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Regulator: Roman

Regulator: Roman

Titel: Regulator: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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sieht sich kurz in der leeren Küche um, die jetzt zum Garten hin offen ist, dann dreht sie sich zum Hur um, weil sie zu den anderen zurück will. Sie macht einen Schritt, dann bleibt sie stehen. Eine schmale vertikale Falte - ihr Mann nennt sie ihre Denklinie - teilt ihre Stirn. Da vorn bei der Fliegentür ist es nicht völlig dunkel, Mondlicht fällt herein ... und das sind natürlich ihre Nachbarn. Es ist nicht schwer, sie auseinanderzuhalten. Brad kann sie am leichtesten identifizieren, weil er ihr engster Nachbar ist, so eng, daß sie seit fünfundzwanzig Jahren nachts den Arm ausstrecken und ihn berühren kann. Dave und Susi sind leicht zu erkennen, weil sie einander immer noch umarmen. Doc, weil er so dünn ist. Aber Cammie ist nicht leicht zu erkennen. Cammie ist nicht leicht zu erken nen, weil Cammie nicht da ist. Auch nicht hier in der Küche. Ist sie nach oben gegangen oder durch das Loch in der Küchenwand verschwunden? Vielleicht. Und -»Ihr zwei!« ruft sie plötzlich ängstlich in die Vorratskammer hinein.
    »Was?« fragt Steve ein wenig ungeduldig. In Wahrheit fühlt er sich auch ein wenig ungeduldig. Sie haben es endlich geschafft, die Kinder zu beruhigen, und wenn diese Frau das zunichte macht, denkt er, wird er sie mit dem ersten Topf oder der ersten Pfanne erschlagen, die ihm in die Finger kommt.
    »Mrs. Reed ist fort«, sagt Bee. »Und sie hat das Gewehr mitgenommen. War es ungeladen? Kommen Sie, machen Sie mich glücklich und sagen Sie, daß es ungeladen war.« »Ich glaube nicht«, sagt Steve widerstrebend. »Scheißt Feuer und spart Streichhölzer«, sagt Belinda. Cynthia sieht sie über eine Schulter von Ralphie hinweg mit vor Schrecken großen Augen an. »Haben wir ein Problem?« fragt sie. »Wäre möglich«, sagt Bee.
    Taks Aufenthaltsort/Taks Zeit
    Im Erkerzimmer, wo es so viele glückliche Stunden verbracht hat -an der Brust von Seth Garins blühender Phantasie, könnte man sagen -, wartet Tak und horcht. Auf dem Bildschirm des Zenith-Fernsehers reiten gespenstisch gekleidete Cowboys in Schwarzweiß durch eine Wüstenlandschaß. Sie reiten stumm. Tak, außerhalb von Seth und körperlos, hat den Fernseher mit der besten Fernbedienung leiser gestellt, die es gibt - seinem eigenen Verstand.
    Im Badezimmer neben der Küche kann es den Jungen hören. Der Junge gibt das leise Schweinegrunzen von sich, das Tak inzwischen mit seiner Ausscheidungsfunktion assoziiert. Für Tak sind selbst die Geräusche abstoßend, und der Vorgang selbst
    mit seinen Krämpfen und dem Gefühl eines rutschenden, hilflosen Abgangs ist widerlich. Selbst Erbrechen ist besser -das geht wenigstens schnell, den Hals hoch und raus. Jetzt weiß es, was ihm die Frau angetan hat: Sie hat die Milch mit etwas versetzt, das nicht nur einen einzigen Akt der Ausscheidung bewirkte, sondern ganze Krämpfe. Wieviel hat sie ihm gegeben? Eine riesige Dosis, wenn man Seths Zustand unmittelbar vor Taks Flucht betrachtet, und jetzt begreift es alles. Es flackert in der dunklen oberen Ecke des Zimmers -Tak der Grausame, Tak der Tyrann - wie eine kleine Gruppe körperloser Fahrradrücklichter, die pulsieren und umeinander kreisen. Nicht einmal bei dem abgestellten Ton des Fernsehers kann es Tante Audrey und Marinville hören, aber es weiß, daß sie da sind, vor der Eingangstür. Wenn sie aufhören zu reden und hereinkommen, wird es sie töten - zuerst den Mann, um die Energie aufzufrischen, die es verbraucht hat (den Körper des Jungen zu verlassen, ist besonders kräftezehrend), Seths Tante für das, was sie ihm anzutun versucht hat. Es wird sich auch an ihr gütlich tun, und sie wird langsam sterben, von ihrer eigenen Hand. Die Strafe des Jungen dafür, daß er sich gegen Tak aufgelehnt hat, wird darin bestehen, alles mitansehen zu müssen. Doch Tak empfindet Respekt für Seth; er war ein würdiger Gegner. (Wie sollte es bei einem Behältnis, das Tak beherbergen kann, auch anders sein?) Seit der Penner gestern nachmittag hier gewesen ist, haben Tak und der Junge ein nervenaufreibendes Stud-Pokerspiel durchgezogen, genau wie Laura und Jeb Murdock in Die Regulatoren. Jetzt sind alle Einsätze im Topf, und bis auf die letzten entscheidenden Karten sind alle aufgedeckt. Tak weiß, daß es gewinnen wird. Selbstverständlich wird es gewinnen. Schließlich ist sein Gegner nur ein Kind, wie brillant die tieferen Regionen seines Intellekts auch sein mögen, und letztlich hat der Junge etwas mehr geglaubt, als gut für ihn ist. Tak wußte, daß

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