Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei
Nächstes Mal würde alles anders werden.
»Gierschlund«, rief er. »Nimm dir einige Soldaten und geh kundschaften. Schaut euch um, ob ihr nicht ein großes, stabiles Holz, einen großen Holzblock oder einen Baumstamm findet, irgendetwas, das man als Rammbock benutzen kann.«
Die Mäuse hatten vielleicht eine Schlacht gewonnen, aber Cluny hatte noch nicht den Krieg verloren, bei den Klauen des Höllendonners!
Die Abteimäuse würden mit ihrem Leben dafür bezahlen, dass sie Cluny der Geißel so etwas angetan hatten.
24
Bruder Methusalem war mit einem kleinen Pinsel und einem Fass schwarzer Tinte beschäftigt. Er bürstete den Staub der Jahrhunderte von jedem einzelnen Buchstaben und zeichnete ihn dann mit Tinte nach. Auf diese Weise würde man die Botschaft, die unter dem Wandteppich in den Stein gemeißelt worden war, besser lesen können.
»Ach, Matthias, da bist du ja«, quietschte Methusalem.
Er blinzelte den jungen Mäuserich über den Rand seiner Brille hinweg an. »Schau mal, ich habe hier etwas, was ich dir zeigen möchte. Ganz durch Zufall habe ich diese Inschrift entdeckt, wo früher das Bild von Martin gehangen hat.«
Matthias sah man an, wie aufgeregt er war.
»Was steht denn da, Bruder Methusalem?«, rief er.
Der alte Pförtner nieste, als er noch mehr Staub von den Buchstaben an der Wand bürstete.
»Alles zu seiner Zeit, mein Junge! Hier, fass mal mit an. Du bürstest den Staub von der Inschrift, während ich die Buchstaben mit Tinte nachzeichne. Wenn wir beide zusammenarbeiten, werden wir schon bald fertig sein.«
Mit Energie und gutem Willen machte sich Matthias an die Arbeit. Er schrubbte kräftig und hüllte sie beide in eine Staubwolke. Methusalem nieste vor sich hin und musste sich beeilen, um mit Matthias Schritt zu halten.
Eine Stunde später saßen die beiden auf dem Steinfußboden und spülten den Staub mit Oktoberbier hinunter, während sie ihr Werk bewunderten.
»Es ist in alter Schrift geschrieben«, sagte Methusalem, »aber ich kann es dennoch deutlich lesen.«
Matthias drängte ihn ungeduldig: »Was steht denn nun da, mein Greis? Beeilt Euch und lest es mir vor!«
»Geduld, du junger Frechdachs«, tadelte der alte Mäuserich. »Sei still und hör zu. Es sind Verse:
Wer sagt, ich sei tot,
ist gar nicht sehr weise.
Ich – mit hatas,
in Redwall zwei Mäuse!
Der Krieger ruht
zwischen Saal und Höhle.
Ich – mit hatas,
große Aufgaben wähle.
Such nach dem Schwert
im hellen Mondenlicht,
wenn des Tages erste Stunde
nachts im Norden sich bricht.
Von über der Schwelle aus
suche, du findest beizeiten,
Ich – mit hatas,
mein Schwert wird nun für mich streiten.«
Matthias blinzelte und kratzte sich am Kopf. Er schaute Methusalem an. »Was hat das zu bedeuten? Für mich ist das ein Rätsel.«
»Ganz genau«, sagte der alte Mäuserich. »Es ist in der Tat ein Rätsel, aber mach dir keine Sorgen, Matthias, gemeinsam werden wir es schon lösen. Ich habe darum gebeten, dass man uns Essen und Trinken herbringt. Wir beide werden uns nicht vom Fleck rühren, bevor wir nicht die Antwort gefunden haben.«
Kurze Zeit später trug Kornblume ein Tablett mit dem Frühstück für die beiden herein: Nussbrot, Salat, Milch und Pater Hugos vorzügliche Quittentorte.
Bevor sie ein Gespräch mit Matthias anknüpfen konnte, scheuchte Methusalem sie hinaus.
»Husch! Hinaus mit dir, kleine Feldmaus. Matthias muss einen klaren Kopf behalten, damit er mir helfen kann, ein wichtiges Problem zu lösen, also lauf schon.«
Kornblume zwinkerte Matthias zu, schüttelte ihren Kopf über Methusalem und schritt betont würdevoll mit hoch erhobener Nase hinaus.
Matthias blickte ihr hinterher, bis Methusalem ihm ins Ohr zwickte. »Nun pass gut auf, junger Mäuserich. Wir müssen das hier Stück für Stück durchgehen. Nehmen wir uns also die ersten beiden Zeilen vor:
›Wer sagt, ich sei tot,
ist gar nicht sehr weise.‹«
Matthias wedelte mit seiner Pfote. Mit dem Mund noch voller Salat, nuschelte er: »Aber wir wissen doch, dass Martin tot ist.«
Methusalem nahm einen Schluck Milch, schnitt eine Grimasse und griff nach seinem Oktoberbier. »Ja, aber es heißt, wenn wir ihn für tot halten, wüssten wir nichts. Also nehmen wir einmal an, er lebt.«
»Was? Wollt Ihr damit sagen, Martin ist am Leben und läuft hier herum?«, fragte Matthias. »Wir würden ihn doch erkennen! Es sei denn, er wäre verkleidet und würde ganz anders aussehen.«
Der alte
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