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Regulator: Roman

Regulator: Roman

Titel: Regulator: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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der Wange. Ich wette meine gesamten Ersparnisse, daß das sein alter Herr gewesen ist. Es spielte keine Rolle, daß ich nichts sagen konnte, weil Hobart die ganze Sache vorbereitet hatte. »Mein Sohn hat Ihnen etwas zu sagen, Mrs. Wyler«, sagte er und betrachtete den Jungen, als wollte er sagen, jetzt bist du dran, vermassle es nicht. »Hugh?«
    Hugh, der heftiger denn je schniefte, sagte mir, daß er der Verführerischen Stimme Satans erlegen sei (ich schätze, das ist die VSS, so wie der Staksende Kleine Junge der SKJist) & Seths Spielzeug gestohlen habe. Er redete ziemlich schnell & schluchzte dabei immer heftiger. Der Junge kam zum Ende mit den Worten: »Sie können zur Polizei gehen, ich werde ein vollständiges Geständnis ablegen. Sie können mich verprügeln, oder mein Dad wird mich verprügeln.« Als ich mir diesen Teil anhörte, kam ich mir vor, als hätte ich den Wetterdienst angerufen & eine Automatenstimme sagte: »Um die derzeitigen Wetterverhältnisse zu erfahren, drücken Sie die Eins. Um die aktuelle Vorhersage zu erfahren, drücken Sie die Zwei. Um den Straßenzustandsbericht zu erfahren, drücken Sie die Drei.« Ich glaube, es war ein Glück, daß ich so fassungslos gewesen bin. Wenn nicht, hätte ich vielleicht gelacht, aber die beiden hatten nichts Komisches an sich, wie sie so heilig & beschämt dastanden. Ich hatte mehr Angst vor ihnen - besonders vor dem Vater - als an den meisten Tagen vor Seth.
    Und Angst um sie.
    »Es tut mir sehr leid«, sagte der Junge und plapperte es immer noch herunter, als würde es vor ihm auf Textkarten stehen. »Ich habe meinen Dad gebeten, mir zu vergeben, ich habe unseren Herrn Jesus Christus gebeten, mir zu vergeben, und jetzt bitte ich Sie, mir zu vergeben.«
    Da hatte ich meine Sinne wieder so weit beisammen, daß ich ihm den Wagen abnehmen konnte - ich war so fahrig, daß er mir beinahe auf die Füße gefallen wäre -, und ich sagte dem Jungen, Prügel seien nicht nötig.
    »Der Junge muß sich auch bei Ihrem Sohn entschuldigen«, sagte Mr. Hobart. Er sieht aus wie Moses mit glattrasiertem Gesicht und ordentlichem Haarschnitt, wenn man sich Moses im konservativen Zweireiher von Sears vorstellen kann. Nach dem Affentheater, das sich in den vergangenen Monaten hier abgespielt hat, kann ich mir alles mögliche vorstellen. Das ist Teil meines Problems. » Wenn Sie uns zu ihm bringen würden, Mrs. Wyler -«
    Und da versuchte der selbstgefällige Scheißkerl doch tatsächlich, sich an mir vorbei ins Haus zu drängen! Ich drängte ihn einfach zurück, das kann ich dir flüstern. (Und ließ dabei den Dream Floater beinahe wieder fallen.) Ich wollte auf gar keinen Fall, daß der kleine fette Dieb vor den Staksenden Kleinen Jungen trat. Ich wollte sie aus meinem Haus haben, und zwar schnell. Bevor entweder ihre Stimmen oder ihre emotionalen Schwingungen (obwohl er nicht weinte, war Hobart eindeutig ebenso aus dem Häuschen wie sein Junge, wenn nicht noch mehr) ihn aufwecken konnten. »Seth ist nicht mein Sohn, er ist mein Neffe«, sagte ich, »und er macht gerade ein Nickerchen.« »Nun gut«, sagt Hobart mit einem knappen, stehen Nicken. »Dann kommen wir später wieder. Paßt es heute abend? Wenn nicht, kann ich morgen nachmittag wieder mit Hugh herkommen. Ich kann es mir kaum leisten, einen weiteren Nachmittag freizunehmen - Sie müssen wissen, daß ich im Walzwerk in Ten Mile arbeite -, aber Gottes Angelegenheiten sollten stets Vorrang vor denen der Menschen haben.« Seine Stimme wurde beim Sprechen immer lauter, wie es bei Typen wie ihm fast immer zu sein scheint, als könnten sie einem nicht sagen, daß sie scheißen gehen müssen, ohne gleich eine Predigt daraus zu machen. Ich bekam richtig Angst, Seth könnte aufwachen. & ich schwöre, die ganze Zeit schaut sich der Bengel um, ob es nicht etwas anderes gibt, das sich abzustauben lohnt. Ich würde sagen, der Tag kommt, an dem Hughie auf der Couch eines Seelenklempners landet, aber selbstverständlich halten Leute wie die Hobarts nichts von Seelenklempnern, richtig?
    Ich scheuchte sie zur Tür hinaus & drängte sie den ganzen Weg entlang, ich meine, ich war echt sauer. Dabei fragt der Junge die ganze Zeit: »Vergeben Sie mir? Vergeben Sie mir?« Immer & immer wieder, wie eine kaputte Schallplatte. Als ich sie unten am Bürgersteig hatte, stellte ich fest, daß ich auf alle beide stinksauer war. Nicht wegen der Hölle, die wir durchmachen mußten, sondern weil sie beide so taten, als wäre ich irgendwie für die

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