Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei
Konstanze aus. »Nein, so etwas! Hüpft der alte Exzentriker immer noch hier herum? Ich schätze, dass er zusammen mit der Wühlmausfamilie so um die Mittagszeit hier auftauchen wird. Basilius hat noch nie eine Gelegenheit ausgelassen, ein kostenloses Mittagessen zu ergattern.«
Die Versammelten sprachen Matthias für seinen Einfallsreichtum und seinen Mut ihren herzlichsten Dank aus. Matthias errötete. Dann hörte er aufmerksam den Berichten jener zu, die an der Schlacht teilgenommen hatten. Während man auf den denkwürdigen Kampf zurückblickte, gab es die unterschiedlichsten Vermutungen darüber, was die Zukunft bringen würde.
Würde Cluny sich von seinen Verletzungen erholen? War seine Horde so vernichtend geschlagen worden, dass sie ihre Lektion gelernt hatte? Oder würde sie wiederkommen?
Der Abt vertrat die Meinung, dass Cluny und sein Pöbel Redwall nicht mehr behelligen würden. Die Verletzungen ihres Anführers würden sich zweifellos als tödlich erweisen. Die Übrigen waren da ganz anderer Meinung und sie wählten Konstanze zu ihrer Sprecherin.
»Mit Cluny steht und fällt die ganze Sache«, sagte die Dächsin. »Diese Ratte ist viel widerstandsfähiger, als wir alle geglaubt haben. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie uns wieder angreifen.«
Konstanze pochte mit ihrer schweren Pfote auf den Tisch, um jedes ihrer Worte zu unterstreichen. »Cluny die Geißel wird Redwall wieder angreifen, worauf Ihr Euch verlassen könnt! Darauf gehe ich jede Wette ein! Denkt doch nur einmal darüber nach. Wenn Cluny wirklich seinen Plan aufgeben würde, diese Abtei zu erobern, dann würde er doch sein Gesicht verlieren und seine Glaubwürdigkeit bei seiner Armee. Darüber hinaus würde es sich im ganzen Land herumsprechen, dass Cluny nicht unbesiegbar ist, dass er sogar von Mäusen geschlagen werden konnte, und das erscheint mir am allerwichtigsten! Damit wäre der Legende von Cluny als Schreckgespenst ein Ende gesetzt. Es ist also vollkommen klar, dass Cluny, sobald er wieder auf den Beinen ist, gezwungen ist, einen zweiten Überfall auf Redwall vorzunehmen.«
Am Tisch herrschte ernüchtertes Schweigen.
Der Abt erhob sich. Er hatte eine Entscheidung gefällt.
»So sei es denn. Ich habe euren Rat und eure Meinung vernommen, meine lieben und treuen Freunde. Ich sehne mich zwar nach Frieden, aber ich bin mir darüber im Klaren, dass ich mich bei meinem Urteil von euren klugen und wohl wahren Worten leiten lassen muss. Daher stehe ich euch mit meiner Macht als Abt und mit meiner ganzen Unterstützung jederzeit zur Verfügung. Es ist mein Wunsch, dass Konstanze, Matthias, Winifred, Ambrosius und der Vormaulwurf für den Fall eines zweiten Angriffs das Oberkommando in Redwall übernehmen. Ich werde mich in erster Linie darum kümmern, dass den Verletzten geholfen wird und die Hungrigen Nahrung bekommen. Und jetzt, meine lieben Freunde, muss ich diese Versammlung vertagen, denn ich habe noch andere Dinge zu erledigen. Komm, Sam. Wir müssen deine klebrigen kleinen Pfoten waschen, bevor deine Eltern kommen. Oh, und bevor ich es vergesse, Matthias, Bruder Methusalem möchte dich gerne sprechen. Er ist im Großen Saal.«
23
Cluny die Geißel lag auf seinem Bett und wurde von quälenden Schmerzen geschüttelt. Seine Rattenhauptmänner hatten sich in einer Ecke des Krankenzimmers versammelt. Schweigend saßen sie da. Die furchtbaren Verletzungen wären für jede andere Ratte auf der Welt tödlich gewesen, aber nicht für Cluny – ein gebrochener Arm, ein gebrochenes Bein, zahlreiche Rippenbrüche, ein gebrochener Schwanz, geprellte Klauen und andere Verletzungen, die noch gar nicht hatten festgestellt werden können.
Gierschlund und vier andere hätten sich auf ihren Anführer stürzen und ihm den Garaus machen können.
Aber die Angst vor seiner legendären Macht war zu groß!
Niemand konnte sagen, wie viel unbarmherzige Kraft noch in Cluny steckte. Während er ihn so betrachtete, den fassförmigen Brustkorb, der beim Atmen auf und ab wogte, den immer noch kräftigen Schwanz, der hin und her zuckte, dann konnte Gierschlund nicht anders, als Clunys Stärke zu bewundern. Er war nicht einmal sicher, ob Cluny die Schwere seiner Verletzungen nicht nur vortäuschte als Test oder Falle für seine Hauptmänner.
Die zwölf Wachposten saßen eingesperrt in der reparierten Hütte, die sie eigentlich hätten bewachen sollen. Sie waren kräftig ausgepeitscht worden, weil sie die Wühlmausfamilie hatten entkommen
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