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Regulator: Roman

Regulator: Roman

Titel: Regulator: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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dachte aber nicht darüber nach, was er sagte, sondern überlegte statt dessen, wo die kleine Geschichte - acht oder neun handschriftliche Seiten - sein könnte. Teil der Marinville-Sammlung in Fordham? Möglich. In dem Haus in Connecticut, wo er und Terry einmal gelebt hatten, das sie jetzt allein bewohnte, von wo sie ihn in diesem Augenblick anrief? Auch möglich. Zum Zeitpunkt des Gesprächs war dieses Haus weniger als zehn Meilen entfernt gewesen. »Du solltest diese Geschichte suchen«, sagte sie. »Sie war gut. Du hast sie in einer Zeit geschrieben, als du in mancherlei Hinsicht gut warst, ohne es selbst zu wissen.« Eine Pause. »Bist du noch da?« »Ja.«
    »Ich weiß immer, wann ich dir etwas sage, das dir nicht gefällt«, sagte sie fröhlich, »weil du nur dann die Klappe hältst. Du wirst nachdenklich.« »Ich werde nicht nachdenklich.«
    »Doch, doch.« Und dann hatte sie möglicherweise das Allerwichtigste gesagt. Mehr als zwanzig Millionen Dollar Tantiemen hatte ihm die Tatsache eingebracht, daß sie sich an die Geschichte erinnerte, die er sich einst ausgedacht hatte, um seinen vermaledeiten Neffen zum Einschlafen zu bringen, und weltweit waren Zigmillionen Bücher verkauft worden, die Pats alberne Abenteuer schilderten, aber die nächsten Worte aus ihrem Mund schienen wichtiger zu sein als das viele Geld und alle Bücher. Damals wie heute. Er vermutete, daß sie sie in ganz normalem Tonfall ausgesprochen hatte, aber die Worte gingen ihm zu Herzen wie die einer Prophetin, die in einem Hain in Delphi stand. »Du mußt dich rückbesinnen«, hatte Terry Alvey gesagt. »Hm?« hatte er gefragt, als er wieder zu Atem gekommen war. Er wollte nicht, daß sie merkte, wie sehr ihre Worte ihn beschäftigten. Wollte sie nicht wissen lassen, daß sie nach all den Jahren immer noch diese Macht über ihn hatte. »Was soll das bedeuten?«
    »Auf die Zeit, als du dich noch gut gefühlt hast. Gut warst. Ich erinnere mich an diesen Mann. Er war in Ordnung. Nicht perfekt, aber in Ordnung.« »Es führt kein Weg zurück, Terr. Du mußt in der Woche krank gewesen sein, als man in amerikanischer Literatur Thomas Wolfe durchgenommen hat.«
    »Ach, verschon mich. Wir kennen einander zu lange für Debattierklub-Spielchen. Du bist in Connecticut geboren worden, in Connecticut aufgewachsen, warst erfolgreich in Connecticut und ein besoffener, bekiffter Penner in Connecticut. Du mußt nicht nach Hause zurück, du mußt von zu Hause fort.«
    »Das ist keine Rückbesinnung, so was nennen wir Jungs von den AA eine geographische Kur. Und sie funktioniert nicht.« »Du mußt dich im Geiste rückbesinnen«, erwiderte sie -geduldig, als würde sie mit einem Kind sprechen. »Ich glaube, dein Körper braucht einen neuen Boden, auf dem er wandeln kann. Außerdem trinkst du nicht mehr. Und nimmst keine Drogen.« Eine kurze Pause. »Das stimmt doch, oder?«
    »Ja«, sagte er. »Nun ja, das Heroin.« »Ha-ha.«
    »Was schlägst du vor, wohin soll ich gehen?« »An den Ort, an den du zuallerletzt denken würdest«, hatte sie ohne zu zögern geantwortet. »Den unwahrscheinlichsten Ort auf Erden. Akron oder Afghanistan, das spielt keine Rolle.«
    Dieser Anruf hatte Terry reich gemacht, denn er hatte seine Kitty-Cat-Einnahmen mit ihr geteilt, Penny für Penny. Und dieser Anruf hatte ihn hierher gebracht. Nicht Akron, sondern Wentworth, Ohios Gute-Laune-Gemeinde. Eine Stadt, wo er noch nie vorher gewesen war. Er hatte sich die Gegend ausgesucht, indem er mit geschlossenen Augen eine Stecknadel in eine Karte der Vereinigten Staaten gebohrt hatte, und Terry hatte recht gehabt, Bill Harris' entsetzte Reaktion hin oder her. Was er anfangs als eine Art Forschungsjahr betrachtet hatte, war -
    Ganz in seinen Gedanken verloren, lief er direkt gegen Jim Reeds Rücken. Die Jungs waren am Rand des Wegs stehengeblieben. Jim hob die Waffe und richtete sie mit blassem, verbissenem Gesicht nach Süden. »Was -« begann Johnny, aber Dave Reed drückte ihm eine Hand auf den Mund, bevor er mehr sagen konnte.
5
    Ein Schuß ertönte, dann ein Schrei. Marielle Soderson schlug die Augen auf, als wäre der Schrei ein Signal gewesen, krümmte den Rücken, stieß einen langgezogenen, kehligen Laut aus, möglicherweise Worte, und zitterte am ganzen Körper. Ihre Füße trommelten auf den Boden. »Doc!« rief Cynthia und rannte zu Marielle. »Doc!« Gary kam zuerst. Er stolperte zur Küchentür und wäre mit den Knien auf den Bauch seiner Frau gestürzt, wenn Cynthia ihn

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