Redwall 02 - Mossflower - In den Fängen der Wildkatze
Zeit lang vereiteln kann.«
Bella blickte zum Kaminsims hinauf. »Wie will er das denn anstellen, Tschipp?«
Das Rotkehlchen faltete seine Flügel auf dem Rücken und erklärte: »Na ja, ähem, ’tschuldigung. Wie ihr wisst, hat Gingivere aus jeder Zellenwand einen Stein entfernt. Er schlägt vor, dass er Ferdy und Coggs in seiner eigenen Zelle versteckt und die Löcher in der Wand wieder sorgfältig verschließt. Auf diese Weise muss der Feind, wenn er seine Zelle nicht allzu genau in Augenschein nimmt, unweigerlich annehmen, dass die beiden Gefangenen entkommen sind.«
Der schlaue Plan wurde von allen Anwesenden befürwortet.
Skipper hatte noch eine weitere Idee. »Hört mal her. Wie wäre es denn, wenn wir so tun würden, als seien Ferdy und Coggs wieder bei uns und in Sicherheit? Dann würde Gingivere nicht so leicht in Verdacht geraten.«
»Wie sollen wir das denn machen, Skip?«, fragte Bella neugierig.
»Ist ganz leicht, Gnädigste. Wir werden zwei andere kleine Igel mitnehmen und verkleiden, dann sorgen wir dafür, dass irgendjemand aus Kotir sie sieht.«
»Ein guter Einfall, Skipper«, sagte Bella anerkennend. »Aber jetzt müssen wir uns wirklich gut überlegen, wie wir Ferdy und Coggs befreien können. Gingiveres Plan ist mutig und gewagt, allerdings bringt er alle drei zweifellos in große Gefahr.«
Lady Ambra schüttelte den Kopf. »Woher bekommen wir zwei Igelkinder, die genau wie Ferdy und Coggs aussehen?«
»Ihr könnt meine Kleinen, Spike und Posy, dafür nehmen«, sagte Goody, die in der Tür stand. »Solange ihnen nichts dabei geschieht. Ich finde allerdings, dass sie nicht im Geringsten wie mein Ferdy und mein Coggs aussehen. Für mich sind meine Kinder so unterschiedlich wie Tag und Nacht.«
Äbtissin Germania tippte mit einer Pfote an ihre Nase. »Zwei Umhänge aus Decken, zwei Helme aus Kochtöpfen und für jeden einen Stock in die Pfote, sodass er wie das Schwert eines Möchtegernkriegers aussieht. Ich denke, aus einiger Entfernung könnte man jeden damit täuschen, Goody. Was wird aber nun aus unserem Rettungsversuch? Gibt es irgendeinen festen Plan?«
»Überlasst das nur dem alten Skip, Gnädigste«, lachte Skipper trocken. »Bula, du übernimmst die Crew in meiner Abwesenheit. Ich denke, ich werde der Maske einen Besuch abstatten.«
»Wer ist das, die Maske?«, fragten verschiedene Waldbewohner.
»Das werdet ihr schon bald sehen!«, antwortete Bula augenzwinkernd.
22
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In Kotir herrschte große Betroffenheit.
Ein vom Pech verfolgtes Hermelin war von Fortunata und Kladd unter den Zellenwärtern als »Freiwilliger« ausgewählt worden und wurde jetzt gegen seinen Willen in Zarinas Gemach geschoben.
»Ah, Eure Matjesät, Grünigin der Augen, äh, Oberin des herrscheren und unteren Moss, äh, äh … die Gefangenen sind fort!«
»Fort! Was soll das heißen, fort?« Mit einem Satz sprang die Wildkatzenkönigin von ihrem Stuhl auf und packte das Hermelin an seiner Kehle.
»Jaaarrrkkgghhaaarr … ’ntflohn.«
Zarina warf das gurgelnde Häufchen Elend auf den Boden. Ihre Stimme echote auf der Treppe, als sie zum Verlies hinunterraste.
»Entflohen? Unmöglich! Wachposten, sofort geht ihr hinunter zum Verlies.«
Die Zellen wurden durchsucht.
Die Flure wurden durchkämmt.
Die Außenmauer wurde umstellt.
Der Exerzierplatz wurde Zentimeter um Zentimeter abgesucht.
Die Baracken wurden von innen nach außen gekehrt.
Nicht ein einziger Raum wurde ausgelassen, kein Flur, Schrank, Zimmer, Wachhaus und keine Küche, nicht einmal die Spülküche.
Gingivere war allerdings auf Anweisung von allerhöchster Stelle wie Luft zu behandeln, er existierte gar nicht. Daher wurde seine Zelle auch nicht durchsucht. Niemand kam auf den Gedanken bei einem Gefangenen nachzusehen, der hinter Schloss und Riegel saß.
Vielleicht mit einer Ausnahme: Zarina.
Columbine setzte sich auf und rieb sich den Schlaf aus den Augen.
»Ist es nun Tag oder Nacht?«, fragte sie sich. Wie lange hatte sie in dieser warmen, trockenen Höhle geschlafen? Alles erschien ihr so ruhig und friedlich nach all dem Lärm und Schrecken der Schlacht, die sie miterlebt hatte. Sie lag unter einer alten Steppdecke aus Flicken, die sie zur Seite schob, als ein kleines Maulwurfsfräulein hereinkam.
»Guta Morga. Willkomma im Maulwurfsgrund. Frühstück duat fertig seia.«
Sie folgte dem Maulwurfsfräulein in eine größere Höhle, wo Ben Stichler und jene Waldbewohner, die verletzt worden waren, zusammen mit den
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