie hievten und zogen mit nicht minder gutem Willen. Kornblume und der Schweigende Sam schafften kalte Getränke und Schweißtücher herbei. Die Reparaturarbeiten kamen gut voran.
Keinem fiel auf, dass sich ein zusätzlicher Siebenschläfer unter den Arbeitern auf der Straße befand. Plumpatsch!
Cluny hatte ihn mit einer Kutte ausstaffiert, die er einem Gegner abgenommen hatte, der tot von der Brustwehr gestürzt war. Plumpatsch hatte sich im Graben versteckt und war dann im Verborgenen weitergelaufen, bis er sich auf der Höhe des Torhauses befunden hatte. In einem geeigneten Augenblick war er mit einem Brett auf der Schulter aus dem Graben geklettert und hatte sich den Arbeitsgruppen angeschlossen. Sie arbeiteten fleißig weiter, bis Jessica Eichhorn, die als Aufseherin eingesetzt war, entschied, dass die Reparatur abgeschlossen sei. Womit sie Recht hatte: Das Tor des alten Torhauses sah so gut wie neu aus. Die Werkzeuge und das übrig gebliebene Holz wurden eingesammelt und die Straße wurde gefegt. Die Arbeiter waren sehr zufrieden mit diesem hervorragenden Ergebnis und nahmen schnell noch das Material auf, bevor sie dann in den großen Körben wieder zur Brustwehr hinaufgezogen wurden. Plumpatsch saß zwischen Bruder Alf und Bruder Rufus. Weit hinten auf der Wiese konnte er Cluny sehen, der ihn beobachtete – er beobachtete ihn unablässig.
Plumpatsch verfluchte das Schicksal, dem er es zu verdanken hatte, dass er und seine Familie in die Hände der Ratten gefallen waren. Die Bewohner von Redwall waren so fröhlich und freundlich. Er saß auf dem Rasen im Kreuzgang, als man ihm den Nachmittagstee brachte. Für den Siebenschläfer hatte das gute Essen einen schalen Beigeschmack, wenn er daran dachte, dass er diese netten Abteibewohner würde verraten müssen, aber er sah keinen anderen Ausweg, wenn er seine Familie retten wollte. Nach dem Tee gab er vor, noch irgendeine Arbeit erledigen zu müssen, und trollte sich. Als niemand in der Nähe war, versteckte er sich in dem Raum des alten Torhauses, der Methusalem einst als Arbeitszimmer gedient hatte. Er verschloss die Tür und legte sich einsam und unglücklich nieder, um den Einbruch der Nacht zu erwarten.
In der Wohnhöhle hielt der ehrwürdige Abt seinen Hauptmännern eine ermutigende Ansprache.
»Freunde, es wird Cluny wenig nützen, die Abtei zu belagern. Wie ihr alle wisst, sind wir hier in Redwall praktisch Selbstversorger. Alles, was wir brauchen, um unser Leben zu erhalten und unser Wohlergehen zu gewährleisten, befindet sich hier innerhalb dieser Mauern. Daher schlage ich vor, dass wir weitermachen wie bisher und uns so normal verhalten wie möglich. Allerdings müssen die Mauern zu jeder Zeit bewacht werden. Das überlasse ich euch, meine Hauptmänner. Habt immer ein wachsames Auge auf Cluny und seine Horde. Ich weiß, dass wir dank eurer Hilfe und eures guten Urteilsvermögens, meine lieben Ratgeber, schon bald den Tag erleben werden, an dem der Feind gezwungen
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