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Regelschaltung Jungbrunnen

Regelschaltung Jungbrunnen

Titel: Regelschaltung Jungbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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auszulösen.
    Das infernalische Heulen verklang. Das Donnern der jäh hochgefahrenen Leistungsreaktoren tief unter uns blieb konstant. Meine Kontrollen zeigen an, daß fast alle dieser Giganten angelaufen waren. Sie erzeugten mehr Energie, als die Industrie des Planeten Erde innerhalb eines Jahres benötigte. Ab sofort verdiente der Saghonsche Bau die Bezeichnung »Festung«!
    »Was ist los?« schrie Allison. Sein Ruf drang zu mir durch, denn der Wissenschaftler hatte das lautstärkste Organ.
    Ich raubte ihm den letzten Nerv, als ich ihn grinsend anblickte, die Hände ausbreitete und mit den Schultern zuckte. Wieso ahnte er nicht, was los war?
    Mit einer solchen Entwicklung hatte man rechnen können; zwar nur entfernt, aber immerhin war es zu erwarten gewesen. Das Rätsel löste sich von selbst, wenn man Toterlays wahrscheinlichen Funkanruf zum Mond und die zwangsläufig einsetzende Reaktion der Calthurs berücksichtigte.
    Framus schimpfte, eilte um den Schalttisch herum und überflog die Leuchtkontrollen mit den Blicken.
    »Volle Abwehrbereitschaft«, schrie er mir ins Ohr. »Wissen Sie wirklich mehr? Oder vermuten Sie nur?«
    Ich deutete auf die stets bereitliegenden Funkhelme. Wir ergriffen sie, setzten sie auf und achteten auf den guten Sitz der schalldicht schließenden Ohrmuscheln. Das Tosen der Atomkraftwerke verstummte. Allisons Funksprechanfrage kam einwandfrei durch.
    »Eine gute Idee«, meinte er trocken. »Ihr vertrauter Lümmel ist schon wieder in Trance versunken, also unansprechbar. Wie viele gezinkte Karten haben Sie eigentlich im Ärmel, Konnat? Haben Sie das erwartet?«
    »Fast, Framus, fast! Kann mich jedermann verstehen?« Nishimura und Kulot erhoben bestätigend die Hand. Allison nickte nur, während Hannibal sich in seinem Telepathiekontakt mit Kiny Edwards nicht stören ließ. Ich achtete nicht darauf. Der Kleine würde schon berichten.
    Ich sprach unseren Hochenergiephysiker an. Framus war in seinem Fach ein Genie, aber von der Denkweise eines GWA-Schattens verstand er wenig. Dazu fehlte ihm die Schulung, möglicherweise auch der Instinkt. Wäre er mehr Psychologe gewesen, hätte er sich auf seinem Lebensweg geschickter verhalten. So aber war er überall angeeckt und teilweise als Phantast verschrien.
    »Überlegen Sie, Framus«, sprach ich ihn an. »Toterlays Verhaltensweise sollten Sie durch meine Rolle kennen. Ich spiele sie gut, glauben Sie mir.«
    »Das habe ich längst bemerkt. Sie wollen besser sein als der Meister.«
    »Kann sein. Ich habe mich jedenfalls mit ihm identifiziert. Ich an seiner Stelle hätte nach der gelungenen Flucht ebenfalls die Super-Calthurs angerufen, vorher aber bedacht, meine Aussagen zu untermauern. Toterlay wird große Worte gesprochen und von mir, seinem Nachahmer, berichtet haben. Es sollte mich wundern, wenn er in seiner psychopathischen Überheblichkeit und in voller Überzeugung vom eigenen Können nicht damit geprahlt hätte, den Betrüger in der Andenfestung zu stellen, ihn zu entlarven und die Festung für sich zu gewinnen. Nun denn, Framus, was würden Sie nach der Explosion in der Arktis tun, wenn Sie annehmen müßten, der Anrufer hätte seine Prahlereien in die Tat umgesetzt? Was würden Sie tun, Framus? Gleich nach der Explosion? Da erfolgte doch der Alarm, nicht wahr?«
    Er starrte mich fassungslos an. Sein Gesicht war leichenblaß. Nahe den Augen wirkte die Gesichtshaut grau.
    »Sie sind ein wahrhaftiger Teufel«, gab er flüsternd durch. »Mein Gott, wie kann ein Mensch nur derart abstrakt denken? Haben Sie tatsächlich damit gerechnet?«
    »Entfernt. Die Calthurs befinden sich in einer Notlage. Sie glauben, in dieser Festung wäre noch lebensfrisches, also erstklassig konserviertes Bakterienmaterial vorhanden. Daß es hier niemals irgendwelche Kulturen gegeben hat, ist ihnen unbekannt. Ich habe sie auf die Fährte gelockt. Und nun wollen sie nachsehen, ob der Toterlay-Anrufer oder ich, der ihnen bekannte Toterlay, recht hatte. Noch wissen sie nicht, wer von beiden Toterlays einen Transmitter betätigt und die Explosion hervorgerufen hat. Das ist ein elegantes Psycho-Schachspiel.«
    »Ein dreidimensionales, und das spielen nur Roboter mit der zehnfachen Kapazität meines Gehirns. Warum rufen Sie den KLAUSENWÄCHTER nicht an? Ihre Theorien sind mir zu gewagt, fast abwegig.«
    »Er wird sich von selbst melden, denn er hat seinen alten Grundsatzbefehl endgültig gelöscht. Erinnern Sie sich an den Saghon-Effekt OKOLAR III? Er beinhaltete die

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