Redwall 02 - Mossflower - In den Fängen der Wildkatze
niemals verzeihen, wenn sie dich dabei erwischen würden, wie du Käse und Wein aus dem Schloss von diesem Kater stiehlst.«
Mutter Stichler trocknete sich die Augen an ihrer geblümten Schürze. »Nie im Leben würden wir das, du kleiner Spitzbube. Oh, bei meinen Stacheln, ich darf gar nicht daran denken, was mit dir passieren würde, wenn dieses Ungeziefer dich eines Tages schnappen würde, Gonff.«
Gonff tätschelte sie vorsichtig. »Ist ja schon gut, beruhige dich, Goody. Ein Happen zu essen und etwas Warmes zu trinken, was ist das schon unter Kumpels? Die Kleinen müssen doch etwas zu beißen haben. Außerdem werde ich es nie vergessen, wie du und Ben mich aufgezogen und euch um mich gekümmert habt, als ich noch ein kleines Waisenkind aus dem Wald war.«
Ben nahm einen Schluck vom Wein und schüttelte den Kopf. »Trotzdem, sei bloß vorsichtig und vergiss nicht den alten Grundsatz des Rawim: Warte immer den richtigen Augenblick ab und lasse dich niemals erwischen. Eines Tages wird Mossflower wieder uns gehören.«
Goody seufzte und machte sich daran, den Haferbrei für das Frühstück am nächsten Morgen vorzubereiten. »Das klingt gut, aber wir sind friedliebend. Ich hab keine Ahnung, wie wir jemals gegen all die ausgebildeten Soldaten antreten und unser Land zurückgewinnen sollen.«
Gonff füllte Ben Stichlers Becher mit Holunderbeerwein auf und starrte mit einem ernsten Ausdruck in seinem normalerweise so fröhlichen Gesicht in die tanzenden Flammen. »Ich sage euch nur das eine, Kumpels: Der Tag wird kommen, an dem etwas passieren wird, wodurch sich alles ändert, ihr werdet es schon sehen. Es wird jemand nach Mossflower kommen, der vor nichts und niemandem Angst hat, und wenn es so weit ist, dann werden wir vorbereitet sein. Wir werden es dem dreckigen Haufen Ungeziefer und ihrer Wildkatzenherrschaft so sehr heimzahlen, dass sie denken werden, der Himmel sei auf sie herabgefallen.«
Ben rieb sich müde die Augen. »Ein Held, was? Komisch, dass du das ausgerechnet jetzt erwähnst. Heute Abend dachte ich schon, ich würde so jemanden sehen. Aber der ist inzwischen wahrscheinlich längst tot oder im Kerker. Lasst uns schlafen gehen, ich bin hundemüde.«
Die kleine Hütte war eine Insel der Wärme und Sicherheit in der Nacht, während der heulende Nordwind Schneeflocken vor sich hertrieb und um die kahlen Bäume von Mossflower herumsauste. Noch immer hatte der Winter das Land fest in seiner Gewalt.
4
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Der gefangene Mäuserich wehrte sich heftig, als er von zwei Hermelinen ins Schlafgemach gezerrt wurde. Man hatte ihn mit einem langen Seil gefesselt, das die Wachen straff zu halten versuchten. Während er sich duckte und hochsprang, kratzte und biss, erschlaffte das Seil; dann hechtete er nach vorn, sodass die beiden Wachen aufeinander prallten. Sofort warf er sich auf sie und nicht einmal das Seil, mit dem seine Pfoten fest an den Körper geschnürt waren, konnte ihn daran hindern, kräftig zuzubeißen und zu treten. Ein Frettchen, das an der Tür Wache hielt, eilte zu Hilfe. Zu dritt schafften sie es schließlich, den kämpferischen Mäuserich am Boden festzuhalten. Sie lagen auf ihm und waren verzweifelt darum bemüht, seinem stoßenden Kopf und den schnappenden Zähnen auszuweichen. Der Mäuserich atmete schwer, aber sein Widerstand war ungebrochen und seine Augen blitzten seine Schergen herausfordernd an.
Verdauga war plötzlich hellwach, setzte sich auf und befragte die beiden Hermeline: »Wo bleibt euer Bericht? Ja, wen haben wir denn da?« Eines der Hermeline ließ den Gefangenen mit einer Pfote los, um blitzschnell zu salutieren. »Euer Lordschaft, wir haben den hier auf Eurem Land angetroffen. Es handelt sich um einen Fremden, der zudem noch bewaffnet ist.«
Ein Wiesel kam hereinmarschiert und legte das alte, verrostete Schwert des Wanderers am Fußende des Bettes nieder.
Verdauga schirmte die Augen ab, blickte erst auf das Schwert und dann auf den kräftigen jungen Mäuserich, der am Boden lag. »Wer Waffen trägt oder meinen Besitz betritt, verstößt gegen mein Gesetz.«
Der Mäuserich rang mit seinen Schergen und rief mit lauter, erboster Stimme: »Ich wusste ja gar nicht, dass es Euer Land ist, Kater! Sagt Euren Wachen, sie sollen ihre Klauen von mir nehmen und mich freilassen. Ihr habt kein Recht einen in Freiheit Geborenen zu inhaftieren.«
Verdauga musste den offensichtlichen Mut des Gefangenen unwillkürlich bewundern. Er wollte gerade etwas erwidern, da hatte Zarina
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