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Regulator: Roman

Regulator: Roman

Titel: Regulator: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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hinter den Haß & die Scham & das Selbstmitleid zu schauen, um festzustellen, ob da irgendwo noch ein richtiger
    Junge steckte. Ob ich einen gesehen habe? Ich kann es wirklich nicht sagen.
    »Hugh«, sagte ich, »du weißt, daß man nur um Vergebung bitten muß, wenn man etwas Falsches getan hat, oder nicht? « Er nickte argwöhnisch ...als müßte er vor Gericht aussagen & befürchtete, einer der Anwälte werde ihm eine falle stellen. »Also weißt du, daß es falsch gewesen ist, Seths Spielzeug zu stehlen.«
    Er nickte wieder, zögernder denn je. Inzwischen versteckte er sich praktisch hinter dem Bein seines Vaters, als wäre er nicht acht oder neun, sondern drei.
    »Mrs. Wyler, ich glaube nicht, daß es nötig ist, dem Jungen eine Moralpredigt zu halten«, sagte sein alter Herr. Dieses scheinheilige Arschloch! Er würde zulassen, daß ich den Jungen übers Knie lege & ihm den Hosenboden strammziehe, aber wenn ich ihn dazu bringen will, laut und deutlich zu sagen, daß er falsch gehandelt hat, dann geht das auf einmal zu weit. Das ist eine Lektion, aber der Teufel soll mich holen, wenn ich weiß, was für eine. »Ich halte ihm keine Moralpredigt, aber er soll wissen, daß die letzten paar Tage hier außerordentlich schwierig gewesen sind«, sagte ich. Ich antwortete dem Erwachsenen, redete aber immer noch mit dem Kind. »Seth liebt seine Power Wagons sehr. Darum möchte ich, daß du eines tust, Hugh. Du sollst mir sagen, daß es falsch war, was du getan hast, und böse, und daß es dir leid tut. Dann sind wir fertig.«
    Hugh starrte mich an, & wenn Blicke töten könnten, dann würde ich jetzt nicht in dieses Buch schreiben. Ob ich Angst hatte? Also bitte. Sofern es um wütende Kinder geht, lebe ich mit dem Weltmeister aller Klassen zusammen. »Mrs. Wyler, finden Sie, daß das wirklich nötig ist?« fragte Hobart.
    »Ja, Sir«, sagte ich. »Mehr für Ihren Sohn als für mich.« »Dad, muß ich?« winselt er. Er sieht mich hinter seiner verschmierten Brille immer noch mit dem tödlichen Blick an. »Los doch, sag ihr, was sie hören will«, sagte er. »Bittere Medizin schluckt man am besten auf einmal runter.« Dann 275
    klopfte er dem Jungen auf die Schulter, als wollte er sagen: Ja, sie ist gemein, ein richtiges Aas, aber wir müssen mitspielen. »Es-war-falsch-und-es-war-böse-und-es-tut-mir-leid«, sagt der Junge, als würde er wieder ablesen. Dabei starrt er mich die ganze Zeit finster an - keine Tränen, kein Schniefen mehr. Ich schaute auf & sah denselben Blick beim Vater. Die beiden haben sich nie ähnlicher gesehen als in diesem Augenblick. Die Leute sind schon erstaunlich. Sie kamen die Straße herauf, ängstlich und gleichzeitig irgendwie aufgeregt beim Gedanken, gekreuzigt zu werden, genau wie ihr Oberbefehlshaber. Statt dessen lasse ich den Jungen zugeben, was er ist, & das tat weh, & sie hassen mich beide dafür. Wichtig sind freilich zwei Dinge: 1) D. F. ist wieder da, und 2) die Hobarts werden nicht darüber reden. Manchmal ist Scham der einzige Knebel, der bei den Leuten wirkt. Ich muß mir eine Geschichte ausdenken, die ich Seth erzähle, und Herb auch. Die Wahrheit zu sagen, wäre einfach nicht sicher. Schritte oben, die ins Bad gehen. Er ist aufgestanden. Bitte, lieber Gott, laß mich recht haben, daß er meine Gedanken nicht lesen kann.
    Später
    Großer Stoßseufzer der Erleichterung. Und vielleicht auch ein wenig Schulterklopfen. Ich glaube, die Dream-Floater-Krise ist überstanden und keine Verluste sind zu beklagen (außer ein paar zerbrochenen Tellern und meinen wunderschönen Waterford-Gläsern). Seth & Herb schlafen beide. Ich habe vor, selbst nach oben zu gehen, wenn ich ein wenig in dieses Euch geschrieben (es mag gefährlich sein, unter diesen Umständen ein Tagebuch zu führen, aber, Herrgott, es kann so beruhigend sein) und es wieder auf den Küchenschrank gelegt habe, wo ich es verstecke.
    Daß Seth aufgestanden war, bevor ich Gelegenheit hatte, mir etwas auszudenken, das ich ihm erzählen konnte, hat sich im nachhinein als Segen erwiesen. Als er mit schlafverklebten
    Augen nach unten kam, hielt ich ihm einfach den D. F. hin. Die Veränderung seines Gesichts - es leuchtete vor Überraschung & Entzücken auf wie eine Blume in der Sonne -reichte beinahe als Wiedergutmachung für die ganze verdammte Horror-Show. Ich sah bei beiden diesen glücklichen Ausdruck - bei Seth und dem SKJ. Der SKJ war einfach froh, daß er seinen Power Wagon wiederhatte. Seth war, glaube ich, aus anderen

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