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Regenbogen-Welt (German Edition)

Regenbogen-Welt (German Edition)

Titel: Regenbogen-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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Wind trug ihr den Duft der Sommergräser zu. Den Blick starr
geradeaus gerichtet, ging sie weiter. Tauchte immer tiefer in das schwarze Tuch
der Nacht.
    Ihr Fuß stockte erst, als sie ihn erblickte.
    Sie wusste plötzlich, wohin es sie gezogen hatte, als sie
Maiitsoh auf einer Anhöhe sitzen sah. Er hatte den Kopf in den Nacken geworfen
und heulte den Mond an. Seine Silhouette hob sich gespenstisch von dem Silber
des Himmelsgestirns ab. Ein heller Strahl wanderte über die Gestalt des Großen
Wolfes, und Barb schrie leise auf, als sich Maiitsohs Körper zu verändern
begann. Er dehnte und streckte sich. Nahm menschliche Gestalt an. Erhob sich
geschmeidig. Als er sich zu Barb, die ohne es zu merken, näher an ihn
herangetreten war, herumdrehte, trug er immer noch wölfische Züge in seinem
Gesicht. Seine Augen blickten sie warm, aber mit einem lodernden Feuer an.
Ruhig streckte er ihr die rechte Hand entgegen und zog sie ein Stück näher an
sich heran.
    „Ich habe schon auf dich gewartet”, flüsterte er mit seiner rauen
und dunklen Stimme, die schmeichelnd in Barbs Körper floss. Und sie sträubte
sich nicht, als er sie fester an sich zog.
     

     
    Saha spürte am nächsten Morgen sofort, dass mit ihrer Freundin
irgendetwas nicht in Ordnung war. Etwas hatte sich verändert. Da war ein
Leuchten in Barbs Augen, das sich Saha nicht erklären konnte. Sie ging zu der
Freundin und legte den Arm um sie. Wollte sie gerade fragen, was geschehen war,
als sich die Büsche teilten. Maiitsoh und Barb waren nicht die Einzigen, die im
Schutze der Nacht herumgeschlichen waren. Shash gehörte auch zu den nächtlichen
Herumtreibern.
    „Wo hast du dich denn herumgetrieben, Shash?”, wollte Saha
erstaunt wissen.
    Der Bär blickte sie treuherzig an: „Ich dachte erst, es sei der
Mond, der mich nicht schlafen ließ und mich forttrieb. Dann sah ich dieses
Licht. Dieses helle, warme Licht, durch das ein Tier schritt. Es wirkte selbst
so groß und strahlend wie die Vision, und ich erkannte, dass es sich um einen
Bären handelte. Einen kleineren, schwarzen Bären zwar, aber einen Bären. Er wurde
umgeben vom schimmernden Licht eines Regenbogens, und da wusste ich, dass ich
in dieser Welt Artgenossen finde. Ich kann euch also nicht mehr begleiten. Ich
muss nun meinen eigenen Weg gehen. Aber eines Tages ... eines schönen Tages
...”
    Saha machte einen abrupten Schritt zurück. Dass Shash sie nun
auch verlassen wollte, traf sie unvorbereitet. Bei der Vorstellung, ohne ihn
weiterzugehen, wurde ihr das Herz schwer. Aber dennoch durfte sie nicht
egoistisch sein und musste ihn ziehen lassen. In der Hoffnung, dass auch er zu
seiner Rasse zurückfand. „Ich wünsche dir Glück, Shash”, flüsterte sie und
drückte sich an den warmen, pelzigen Leib des Bären.
    Shashs rechte Vorderpfote mit den gewaltigen Krallen legte sich
unendlich sanft um ihre Taille, und er brummelte: „Sei nicht traurig. Wir sehen
uns wieder – bestimmt. Ich verspreche es dir, Saha. Wenn ich meinen eigenen
Clan gegründet habe, werden wir uns wiedersehen. In der Neuen Welt!”
     

     
    Shash verließ sie, bevor sie aufbrachen. Als auch sie dann
losgingen, weinte Saha stille Tränen. Unbemerkt von Barb und Ishtar. Später,
als das weiße Morgenlicht sie umschmeichelte, beruhigte sie sich wieder. Sie
wusste, dass der Bär Recht hatte: Sie würden sich wiedersehen!
    Die Freunde überquerten den Navajo Arch, ohne auch nur ein Wort
zu sagen. Hingen stumm ihren Gedanken nach. Als sie den Boden wieder berührten,
hörten sie seichtes Geplätscher.
    „Wenn wir Glück haben, ist das der Blaue Fluss.” Uhura keuchte.
„Dem müssen wir folgen.”
    Nach nur wenigen Schritten sahen sie das malerische Gewässer, das
durch einen Nadelwald floss.
    Der Anblick gab ihnen wieder Auftrieb.
     

     
    Tagelang folgten sie dem Flusslauf, und als dieser in einen
großen See mündete, wussten sie, dass sie es geschafft hatten. Barbs Hände
waren während ihres Marsches immer häufiger an ihren Bauch gewandert. Sie
wusste, dass sie Maiitsohs Kind in sich trug. Saha war stets mit ihren Blicken
der Bewegung gefolgt, und sie hatte Barb ein verschwörerisches Lächeln
geschenkt. Zwischen ihnen hatte es noch nie Geheimnisse gegeben. Und das
Wissen, dass Barb nun nicht mehr allein war, erfüllte Saha mit großer Freude.
    Sie versammelten sich schließlich alle am Ufer des Sees. Der Ort
kam Saha bekannt vor. Wälder und Berge schlossen das Gewässer ein, und
plötzlich wusste sie, woher sie

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