Redwall 02 - Mossflower - In den Fängen der Wildkatze
alles organisiert habe, werden wir diesem Dreckloch den Rücken kehren. Aber nun sehen wir erst einmal zu, dass du etwas in den Magen bekommst. Die sollten sich schämen, einen großen Kerl wie dich bei Wasser und Brot zu halten!«
Martin zuckte die Achseln und rieb sich seinen leeren Magen. »Tja, was soll es denn sonst geben? Manchmal konnte ich mich schon glücklich schätzen überhaupt Wasser und Brot zu bekommen. Was schlägst du denn vor? – Frische Milch und Haferplätzchen?«
»Tut mir Leid, Kumpel. Mit Milch oder Haferplätzchen kann ich dir nicht dienen. Wärest du denn auch mit Käse und Holunderbeerwein zufrieden?«, fragte er ernsthaft.
Martin fehlten die Worte, als Gonff eine Käseecke und eine flache Feldflasche mit Wein aus seinem Wams zog.
»Für Notfälle oder zum Handeln habe ich immer etwas bei mir. Hier, nimm dir nur. Ich habe von Käse und Wein erst einmal die Nase voll.«
Das brauchte er Martin nicht zweimal zu sagen. Der schlang den Käse hinunter und kippte sich den Wein derart gierig in seinen vollen Mund, dass er etwas davon vergoss. Gonff schüttelte staunend den Kopf, als er sah, wie schnell Wein und Käse verschwanden. »Nicht so hastig, Kumpel. Dir wird ja noch ganz schlecht werden. Lass dir Zeit.«
Martin bemühte sich redlich den guten Ratschlag zu befolgen, aber nachdem er so lange von Hungerrationen gelebt hatte, fiel es ihm äußerst schwer. Noch während des Essens begann er Gonff auszufragen. »Sag mal, wo bin ich hier eigentlich hineingeraten, Gonff? Ich bin nur ein einsamer Krieger auf der Durchreise; ich weiß nicht das Geringste über Mossflower und diese Wildkatzen.«
Der Mäusedieb strich sich nachdenklich über sein Schnurrhaar. »Jetzt warte mal eben, wo fange ich da am besten an? Bereits lange vor meiner Geburt beherrschte der alte Tyrann Verdauga Grünauge, Lord der Tausend Dingsbums und so weiter, Mossflower. Eines Tages, vor langer Zeit, kam er an der Spitze seiner Armee hier angerauscht. Er rückte aus dem Nqrden an und hatte es wohl auf die Festung abgesehen. Für die Waldbewohner war sie nichts weiter als eine alte Ruine, die schon immer da gestanden hatte; Verdauga sah sie allerdings mit anderen Augen. Dies war ein Ort, an dem er sesshaft werden wollte, wo es alles im Überfluss gab. Also marschierte er geradewegs hinein, ließ das Gemäuer so gut er konnte instand setzen, nannte es Kotir und erhob sich selbst zum Tyrannen. Es gab niemanden, der ihm Widerstand hätte leisten können; die Waldbewohner sind immer schon friedliebend gewesen – sie hatten noch nie eine ganze Armee ausgebildeter Soldaten erblickt und waren auch noch nie Wildkatzen begegnet. Verdauga hatte also freie Hand, konnte nach eigenem Gutdünken schalten und walten, aber er war schlau: Er erlaubte den hier Ansässigen in seinem Schatten zu leben und das Land zu bestellen. Die Hälfte ihrer Erzeugnisse wurde als Steuer einbehalten, um ihn und sein Ungeziefer zu ernähren.«
»Hat sich denn überhaupt niemand dagegen zur Wehr gesetzt?«, unterbrach ihn Martin.
Gonff nickte traurig. »Oh doch, es gibt noch ein paar Greise, denen die Angst immer noch so in den Knochen steckt, dass sie nicht den Mut haben zu erzählen, wie Verdauga und seine grausame Tochter den schlecht organisierten Aufstand niedergeschlagen haben. All jene, die nicht niedergemetzelt wurden, landeten in diesem Kerker, wo man sie verwesen ließ. Man hat mir gesagt, meine Eltern seien auch darunter gewesen, aber ich bin mir nicht so sicher, ob das wahr ist. Als Verdauga den Aufstand niedergeschlagen hatte, zeigte sich, was für ein schlauer General er war. Es gelang ihm, so eine Art Frieden mit den Waldbewohnern zu schließen. Sie hatten auch weiterhin die Erlaubnis im Schatten von Kotir zu leben und das Land zu bestellen, als Gegenleistung wollte er uns vor den umherstreifenden Banden aus dem Norden, die uns immer wieder überfielen, schützen. Wir waren damals zum Teil versklavt und sehr unorganisiert. Alle aufrührerischen Kämpfer waren aus dem Weg geschafft worden und unsere Kampfkraft war gebrochen, weshalb die meisten unter uns ihr Schicksal einfach hinzunehmen schienen. Im letzten Sommer wurde Verdauga dann krank. Da er sich nicht mehr selbst um die Siedlung kümmern konnte, ließ er seiner Tochter Zarina freie Hand. Im Gegensatz zu ihrem Vater ist sie böse und grausam. Seither wurden die Waldbewohner auf den Feldern viel zu sehr geschunden und zum Leben wurde ihnen auch nicht mehr genug gelassen. Igel wie Ben
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