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Regelschaltung Jungbrunnen

Regelschaltung Jungbrunnen

Titel: Regelschaltung Jungbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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bitte, hören Sie zu!« sagte ich rasch und laut, schon um Hannibals Argumentenflut zu unterbinden. Allison lagen auch allerlei Einwände auf der Zunge. Das fühlte ich.
    »Ich werde fernmündlich die Rolle spielen, die ich mir vorstel le. Ich gehe aufs Ganze. Ich werde bluffen, Behauptungen aufstellen und nochmals bluffen. Hannibal, du gibst den Wortlaut des Dialogs sofort und möglichst lückenlos an Kiny durch. Dr. Anne Burner wird gebeten, den Inhalt umgehend auszuwerten. Von Ihnen, Framus, möchte ich nicht unterbrochen werden. Versetzen Sie sich in die Rolle des untertänigen, stets nur beipflichtenden Toterlay-Dieners zurück. Fertig, meine Herren? Die Minute ist fast vorüber.«
    Sie war atemberaubend schön, etwa zweiunddreißig Jahre alt, hochgewachsen und kraftvoll-geschmeidig in all ihren Bewegungen.
    Ihre tiefschwarzen Haare waren in der Kopfmitte gescheitelt und straff nach hinten gekämmt. Der schwere Nackenknoten war sogar in der Frontalaufnahme zu sehen. Volle, feingeschwungene Lippen. Leicht erhabene Wangenknochen und die Haltung ihres Kopfes vermittelten den Eindruck hohen Adels.
    An ihr war alles vollendet und faszinierend – wenn nicht ihre Augen gewesen wären.
    Deren Farbe paßte nicht zu dem zarten Braun ihrer Haut. Sie harmonierten auch nicht mit dem blauschwarzen Haar und dem unübersehbaren Reiz ihrer Gestalt.
    Eigentlich zerstörten diese Augen alles, was ihr die Natur an betörender Ausstrahlungskraft verliehen hatte.
    Sie waren sehr groß und schillerten wie geschmolzenes Metall. Ich konnte nicht bestimmen, ob sie grünlich, fjordblau oder wie Gletschereis glitzerten.
    Diese Augen waren dominierend. Sie beanspruchten die Aufmerksamkeit des Betrachters in einer für ihn unangenehmen Art, die letztlich bis zum Panikempfinden führte.
    Ich bemühte mich, den zwingenden Bann der Augen abzuschütteln. Mir wurde bewußt, daß diese Frau höchstwahrscheinlich über starke Parapsi-Gaben verfügte. Nach ihrem Auftreten zu urteilen, konnte sie hypnotische oder suggestive Kräfte besitzen.
    Ich löste mich von dem Unterwerfung heischenden Blick und konzentrierte mich einen Augenblick lang auf ihre Kleidung und die auf dem Bildschirm sichtbar werdende Umgebung.
    Sie trug eine tunikaähnliche weiße Robe, die auf beiden Schultern von fluoreszierenden Schnallen gehalten wurde.
    Ihr derzeitiger Aufenthaltsort war zweifellos ein großer Schaltraum des Mondgehirns ZONTA. Die im Hintergrund erkennbar werdenden Geräte und Rundumbildschirme deuteten darauf hin.
    Wenn der echte Toterlay einen Funkkontakt zu den Neo-Calthurs hergestellt hatte, dann war sie mit Sicherheit seine Diskussionspartnerin gewesen. Die Ereignisse waren weit genug fortgeschritten, um sie zu zwingen, persönlich das Wort zu ergreifen.
    »Vorsicht, Paragaben«, meldete sich Hannibal mit einem Psi-Impuls. »Das dürfte die Herrscherin sein. Diesmal gibt es einen weiblichen Chef.«
    Das war mir längst klargeworden. Die unterwürfige Haltung der im Hintergrund erkennbaren Männer verriet alles.
    Meine Überlegungen liefen in Bruchteilen von Sekunden ab. Wie hatte ich sie anzusprechen? Welche Anrede hatte der echte Toterlay gewählt? Das war hinsichtlich der extremen Verhaltensweise dieses Mannes durchaus nicht einfach zu bestimmen.
    Fest stand, daß er Frauen und Mädchen, egal welchem Stande sie angehörten, niemals mit »Sie« angesprochen hatte. Er hatte überwiegend jedermann geduzt und sich über die innere Empörung seiner Mitmenschen amüsiert.
    Hier und da hatte er jedoch Männer gesiezt, allerdings nur unter Berücksichtigung der Tatsache, daß er wirklichen Persönlichkeiten gegenübergestanden hatte. Ich hatte mich ebenfalls an die Regel gehalten und beispielsweise dem Oberpriester der Calthurs, den Naahrgar Professor Dr. Josephe Rochalos, die Ehre der »Sie-Anredeform« gegönnt.
    Und nun hatte ich mit einer wahrscheinlich hochintellektuellen Frau zu sprechen. Sie war nicht nur von der äußeren Erscheinung her beeindruckend, sondern überdies mächtig. Was also hätte Toterlay getan, immer vorausgesetzt, er hätte wirklich mit ihr diskutiert?
    Toterlay hatte Frauen gegenüber drei Definitionen bevorzugt. Wenn er seine indirekte Achtung ausdrücken wollte, hatte er »Ladylein« gesagt.
    Wenn er sich nur loyal geben wollte, hatte er den Begriff »Püppchen« benutzt.
    Beleidigend, und das war er meistens gewesen, hatte er »Lu derchen« gesagt.
    Weitere Diskriminierungen hatte er in Hülle und Fülle bis hin ab zu den

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