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Regelschaltung Jungbrunnen

Regelschaltung Jungbrunnen

Titel: Regelschaltung Jungbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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widerwärtigsten Begriffen in seinem Sprachschatz aufbewahrt.
    Mir blieb keine Wahl, als auf gut Glück die beste Ausdrucksform zu wählen, aber siezen konnte ich meine Gesprächspartnerin auf keinen Fall.
    Vorerst wartete ich in aller Ruhe ab. Mein ironisches Grinsen mußte sie infolge der hervorragenden Bildqualität überdeutlich sehen. Toterlays zerfurchtes Gesicht und die blütenweißen, schulterlangen Haare würden ihre Wirkung nicht verfehlen. Außerdem scheute ich mich nicht mehr, ihren Blick zu suchen.
    Als sie keine Anstalten traf, das Wort zu ergreifen, wurde ich in die Defensive gedrängt. Und genau in dem Augenblick fühlte und handelte ich wie der echte Toterlay. Eine solche Verhaltensweise hätte ihn erzürnt. Ich dachte plötzlich nicht mehr daran, ihr mit der noch einigermaßen vertretbaren Anrede »Ladylein« entgegenzukommen.
    Mein Auflachen klang so knurrig und herausfordernd, wie es die Toterlay-Maske ohnehin ausdrückte. Meine Worte waren grob, sehr grob sogar!
    »Deine zu weit aufgerissenen Schlangenaugen wirken nicht beeindruckend, sondern schon lächerlich, du Luderchen. Komm her – und Marcus Owen Toterlay wird dich über das Knie legen. Ich warte noch eine Minute, dann wird mir die Energieverschwendung leid tun. Mein Kodatorbefehl an den hiesigen Robotkommandeur wird dir deine Feldmikrophone um die Ohren fliegen lassen. Also, was hast du zu bieten? Ich rate dir, sprich schnell!«
    Quasimodo lachte hoch und schrill. Sie mußte ihn auf ihren Schirmen gut sehen können. Anschließend warf Quasimodo eine gewagte Bemerkung ein. Näher schlurfend und abstoßend grinsend, starrte er auf den Bildschirm.
    »Rufen Sie Ihren widerwärtigen Zwerg zurück«, forderte sie unvermittelt. Die Augen blitzten wie Brillanten, in denen sich das Sonnenlicht brach.
    Ich lachte dröhnend und schlug mit der rechten Hand kräftig auf den Schalttisch.
    Jawohl, so hatte sich Toterlay stets verhalten. Seine Freude am Quälen und Demütigen anderer Menschen war schon widernatürlich gewesen.
    »Hei, Bübchen, hast du gehört, wie sie dich genannt hat?« johlte ich mit Toterlays Donnerstimme. »Widerwärtiger Zwerg hat sie gesagt. Läßt du dir das gefallen?«
    Quasimodo warf Handküsse zur Aufnahme hinüber. Gleichzeitig erklärte er ihr überdeutlich, daß er sich einer guten Gesundheit erfreue.
    Framus fiel in das riskante Spiel ein, allerdings weniger drastisch. Mir wurde allmählich unheimlich zumute.
    »Ruhe jetzt, ihr Schwachköpfe!« schrie ich unvermittelt dazwischen. »Zurück, Quasi.«
    Meine Mitarbeiter verließen den direkten Aufnahmebereich. Ich beobachtete die Unbekannte aus halbgeschlossenen Augen. Dann wurde ich ernst.
    »Genug des Spaßes, Luderchen«, fuhr ich sie an. »Was hast du zu sagen? Gefallen dir meine Worte nicht? Waren jene des maskierten GWA-Schattens wohlklingender für deine Ohren? Wenn ja, laß dir von Marcus Owen Toterlay sagen, daß dieser Bursche vor wenigen Minuten mitsamt seiner lächerlichen Kommunikationskuppel ins Jenseits befördert wurde. Er war unvorsichtig. Ich hätte mich an seiner Stelle nicht einpeilen lassen. Vor allem hätte ich nicht einen minderwertigen Einmann-Portable-Transmitter auf Empfang geschaltet. Wolltest du ihn vielleicht besuchen, eh? Mal nachsehen, was es mit dem Bürschlein auf sich hat? Dann sei froh, daß du nicht sofort gestartet bist. Gutaussehenden Püppchen deiner Art hat Toterlay noch nie ein Haar gekrümmt.«
    »Wenigstens nicht vorschnell«, fügte Hannibal hinzu.
    Ich drohte ihm unmißverständlich, welche Strafe er zu erwarten hätte, wenn er jetzt nicht schwieg.
    Mein Gott – warum kam sie noch immer nicht zur Sache? Ich war der Vorstellung überdrüssig, aber sie mußte mir schon Gelegenheit bieten, mich etwas sachlicher zu geben.
    Doch, jetzt hatte sie sich entschlossen. Ihr Blick ruhte sinnend auf meinem aufgeklappten Kommandokodator. Er lag in Reichweite der Detailaufnahme.
    »Sie geben demnach vor, der wirkliche Professor Toterlay zu sein«, äußerte sie. »Sie werden mir erlauben, Ihre Angaben in Zweifel zu ziehen. Wer sind Sie?«
    Ich stemmte beide Hände auf den Tisch und erhob mich langsam. In gebeugter Haltung, den Kopf vorgereckt, blieb ich vor der Aufnahme stehen.
    »Dachte ich es mir. Ich bin Toterlay, Marcus Owen Toterlay, Püppchen. Wenn du das nochmals anzweifelst, nur weil du der GWA auf den Leim gekrochen bist, dann verzichte ich auf die Zusammenarbeit, die ich mit deinem untergebenen Schwachkopf Kalhohr besprochen habe.

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