Regulator: Roman
ist, wie er gedacht hat... es aber denkt. »Wir sollten -« beginnt Johnny.
»Ich höre es wieder!« schreit Kim Geller aus dem Wohnzimmer. Ihre Stimme klingt schrill, bebend, am Rand der Hysterie, aber die anderen sehen keinen Grund, ihr nicht zu glauben; schließlich ist sie am dichtesten bei der Straße. »Dieses schreckliche Summen! Es soll aufhören!« Sie kommt mit aufgerissenen, irren Augen in die Küche gerannt. »Es soll aufhören!«
»Runter, Mom!« ruft Susi, verläßt ihren Platz neben Dave Reed aber nicht, der neben ihr liegt, einen Arm um sie gelegt hat und seine Hand (die seine gruselige Mutter von dort, wo sie liegt, nicht sehen kann) auf ihre Brust drückt. Susi stört das nicht im geringsten; es würde sie mehr stören, wenn er die Hand wegnähme. Ihre Angst und ihre fast mütterliche Sorge um den verbliebenen Zwillingsbruder haben sie zum erstenmal in ihrem Leben richtig geil gemacht. Im Augenblick wünscht sie sich nur, mit David an einem Ort zu sein, wo sie beide die Hosen ausziehen können, ohne daß es jemand bemerkt.
Kim achtet nicht auf ihre Tochter. Sie geht zu Audrey, packt sie an den Haaren, reißt ihren Kopf hoch. »Zwingen Sie ihn, damit aufzuhören!« schreit sie Audrey in das blasse Gesicht. »Er ist Ihr Neffe, Sie haben ihn hierhergebracht, JETZT ZWINGEN SIE IHN, DAMIT AUFZUHÖREN!« Belinda Josephson handelt schnell; sie springt von der Stelle auf, wo sie gelegen hat, sie läuft durch das Zimmer, und hat Kim Gellers freien Arm auf den Rücken gedreht, ehe Brad einmal richtig blinzeln kann.
»Au!« schreit Kim und läßt sofort Audreys Haar los. »Au, lassen Sie mich los, Sie schwarze Schi -« Belinda hat sich für einen Tag genug rassistische Scheiße anhören müssen. Sie dreht Kims Arm noch weiter nach oben und unterbricht deren Wortschwall. Susis Mom, die die Girl Scouts unterstützt und die Lady, die für die Krebsforschung sammelt, nie mit leeren Händen wegschickt, heult wie eine Fabriksirene am Feierabend. Dann dreht Belinda sie und wirft sie über die Hüfte, so daß sie zurück ins Wohnzimmer segelt. Kim prallt gegen eine Wand. Um sie herum fallen weitere Hummel-Figuren ihrem Untergang entgegen. »So«, sagt Belinda mit sachlicher Stimme. »Sie hat es so gewollt. Ich muß mir diese Scheiße nicht länger -« »Lassen Sie es gut sein«, sagt Johnny. Das Summen ist wieder lauter geworden, lauter denn je: ein konstantes, oszillierendes Brummen wie von einem riesigen Trafo. . »Runter, Bee. Sofort. Alle. Steve, Cynthia? Schützt diese Kinder!« Dann schaut er fast entschuldigend zu Seth Garins Tante. »Können Sie ihn zwingen, damit aufzuhören, Aud?« Sie schüttelt den Kopf. »Das ist licht er. Jetzt nicht. Es ist Tak.« Bevor sie den Kopf wieder senkt, erblickt sie Cammie Reed, die sie ansieht, und etwas an diesem trockenen Blick macht ihr mehr angst als das Schreien und Haareziehen von Kim Geller. Es ist ein todernster Blick. Keine Hysterie, nur unverhohlene Mordlust.
Aber wen würde Cammie ermorden? Sie? Seth? Beide? Audrey weiß es nicht. Sie weiß nur, sie kann den anderen nicht sagen, was sie vor ihrer Flucht getan hat, diese Kleinigkeit, die alle Probleme lösen könnte - wenn. Wenn sich das Fenster in der Zeit auftut, wie sie hofft; wenn sie in dem Augenblick richtig handelt. Sie kann ihnen nicht sagen, daß Hoffnung besteht, denn wenn Tak seine Fühler ausstreckt und ihre Gedanken zu fassen bekommt, ist alle Hoffnung dahin.
Das Summen wird lauter. Auf der Main Street rollen die Power Wagons wieder. Dream Floater, Tracker Arrow und Freedom sind näher beim Haus der Carvers und somit als erste da. Sie parken in einer Reihe, der rote Tracker Arrow mit Snake Hunter am Steuer in der Mitte, wo er die Einfahrt versperrt, in der der tote Herr des Hauses liegt (der inzwischen schon reichlich mitgenommen aussieht). Die drei anderen - Rooty-Toot, Justice und Meatwagon - kommen vom südlichen Ende der Straße und verlängern die Reihe der Fahrzeuge.
Das Haus der Carvers (das, möglicherweise eine Ironie, ein Haus im Stil einer Ranch ist), wird jetzt völlig von den Power Wagons abgeriegelt. Aus dem Geschützstand des Dream Floater richtet Laura DeMott ihre Flinte auf das zertrümmerte Panoramafenster; in der Gefechtsnische des Tracker Arrow haben Hoss Cartwright und ein sehr junger Clint Eastwood - diesmal verkörpert er Rowdy Yates aus Tausend Meilen Staub - ebenfalls auf das Haus angelegt. Jeb Murdock steht mit zwei Schrotflinten im Doom-Turm des Meatwagon, beide sind
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