Regulator: Roman
versucht, die Cops anzurufen«, sagte Johnny Marinville. Er trat auf die Straße, als wollte er zu den Josephsons herüberkommen, blieb aber stehen. »Mein Telefon ...«Er verstummte und schien nicht sicher zu sein, wie er fortfahren sollte. Belinda fand das außerordentlich seltsam. Sie hatte immer gedacht, daß gerade dieser Mann noch auf dem Totenbett wie ein Wasserfall plappern würde; Gott würde persönlich herunterfassen und ihn durch die goldene Tür tragen müssen, nur damit er die Klappe hielt.
»Ihr Telefon - was?« fragte Brad.
Johnny schwieg noch einen Augenblick länger und schien sich verschiedene Antworten zu überlegen, dann entschied er sich für eine kurze. »Es ist tot. Könnten Sie es mit Ihrem versuchen?«
»Kann ich«, sagte Brad. »Aber ich könnte mir denken, daß Entragian sie schon von dem Geschäft aus angerufen hat. Er hat so ziemlich das Kommando übernommen.«
»So?« sagte Marinville nachdenklich und sah bergab. »Tatsächlich?« Er ließ sich nicht anmerken, ob er die beiden Männer mit der flatternden Plane gesehen hatte und ahnte, was sie vorhatten. Er wirkte gedankenverloren. Belinda fiel eine Bewegung auf. Sie sah zur Bear Street hinauf und sah, wie sich ein olivgrüner Lumina der Kreuzung näherte. Mary Jacksons Auto. Sie fuhr an dem gelben Lieferwagen vorbei, der an der Ecke parkte, und bremste.
Hast es vor dem Wolkenbruch nach Hause geschafft, schön für dich, dachte Belinda. Obwohl sie nicht gerade Busenfreundinnen waren, mochte sie Mary Jackson so sehr wie alle anderen in der Straße. Sie war komisch und hatte eine unverblümte, direkte Art an sich ... obwohl sie gerade in letzter Zeit häufig einen zerstreuten Eindruck machte. Auf ihr Aussehen wirkte sich das allerdings, ganz im Gegensatz zu Audrey Wyler, nicht nachteilig aus. Tatsächlich schien Mary in letzter Zeit förmlich zu erblühen wie ein Blumenbeet nach einem Regenschauer.
7
Der Münzfernsprecher befand sich neben dem Zeitschriftenregal, das leer war, abgesehen von einem einsamen, übriggebliebenen Exemplar der Wochenendausgabe von USA Today und ein paar Exemplaren des Shopper. Von letzter Woche. Es gab Collie Entragian ein seltsames, nachdenklich stimmendes Gefühl, sich vorzustellen, daß der Junge, der den Austausch mit der aktuellen Ausgabe vorgenommen hätte, tot in seinem Vorgarten lag. Und dann war dieses lausige öffentliche Telefon auch noch -Er knallte den Hörer auf die Gabel und wischte sich mit dem Handtuch den letzten Rest Rasierschaum aus dem Gesicht. Das Schnuckelchen mit dem zweifarbigen Haar und der alternde Hippie aus dem Ryder sahen ihn beide an, und er war sich deutlich der Tatsache bewußt, daß er kein Hemd trug. Er fühlte sich mehr denn je wie ein unehrenhaft entlassener Cop.
»Das verdammte Münztelefon funktioniert nicht«, sagte er zu dem Mädchen. Er sah, daß sie ein kleines Namens -schild an ihrem Kittel trug. »Haben Sie keine Außer-Betrieb-Tafel, Cynthia?«
»Doch, aber um eins hat es noch prima funktioniert«, sagte sie. »Der Mann von der Bäckerei hat seine Freundin angerufen.« Sie verdrehte die Augen, dann sagte sie etwas, das Collie unter den gegebenen Umständen beinahe surrealistisch fand: »Haben Sie Ihre Münze wiederbekommen?«
Nein, aber unter den gegebenen Umständen spielte das keine große Rolle. Er sah zur Tür des E-Z Stop hinaus und erblickte Peter Jackson und den pensionierten Tierarzt, die mit einer großen blauen Plastikplane auf seinen Rasen zugingen. Sie hatten eindeutig vor, den Leichnam zuzudecken. Collie wollte zur Tür gehen und ihnen sagen, daß es sich um den Schauplatz eines Verbrechens handelte, von dem sie die Finger lassen sollten, und dann donnerte es wieder - der lauteste Schlag bisher, so laut, daß Cynthia überrascht aufschrie.
Scheiße, dachte er. Sollen sie doch. Es wird sowieso regnen.
Ja, das wäre vielleicht das Beste. Wahrscheinlich würde es zu regnen anfangen, bevor die Cops hier waren (bis jetzt konnte er nicht einmal Sirenen hören), und damit wäre jede potentielle Spurensicherung sowieso im Eimer. Insofern wäre es schon besser, den Jungen zu bedecken ... aber er hatte dennoch das unangenehme Gefühl, daß die Ereignisse außer Kontrolle gerieten. Und selbst das, wurde ihm klar, war eine Illusion: Er hatte von Anfang an nichts an der Situation unter Kontrolle gehabt. Im Grunde genommen war er nichts weiter als einer von vielen Anwohnern der Poplar Street. Nicht, daß das nicht auch seine Vorzüge gehabt hätte; wenn er
Weitere Kostenlose Bücher