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Regulator: Roman

Regulator: Roman

Titel: Regulator: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Lampen an der Decke erbebten.
    Kim ging langsam zum Bett, schob die bloßen Füße in ihre Sandalen und fühlte sich langsam und verwirrt und zu spät gekommen.
6
    »Und du bist den ganzen Weg da runter gerannt?« fragte Belinda Josephson zum drittenmal. Das schien der Teil der Geschichte zu sein, den sie nicht auf die Reihe bekam. »So fett, wie du bist?«
    »Scheiße, Weib, ich bin nicht fett«, sagte Brad. »Ich bin nur stark.«
    »Liebling, das werden sie auf deinen Totenschein schreiben, wenn du noch ein paar solche Hundert-Meter-Sprints hinlegst«, sagte Belinda. »›Das Opfer starb an unheilbarer Stärke.‹« Die Worte waren tadelnd, der Tonfall nicht. Sie rieb ihm beim Sprechen den Rücken und spürte den kalten Schweiß dort.
    Er zeigte die Straße entlang. »Sieh mal. Pete Jackson und Doc.«
    »Was machen sie?« »Ich glaube, sie wollen den Jungen zudecken«, sagte er und setzte sich in Bewegung.
    Sie riß ihn sofort zurück. »O nein, Bruder Bär. Auf gar keinen Fall, Sir. Du hast deinen Ausflug die Straße hinunter heute schon gehabt.«
    Er bedachte Belinda mit einem Nerv-mich-nicht-Blick -und zwar einem ziemlich guten für einen in Boston aufgewachsenen Schwarzen, der sich sein Wissen über das Getto überwiegend im Fernsehen angeeignet hatte -, widersprach aber nicht. Vielleicht hätte er es getan, wenn Johnny Marinville nicht in diesem Augenblick auf ihre Haustür zugekommen wäre. Der Donner grollte lauter. Inzwischen wehte ein konstanter Wind. Belinda fand, daß er kalt war -zum Frösteln kalt. Über ihnen rollten purpurne Gewitterwolken dahin, häßlich, aber nicht furchteinflößend. Furchteinflößend dagegen war - zumindest ein bißchen - der gelbe Himmel im Südwesten. Sie hoffte bei Gott, daß sie zwischen jetzt und dem Einbruch der Dunkelheit keinen Tornadotrichter zu sehen bekommen würden; das wäre die Krönung eines Tages, der so schiefgegangen war wie keiner in jüngster Zeit, an den sie sich erinnern konnte. Sie vermutete, daß der Regen die Leute in die Häuser treiben würde, wenn er endlich anfing, aber im Augenblick war so ziemlich jeder, der in dieser Straße wohnte, draußen und gaffte bergab zu Entragians Haus. Vor ihren Augen kam Kim Geller aus Nr. 243, sah sich um, ging ein Haus weiter und stellte sich neben Cammie Reed im Vorgarten der Reeds. Die Reed-Zwillinge (Belinda Josephsons bescheidener Meinung zufolge der Stoff, aus dem die harmlosen Phantasien von Hausfrauen gemacht sind) standen zusammen mit Susi Geller und einer knackigen Rothaarigen, die Belinda nicht kannte, auf dem Rasen. Davey Reed kniete und schien sich die Füße mit seinem Hemd abzuwischen, weiß Gott, warum - Natürlich weißt du, warum, sagte sie sich. Da unten liegt tatsächlich ein Toter, und Davey Reed hat sich übergeben, als er ihn gesehen hat. Hat sich übergeben und dabei etwas abbekommen, der arme Junge.
    Sie sah Leute vor jedem Haus oder aus jedem Haus, abgesehen von dem alten Haus der Hobarts, das leerstand, dem Haus des Ex-Cops, und Nr. 247, dem drittnächsten Haus auf ihrer Straßenseite. Das Wyler-Haus. Das war eine Familie im Pech, wenn es je eine gegeben hatte. Weder Audrey noch das arme Waisenkind, das sie großzog (nicht, daß man einen Jungen wie Seth je richtig großziehen konnte, überlegte Belinda; das war ja das Schreckliche daran), waren draußen. Ob sie einen Ausflug machten? Möglich, aber sie war sicher, daß sie Audrey um die Mittagszeit noch gesehen hatte, als sie achtlos den Rasensprenger aufstellte. Belinda überlegte gründlich und kam zu dem Ergebnis, daß sie den Zeitpunkt in etwa richtig behalten hatte. Sie hatte gedacht, daß Audrey sich gehen ließ, daran erinnerte sie sich - das Oberteil und die blauen Shorts, die sie trug, hatten beide schmutzig ausgesehen, und weshalb die Frau ihr hübsches brünettes Haar derart abscheulich purpurrot gefärbt hatte, würde Belinda wohl nie erfahren. Falls sie damit jünger aussehen sollte, war es ein Fehlschlag auf der ganzen Linie. Ihr Haar sollte auch mal gewaschen werden - es sah fettig und verfilzt aus.
    Als Teenager hatte sich Belinda ab und zu gewünscht, daß sie weiß wäre - die weißen Mädchen schienen immer mehr Spaß zu haben und wirkten entspannter -, aber jetzt ging sie auf die Fünfzig und die Wechseljahre zu und war ausgesprochen froh, schwarz zu sein. Weiße Frauen schienen sich mit zunehmendem Alter immer mehr zusammenreißen zu müssen. Vielleicht war ihr Leim einfach von Natur aus nicht so stark.
    »Ich hab

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