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Regulator: Roman

Regulator: Roman

Titel: Regulator: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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zehn Zentimeter hinter den gespannten Hähnen abgesägt, die Kolben hat er auf die Hüftknochen gestützt. Er grinst breit mit dem Gesicht von Rory Calhoun im besten Mannesalter.
    Dachluken werden aufgeklappt. Cowboys und Außerirdische besetzen die restlichen Schießstände. »Kuck mal, Pa, sieht aus wie bei einem verdammten Truthahnschießen!« ruft Mark McCain und stößt ein schrilles Lachen aus. »Root-root-root!«
    »SEI STILL, ROOTY!« rufen alle im Chor, und darauf fangen sie alle an zu lachen.
    Als dieses Lachen ertönt, bricht etwas in Kim Geller, das die ganze Zeit unter starker Spannung gestanden hat, endgültig entzwei. Sie steht im Wohnzimmer auf und geht zur Tür, vor der immer noch Debbie ROSS liegt. Kim schreitet mit ihren Turnschuhen über die dabei knirschenden Porzellanscherben von Törtchen Carvers heißgeliebten Hummel-Figuren. Das Geräusch der pulsierenden Motoren draußen - dieses unheimliche Poch-poch-poch, wie von einem elektrischen Herz - macht sie wahnsinnig. Aber trotzdem ist es leichter, sich darauf zu konzentrieren, statt daran zu denken, wie diese arrogante Niggerschlampe ihr erst fast den Arm gebrochen und sie dann wie einen Sack Wäsche oder so was ins Wohnzimmer geworfen hat. Die anderen ahnen nicht, daß sie hinausgegangen ist, bis sie ihre quengelnde und schrille Stimme hören: »Haut ab! Hört auf und haut ab, und zwar sofort! Die Polizei ist schon unterwegs!«
    Als sie diese Stimme hört, vergißt Susi Geller schlagartig, wie schön es ist, daß Dave Reed ihre Brust berührt und sie ihm gerne helfen würde, den Tod seines Bruders zu vergessen, indem sie ihn mit nach oben nimmt und mit ihm vögelt, bis seine Leber explodiert. »Mummy!« keucht sie und will aufstehen.
    Dave zieht sie wieder nach unten und klammert einen Arm um ihre Taille, damit sie ganz bestimmt nicht mehr aufstehen kann. Er hat seinen Bruder verloren und ist der Meinung, daß das für einen Tag genug ist. Komm schon, komm schon, komm schon, denkt Audrey...
    aber in Wahrheit, glaubt sie, ist es ein Gebet. Sie hat die Augen so fest zugekniffen, daß sie explodierende rote Pünktchen dahinter erkennen kann; die Hände hat sie zu Fäusten geballt, die rauhen Überreste ihrer Fingernägel graben sich in ihre Handflächen. Komm schon, mach dich wie vorgesehen an die Arbeit, tu deinen Job, fang an -»Laß knacken«, flüstert sie, ohne zu merken, daß sie es laut ausgesprochen hat. Johnny, der den Kopf erhoben hatte, als Kim anfing zu brüllen, sieht Audrey an. »Laß knacken, los. Um Himmels willen, laß knacken!« »Was reden Sie da?« fragt er, aber sie antwortet nicht. Draußen geht Kim langsam den Fußweg zu den Power Wagons hinunter, die am Bordstein parken. Dies ist die einzige Stelle in der ehemaligen Poplar Street, wo es noch einen Bordstein gibt.
    »Ich gebe euch eine Chance«, sagt sie, und ihr Blick wandert von einer schrägen Type zur nächsten. Manche tragen lächerliche Weltraummasken, und der am Steuer des merkwürdigen, speisewagenähnlichen Gefährts doch tatsächlich ein vollständiges Roboterkostüm. Damit sieht er wie eine zu groß geratene Version von R2D2 in den Krieg-der-Sterne-Filmen aus. Andere sehen aus, als seien sie einem Square-Dance-Kurs entsprungen. Einige kommen ihr sogar bekannt vor ... aber es ist nicht die Zeit, sich von solchen albernen Wahnvorstellungen ablenken zu lassen.
    »Ich gebe euch eine Chance«, wiederholt sie und bleibt genau an der Stelle stehen, wo der betonierte Fußweg der Carvers in den Bordstein mündet. »Verschwindet, solange ihr noch könnt. Andernfalls -«
    Die Schiebetür des Freedom Fighter geht auf, und Sheriff Streeter steigt aus. Sein Stern glänzt silbern und stumpf am linken Revers seiner Weste. Er schaut zu Jeb Murdockalter Feind, neuer Verbündeter - im Doom-Turm des Meatwagon hoch.
    »Nun, Streeter«, sagt Murdock. »Was meinen Sie?«
    »Ich finde, Sie sollten das keifende Weib abservieren«, sagt Streeter lächelnd, und dann explodieren Lärm und weißes Feuer aus beiden Läufen von Murdocks abgesägter Flinte. Eben noch steht Kim Geller am Ende des Carverschen Fußwegs; im nächsten Augenblick ist sie völlig verschwunden. Nein; nicht ganz verschwunden. Ihre Turnschuhe stehen noch da, und ihre Füße stecken noch darin. Einen Sekundenbruchteil später klatscht etwas, das ein Eimer dunklen Brackwassers sein könnte, aber nicht ist, gegen die Fassade des Carver-Hauses. Und während der Knall der doppelläufigen Flinte noch verhallt, schreit Streeter:

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