Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei
erkannten aber, dass Matthias schon bald zusammenbrechen würde, wenn er diese Geschwindigkeit beibehielt.
Das Problem löste sich dadurch, dass Matthias über eine Baumwurzel stolperte und der Länge nach hinschlug. Seine beiden Freunde zwangen ihn, am Boden zu bleiben, und redeten auf ihn ein, um ihn zur Vernunft zu bringen.
Schließlich überzeugten sie ihn und so setzte sich Matthias mit seinen Verbündeten zwischen die Farnblätter. Die Zeit war nicht verschwendet, denn sie hielten einen Kriegsrat ab.
»Du läufst am besten allein weiter nach Redwall, Matthias«, sagte Roy-Ahoi. »Ich warte hier auf meine Truppe. Wir werden den größten Teil der Strecke im Eilschritt zurücklegen, keine Sorge. Die Spitzmäuse der Guerilla werden dicht hinter dir sein. In der kühlen Nachtluft kommen wir bestimmt sehr schnell voran.«
Der junge Mäuserich wurde von nagenden Zweifeln geplagt. »Das mag ja stimmen, aber wie wollen wir bloß über die Mauer in den Hof der Abtei gelangen? Wenn Cluny Redwall erobert hat, dann hat er bestimmt seine Wachposten auf der Brustwehr aufgestellt.«
»Wofür Rattenwurm sollten brauchen Wachen?«, fragte Kriegsfeder achselzuckend. »Er haben Abtei, nicht wissen, dass wir kommen, um holen zurück.«
»Stimmt, Kriegsfeder, du hast ja vollkommen Recht! Aber uns bleibt dennoch das Problem, dass wir nicht wissen, wie wir hineingelangen sollen«, erwiderte Matthias.
Die junge Spatzenkönigin zwinkerte frech. »Sein leicht. Ich holen Spatzen und wir öffnen kleine Wurmtüren in Mauer; im Osten, im Süden, im Norden; du werden sehen, wir das gut können. Kriegsfeder jetzt weiterfliegen, sehen Freund Matthias Maus in Redwall.«
Die Spatzenkönigin schoss in die Luft wie ein Pfeil. Matthias erhob sich, um weiterzulaufen. Roy-Ahoi blieb zurück und wartete darauf, dass seine Krieger ihn einholten.
Plumpatsch, der neben dem Tor der Nordmauer lag, bewegte sich. Er stöhnte und drehte sich auf den Rücken. Er hatte eine schlimme Wunde an seinem Hinterkopf, aber er spürte noch sehr viel Leben in sich. Das Erste, was der Siebenschläfer mit seinem getrübten Blick wahrnahm, waren drei Spatzen, die sich über ihn beugten. Es waren Grauflügel, Kampffalke und Windgefieder. Lautlos trugen sie Plumpatsch durch die geöffnete Tür in den Wald.
Grauflügel gab den beiden Spatzenkriegern ihre Befehle: »Roten Lappen und Fett mitnehmen. Viele Spatzen holen. Leise fliegen, andere kleine Wurmtüren schmieren. Warten, bis Königin Kriegsfeder zurück. Rattenwürmer dürfen nicht sehen Krieger, jetzt losfliegen.«
In den Nachtstunden waren zahlreiche Spatzen damit beschäftigt, heimlich die Riegel, Bolzen und Angeln der kleinen Tore in der Mauer zu schmieren.
Irgendwo in Mossflower eilte Matthias immer noch in Richtung Redwall. Roy-Ahoi und das Regiment der Guerilla-Spitzmäuse folgten ihm dicht auf den Fersen. In den Zweigen der Bäume um die Abtei herum saßen etwa tausend Spatzenkrieger und warteten.
57
Langsam breitete sich das fahle Licht des Morgengrauens am Himmel aus. Die ersten Sonnenstrahlen gaben den Sandsteinmauern einen Anstrich von dunklem Rosa und trübem Rot. Tau benetzte die Späte Rose.
Und wieder kündigte sich ein wunderschöner Sommertag an, doch diesmal herrschte in ganz Mossflower eine furchtbare Anspannung, denn schon bald würden Tod und Verderben über die im Gras hockenden Gefangenen hereinbrechen.
Die Hauptmänner der Horde kamen aus der Abtei gestapft. Sie stießen mit den Spitzen ihrer Entermesser nach den Gefangenen und ließen die flachen Klingen auf die wehrlosen Verteidiger heruntersausen.
»Los doch, keine Müdigkeit vorschützen! Aufstehen! Stellt euch grade hin, Mäuse! Tretet zur Seite! Macht Platz für Cluny die Geißel!«
Zögernd folgten die Truppen von Redwall den Anweisungen. Sie drehten sich um und die Augen aller richteten sich auf die Tür zum Großen Saal.
Die Stille endete jäh, als die Tür aufgestoßen wurde und Cluny herausstolzierte. Hinter ihm folgten Reißzahn und Zapfentöter, die eine brennende Fackel und die Standarte der Horde trugen. Die Soldaten der siegreichen Horde brachen in wilden Jubel aus. Cluny war der Inbegriff barbarischer Macht, er war von seinem Giftstachel am Schwanz bis hin zu seinem Furcht erregenden Kriegshelm zur Schlacht gerüstet, jeder Zoll ein Eroberer.
Hoch erhobenen Hauptes rauschte er an den zu beiden Seiten aufgestellten Gefangenen vorbei, ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen. Er stieg auf das
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