Redwall 02 - Mossflower - In den Fängen der Wildkatze
greises Eichhörnchen – dünn, mit grauem Fell, aber nichtsdestotrotz ein Eichhörnchen, von dem buschigen Schwanz über die hoch stehenden Ohren bis hin zu den zwei großen vorderen Nagezähnen.
»Da brat mir doch einer ’nen Dorsch, Maske. Wie machst du das nur?«
»Ach, da ist gar nichts dabei«, kicherte die Maske leise. »Wenn ich die Verkleidung mit etwas mehr Zeit und Sorgfalt anlegen würde, dann sähe ich allerdings noch viel mehr wie so ein Baumflieger aus. Das hier war nur eine schnelle Verwandlung, um dich zu unterhalten.«
Skipper schlug mit seinem Schwanz gegen den Baumstamm. »Also, mich könntest du damit jederzeit hinters Licht führen, du alter Matrose.«
Maske warf den falschen Schwanz und die Ohren beiseite, spuckte die beiden Vorderzahnimitate aus und richtete seinen Körper auf. Er sah wieder wie ein Otter aus.
»Vielleicht habe ich dich getäuscht, vielleicht aber auch nicht. Mir kannst du allerdings nichts vormachen, Skipper vom Weidencamp. Was soll ich denn für dich tun?«
Skipper lehnte sich zurück und faltete seine Pfoten auf der Brust. »Ich habe dir einen Vorschlag zu unterbreiten, Bruder. Setz dich hin und höre mir zu.«
Zarina starrte Gingivere wütend durch die Zellentür an. Der gefangene Wildkater saß im dunkelsten Teil seiner Zelle. Sein Fell war zerzaust und feucht vom an den Wänden herabrinnenden Wasser. Er ließ den Kopf vor Verzweiflung hängen. Hin und wieder zuckten seine Augen. Die Wildkatzenkönigin drückte ihr Gesicht dicht an die Gitterstäbe.
»Wenn dir dein Leben lieb ist, dann sagst du mir jetzt ganz genau, wie die beiden Igel entkommen konnten. Heraus mit der Sprache! Du musst doch etwas gehört oder gesehen haben – sie waren schließlich in den Zellen, die direkt an deine grenzen.«
Gingivere sprang auf und stieß mit bebender Stimme einen verrückten Singsang aus: »Hahaha! Du hast sie entkommen lassen, um dir ihr Wasser und Brot unter den Nagel zu reißen. Ich wusste, dass du mir nichts abgeben würdest. Du behältst alles für dich. Oh, ich habe dich gesehen, wie du den Gang entlanggeschlichen bist. Du hast sie gehen lassen, damit du all ihr Wasser und Brot ganz für dich hast. Hihihi.«
Zarina drehte sich zu Kladd um. »Hör dir den an, jetzt hat er völlig den Verstand verloren.«
Sie rauschte den Gang hinunter, während Kladd noch einen Augenblick verharrte und durch die Gitterstäbe lugte. Er hatte noch nie zuvor einen völlig verrückten Wildkater gesehen; allerdings war seine Herrin diesem Zustand ein- oder zweimal gefährlich nahe gekommen.
»Kein Brot, kein Wasser, sie behält es alles für sich allein«, stimmte Gingivere erneut sein irres Klagelied an.
Kladd schlug mit seinem Speer gegen die Tür. »Ruhe da drinnen!«
»Haatschi!«
Der Nieser kam gerade in dem Moment, als Kladd sich abwandte. Er wirbelte herum. »Wer war das?«
Gingivere griff sich eine Pfote voll Stroh und nieste hinein. »Haatschi, tschi! Oh, ich bin krank, ich liege im Sterben, Herr. Es ist so kalt und feucht hier unten. Bitte gebt mir doch eine Sonderration Wasser und Brot, sonst muss ich sterben.«
Kladd schlug erneut mit seinem Speer gegen die Tür. »Jetzt ist aber genug! Deine Ration hat Königin Zarina festgelegt. Also hör auf zu jammern, sonst werde ich dafür sorgen, dass du einen Grund zum Jammern hast.«
Als der Wieselhauptmann den Gang hinuntertrottete, ertönte wieder ein Nieser.
»Haatschi!«
An der Mauer über der Zellentür hingen zwei Proviantbeutel an einem Eisenstift, der in den Stein getrieben worden war. Ferdy und Coggs saßen jeder in einem Beutel und ihre Köpfe lugten heraus, als seien sie zwei flügge werdende Hausschwalben in ihrem Nest.
Coggs lehnte sich zu Ferdy hinüber und versuchte dessen Schnauze mit seiner Pfote zuzuhalten, aber es ertönte wieder ein Nieser.
»Haatschi!«
Ferdy blinzelte und rieb sich seine Schnauze. »Entschuldigung, Herr Gingivere. In diesem Beutel ist noch etwas Mehl von dem Teegebäck und das kitzelt so an meiner Schn … Schn … Haatschi!«
Gingivere reckte sich hoch, hob seine kleinen Zellengefährten aus ihrem Versteck und setzte sie ab. Solange keine Wärter in der Nähe waren, konnten sie spielen und sich in Bewegung halten.
Tschipp kam zum Fenster geflogen und ließ wieder frische Vorräte hinunterfallen. Er schnappte sich die leeren Beutel, die Gingivere zu ihm hinaufwarf. Als er so in dem Lichstrahl stand, sah der Wildkater alles andere als geistig verwirrt und krank aus.
»Was
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