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Regulator: Roman

Regulator: Roman

Titel: Regulator: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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dann gab er auf. Es war wirklich eine Leiche. Es war Mary Jackson, und sie war so tot wie... nun, so tot wie Audreys verstorbener Mann. Tak, dachte sie. War es Tak? Ist er draußen gewesen? Du hast gewußt, daß er sich auf etwas vorbereitet, dachte sie kalt. Du hast es gewußt. Du hast gespürt, wie er seine Kräfte gesammelt hat, während er immer mit diesen verdammten Lieferwagen im Sandkasten gespielt hat, oder vor dem Fernseher, während er Hamburger-Menüs aß und Schokoladenmilch trank und immer beobachtete, beobachtete, beobachtete. Du hast es gespürt wie ein Gewitter, das an einem heißen Nachmittag aufzieht -Hinter der Frau, vor dem Haus der Carvers, lagen zwei weitere Tote. David Carver, der Donnerstag abends manchmal mit Herb und Herbs Freunden Poker gespielt hatte, lag wie ein gestrandeter Wal in seinem Vorgarten. Über der Badehose, die er immer trug, wenn er das Auto wusch, klaffte ein gewaltiges Loch in seinem Bauch. Auf der Treppe des Carverschen Hauses lag eine Frau in weißen Shorts mit dem Gesicht nach unten. Meterlange rote Haare bildeten eine zerzauste Korona um ihren Kopf herum. Regen glänzte auf ihrem nackten Rücken. Aber das ist keine Frau, dachte Audrey. Ihr war durch und durch kalt, als wäre ihre Haut mit Eis abgeschrubbt worden. Das ist nur ein Mädchen, wahrscheinlich nicht älter als siebzehn. Das Mädchen, das heute nachmittag bei den Reeds zu Besuch war. Bevor ich meinen kleinen Ausflug ins Jahr 1982 unternommen habe. Das war Susi Gellers Freundin.
    Audrey sah den Block hinab und war plötzlich überzeugt, daß sie sich das alles nur einbildete, daß die Wirklichkeit zurückschnalzen würde wie ein gespanntes Gummiband, sobald sie das unversehrte Haus der Hobarts sehen würde. Aber das Haus der Hobarts brannte immer noch, immer noch stiegen gewaltige, nach Zedernholz riechende Rauchwolken davon auf, und als Audrey die Straße wieder hinaufschaute, sah sie immer noch die Toten. Die Leichen ihrer Nachbarn.
    »Es hat angefangen«, flüsterte sie, und hinter ihr, im Erkerzimmer, schrie Rory Calhoun etwas, einen gräßlich prophetischen Fluch: »Wir werden diese Stadt ausradieren!« Flieh! kreischte Jan, eine Stimme nicht aus dem Fernseher, sondern in Audreys Kopf, aber ebenso eindringlich.
    Du hast nicht mehr nur noch wenig Zeit, du hast gar keine
    Zeit mehr! Flieh, Audi Flieh! Lauf! Flieh!
    Okay. Sie würde ihre Sorgen um Seth über Bord werfen und fliehen. Später würde sich das vielleicht an ihr rächen - wenn es ein Später gab -, aber vorerst...
    Sie ging zur Eingangstür und streckte die Hand nach dem Knauf aus, als eine Stimme hinter ihr ertönte. Sie hörte sich wie eine Kinderstimme an, aber nur, weil sie mit den Stimmbändern eines Kindes geformt wurde. Sonst klang sie tonlos, lieblos, tückisch.
    Am schlimmsten aber, nicht ohne eine Prise Humor.
    »Einen Augenblick, Ma'am«, sagte Tak mit der Stimme von Seth Garin, die die Stimme von John Payne imitierte.
    »Warum beruhigen wir uns nicht einfach, denken noch mal darüber nach?«
    Sie versuchte, den Knauf zu drehen, weil sie es trotzdem riskieren wollte - sie war zu weit gegangen, um jetzt noch einen Rückzieher zu machen. Sie würde in den prasselnden Regen hinausstürzen und einfach laufen. Wohin? Irgendwohin.
    Aber statt den Knauf zu drehen, sank ihre Hand wieder hinab wie ein beinahe zum Stillstand gekommenes Pendel. Dann drehte sie sich um, obwohl sie sich mit all ihrer Willenskraft dagegen wehrte, und sah das Ding an, das unter dem Torbogen stand, der zum Erkerzimmer führte. Sie war von ihrem Zufluchtsort zurückgekehrt. Gott steh ihr bei, sie war von ihrem Zufluchtsort zurückgekehrt, und der Dämon, der sich in dem autistischen kleinen Sohn ihres toten Bruders versteckte, hatte sie bei einem Fluchtversuch erwischt.
    Sie spürte, wie Tak sich in ihrem Kopf einnistete und die Kontrolle übernahm, und obwohl sie alles sah und alles spürte, konnte sie nicht einmal schreien.
3
    Johnny sprang über den Leichnam von Susi Gellers Freundin hinweg, die mit dem Gesicht nach unten am Boden lag, während ihm der Kopf von einer Kugel dröhnte, die kreischend an seinem linken Ohr vorbeigesaust war ... buchstäblich kreischend, hatte es den Anschein gehabt. Das Herz schlug ihm wie ein Preßlufthammer in der Brust. Er war nahe genug beim Haus der Carvers gewesen, um sich in einer Art Niemandsland zu befinden, als die beiden Lieferwagen das Feuer eröffneten, und wußte, daß er großes Glück hatte, überhaupt noch am Leben zu

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