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Regulator: Roman

Regulator: Roman

Titel: Regulator: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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aufzuladen, möglicherweise schliefen sie mit offenen Augen wie eine Eidechse auf einem heißen Stein, vielleicht konzentrierten sie sich auch in einer tiefgreifenden und elementaren Art und Weise auf den Film, die Audrey niemals begreifen konnte. Oder wollte. Die Wahrheit war schlicht und einfach, ihr war scheißegal, wo er - es - sich befand. Vielleicht konnte sie in Ruhe etwas essen, das hätte ihr schon gereicht. Die Regulatoren würden heute, bei der neunmilliardsten Vorführung in Casa Wyler, noch etwa zwanzig Minuten laufen, und Audrey dachte, daß ihr soviel Zeit mindestens noch bleiben würde. Zeit für ein Sandwich und ein paar Zeilen in dem Tagebuch, für das Tak sie wahrscheinlich töten würde, sollte er jemals etwas darüber herausfinden. Flieh. Hör auf, daran zu denken, und tu es, Aud. Sie blieb mitten im Wohnzimmer stehen und hatte Salami und Salat vorübergehend vergessen. Die Stimme klang so deutlich, daß es einen Augenblick schien, als wäre sie gar nicht aus Audreys Verstand gekommen. Einen Augenblick war sie überzeugt, daß Janice ihr irgendwie aus dem Jahr 1982 gefolgt war und sich hier bei ihr im Zimmer befand. Aber als sie sich mit wildem Blick umdrehte, sah sie niemanden. Nur die Stimmen aus dem Fernseher, Rory Calhoun sagte John Payne, daß genug geredet worden sei, John Payne antwortete: »Na gut, wenn Sie es so wollen.« Nicht mehr lange, und Karen Steele würde zwischen sie treten und sie anschreien, daß sie aufhören sollten, endlich aufhören. Sie würde durch eine Kugel aus Rory Calhouns Waffe getötet werden, die für John Payne bestimmt war, und dann würde die letzte Schießerei beginnen. KA-BUMM und KA-BAMM bis zum bitteren Ende. Niemand war hier, außer ihr und ihren toten Freunden im Fernseher.
    Mach die Eingangstür auf und lauf wie der Teufel. Wie oft hatte sie schon daran gedacht? Aber sie durfte Seth nicht vergessen; er war ebenso eine Geisel wie sie, vielleicht noch mehr als sie. Mochte er auch autistisch sein, so blieb er doch ein Mensch. Sie wollte gar nicht daran denken, was Tak ihm in seiner Wut antun könnte. Und Seth war noch da drinnen, voll und ganz - das wußte sie. Parasiten ernähren sich von ihren Wirten, töten sie aber nicht... es sei denn mit Absicht. Vielleicht, weil sie wütend sind. Auch an sich selbst mußte sie denken. Janice konnte gut von Flucht reden, einfach die Tür aufmachen und laufen wie der Teufel, aber Janice wußte nicht, daß Tak sie mit Sicherheit töten würde, wenn er sie erwischte, bevor sie entkommen konnte. Und wenn sie aus dem Haus kam, wie weit würde sie fliehen müssen, bis sie in Sicherheit war? Auf die andere Straßenseite? Ans Ende der Straße? Terre Haute? New Hampshire? Mikronesien? Sie glaubte, daß es ihr nicht mal in Mikronesien gelingen würde, sich zu verstecken. Weil es eine geistige Verbindung zwischen ihnen gab. Das kleine rote PlaySkool-Telefon - das Tak-Phon -lieferte den Beweis dafür.
    Ja, sie wollte fliehen. O ja, so sehr. Aber manchmal war der Teufel, den du kanntest, besser als der, den du nicht kanntest.
    Sie ging wieder Richtung Küche, blieb wieder stehen und sah zu dem großen Fenster mit Ausblick auf die Straße. Sie hatte gedacht, der Regen würde so heftig gegen die Scheibe klatschen, daß er wie Rauch aussah, aber die erste Wut des Sturms war bereits verflogen. Das da draußen sah nicht nur aus wie Rauch, es war Rauch. Sie lief zum Fenster, schaute die Straße entlang und stellte fest, daß das Haus der Hobarts im Regen brannte, so daß dicke weiße Rauchwolken in den grauen Himmel stiegen. Sie sah keine Fahrzeuge oder Menschen in der Nähe (und der Rauch selbst hüllte den toten Jungen und den Hund ein), daher sah sie zur Bear Street hinauf. Wo blieben die Polizeiautos? Die Feuerwehr? Sie sah keine, konnte aber genug erkennen, daß sie hinter vorgehaltenen Händen aufschrie - ohne zu wissen, wann sie die Hände vor den Mund geschlagen hatte.
    Ein Auto, das von Mary Jackson, da war sie ganz sicher, stand mit der Haube fast am Zaun zwischen dem Haus der Jacksons und dem von Doc auf dem Gras. Der Kofferraumdeckel stand offen, und das Heck sah eingedrückt aus. Aber nicht deshalb schrie sie auf. Dahinter lag der Leichnam einer Frau auf Docs Rasen wie eine umgestürzte Statue. Audreys Verstand unternahm kurz den Versuch, sie davon zu überzeugen, daß es sich um etwas anderes handelte - zum Beispiel eine Schaufensterpuppe, die jemand aus unerfindlichen Gründen in Billingsleys Vorgarten geworfen hatte -,

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