Redwall 02 - Mossflower - In den Fängen der Wildkatze
einem Krieger als ich. Er hat das Herz eines Kämpfers – das habe ich seinen Augen angesehen.«
Zarina nahm keine Notiz von ihrem Vater, stattdessen rief sie Fortunata herbei: »Fähe, braue Lord Grünauge ein stärkeres Mittel. Nach all der Aufregung braucht er unbedingt seinen Schlaf. Gingivere, gib Vater seine Medizin. Du bist der Einzige, von dem er sie sich verabreichen lässt.«
Fortunata gab Gingivere den Becher mit dem zubereiteten Trank. Zarina nickte ihr zu und dann verließen beide zusammen den Raum. Draußen im Gang packte die Wildkatze mit ihren kräftigen Klauen die Pfote der Füchsin. »Und, hast du die Arznei angereichert?«
Fortunata zuckte vor Schmerz zusammen, als sich die Klauen in ihr Fell gruben. »Zweimal. Einmal kurz bevor der Mäuserich hereinkam und dann kurz bevor wir den Raum verließen. In seinem Trank war genug Gift, um die halbe Garnison niederzustrecken.«
Zarina zog die Fähe dicht zu sich heran und ihre bösen Augen funkelten bedrohlich. »Gut, aber sollte er morgen früh noch am Leben sein, würde ich dir raten für dich selber einen Trank zu brauen. Für den Fall, dass du versagst, wäre das nämlich wesentlich angenehmer, als mir unter die Augen zu treten.«
Das Verlies befand sich im Erdinneren tief unter Kotir. Es war uralt, muffig, dunkel und feucht. Martin der Krieger wurde von den zwei Wachen, die ihn den Gang und die Treppe hinuntergezerrt hatten, in seine Gefängniszelle geworfen. Jeden Zentimeter des Weges hatte er mit ihnen gerungen, sie waren froh ihn endlich los zu sein. Jetzt lag er dort, wo sie ihn hingeschleudert hatten, mit einer Wange auf dem kalten Steinfußboden. Die Tür hinter ihm fiel mit einem lauten Krachen ins Schloss. Eines der beiden Hermeline spähte durch das Gitterfenster der Tür, während es den Schlüssel im Schloss umdrehte. »Du kannst von Glück sagen, dass Lady Zarina sich nicht durchsetzen konnte, Mäuserich. Sonst wärst du nämlich jetzt in einer der dunkleren, nasseren Zellen weiter unten im Gang. Du hast es Lord Grünauge zu verdanken, dass du in eine bessere Zelle gesteckt worden bist, oh ja, und dass man dir Wasser, Brot und etwas Stroh für ein Lager gibt. Merkwürdig, er muss wirklich einen Narren an dir gefressen haben. Der alte Verdauga ist schon ein komischer Kauz.«
Martin lag ganz still da und lauschte, bis die schweren Pfotenschritte der Wachen immer leiser wurden und er schließlich allein war. Dann stand er auf und machte sich mit seiner neuen Umgebung vertraut. Etwas weiter unten im Gang hing an einer Wand eine brennende Fackel, sodass zumindest ein wenig Licht zu ihm hereinschien. Er spürte einen leichten Windhauch und schaute auf. Hoch oben an der einen Wand befand sich nahe der Decke ein schmales Gitter, durch das er draußen im Nachthimmel einen leuchtenden Stern sehen konnte. Er war seine einzige Verbindung zur Freiheit und zur Außenwelt. Martin saß mit dem Rücken an die Wand gelehnt und hatte sich in seinen zerlumpten Umhang gewickelt, um sich etwas zu wärmen. Der Rest der Zelle war genauso wie in jedem anderen Kerker auch: vier nackte Wände und kaum mehr. Hier gab es nichts, das ihn hätte trösten oder aufmuntern können. Er war ein einsamer Gefangener an einem seltsamen Ort.
Der Mäusekrieger schlief, die Müdigkeit hatte ihn übermannt. Irgendwann noch vor Sonnenaufgang wurde er davon geweckt, dass fremde Pfoten ihm etwas über den Kopf streiften und um den Hals legten. Martin war noch ganz benommen, versuchte aber seine Angreifer zu packen. Er wurde brutal zur Seite gestoßen, dann schlug die Tür mit einem lauten Krachen zu und der Schlüssel wurde im Schloss umgedreht. Martin sprang auf und lief zur Tür. Der Hermelinwärter blinzelte durch das Gitter, gluckste vor sich hin und drohte ihm mit seiner Pfote. »Beinahe hättest du mich gehabt, Mäuserich.«
Der Mäusekrieger knurrte wütend und warf sich gegen das Gitter, aber das Hermelin wich zurück und grinste angesichts seiner sinnlosen Bemühungen. »Hör mal zu, Mäuserich, wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich mich hier unten mucksmäuschenstill verhalten, sonst könnte es nämlich sein, dass Lady Zarina auf dich aufmerksam wird, und ich glaube wirklich nicht, dass dir das gefallen würde. Also sitz still und benimm dich, vielleicht wird sich dann jemand wie Gingivere rechtzeitig daran erinnern, dass du hier unten bist, und dich freilassen.«
Als die Wärter abgezogen waren, bemerkte Martin, dass sie in der einen Ecke frisches
Weitere Kostenlose Bücher