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Regulator: Roman

Regulator: Roman

Titel: Regulator: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Sie war noch nicht bereit, aufzugeben, und darauf würde es hinauslaufen, wenn sie für immer im Mai 1982 leben würde. Und wer konnte sagen, was sie über die Bergwiese denken würde, wenn sie sie nicht mehr verlassen konnte? Unter diesen Umständen könnte sich ihre Zuflucht in eine Hölle verwandeln. Allerdings veränderte sich die Situation, und nicht zum Besseren. Zunächst einmal wurde Tak nicht schwächer, wie sie anfangs vielleicht närrischerweise gehofft hatte; wenn überhaupt, wurde Tak immer stärker. Der Fernseher lief ununterbrochen und sendete stets dieselben wiederaufbereiteten Fernsehserien (Bonanza, The Rifleman ... und MotoKops 2200 natürlich), immer und immer wieder. Für sie hörten sich die Leute in den einzelnen Folgen immer mehr wie durchgedrehte Demagogen an, grausame Stimmen, die einen aufrührerischen Mob zu unaussprechlichen Taten anstachelten. Es würde etwas geschehen, und zwar bald. Sie war ziemlich sicher. Tak plante etwas ... wenn man davon ausging, daß er planen konnte, oder überhaupt denken. Vielleicht reichte Veränderung als Wort nicht aus -es schien, als würde das Oberste nach unten und das Innerste nach außen gekehrt werden, wie bei einem Erdbeben. Und falls das geschah, wenn das geschah -»Flieh«, sagte Jan mit blitzenden Augen. »Hör auf, daran zu denken, und tu es, Aud. Mach die Eingangstür auf, wenn Seth schläft oder scheißt, und lauf wie der Teufel. Verlaß das Haus. Geh weg von diesem Ding.« Es war das erste Mal, daß Janice ihr einen Rat gab, und das schockierte sie. Sie wußte nicht, was sie darauf antworten sollte. »Ich ... denke darüber nach.« »Aber nicht zu lange, Mädchen - ich habe das Gefühl, als wäre deine Zeit fast abgelaufen.«
    »Ich muß jetzt gehen.« Sie warf einen letzten hektischen Blick auf den Tisch und vergewisserte sich, ob das Play-Skool-Telefon immer noch nicht da war. Es war nicht da. »Ja. Gut. Tschüs, Aud.« Jans Stimme schien jetzt aus weiter Ferne zu kommen und verblaßte wie ein Gespenst. Verblassend bekam sie eine immer größere Ähnlichkeit mit der Frau, die darauf wartete, daß sie zu ihr aufschloß, eine Frau mit einer Brust und verbohrten, häufig ungnädigen Ansichten. »Komm bald wieder. Vielleicht unterhalten wir uns über Sergeant Pepper.« »Einverstanden.«
    Audrey verließ das Folly und sah bergab zu der Natursteinwand mit den wilden rosafarbenen Rosen, über denen weiße Schmetterlinge ihre Pirouetten drehten. Donner grollte an einem dunstigen blauen Himmel. Gott schickte ein Gewitter von den Catskill-Bergen her, was nicht überraschend kam; nichts, das so perfekt war wie dieser Nachmittag, durfte la nge währen. Nichts Goldenes kann bestehen ... welcher Dichter hatte das gesagt? Es spielte keine Rolle. Janice Goodlin Conroy hatte herausgefunden, daß es ebensosehr wahr wie poetisch war. Und Audrey Garin mit der Zeit auch. Sie drehte sich um und suchte nach den Gewitterwolken, aber anstelle von dunklen, tiefhängenden Wolken im Frühling über den Catskills sah sie ihr eigenes Wohnzimmer, schäbig und reinigungsbedürftig, Staub unter jedem Möbelstück, jede Glasoberfläche von Fingerabdrücken, Fettspritzern, verschütteter Limonade oder allen dreien verunziert. Es roch nach Schweiß und Hitze, aber hauptsächlich nach Spaghetti aus der Dose und alten gebratenen Hamburgern, denn etwas anderes schien ihr seltsamer Kostgänger nicht essen zu wollen. Sie war wieder zurück.
    Und sie fror. Sie sah an sich hinab und stellte fest, daß sie nur ein Paar Shorts und Turnschuhe trug. Selbstverständlich blaue Shorts, weil Cassandra Styles meistens blaue Shorts trug, und Cassie war Seths Lieblings-MotoKop. Ihre Hände, Handgelenke, Knöchel und Unterarme waren schmutzig. Die weiße, ärmellose Bluse, die sie heute morgen angezogen hatte (bevor er sie übernommen hatte; seither war sie mal mehr, mal weniger da, aber überwiegend hatte Tak das Sagen gehabt und sie dirigiert wie seine eigene elektrische Eisenbahn), lag gleichgültig hingeworfen auf der Couch. Ihre Brustwarzen pochten. Er hat mich wieder gezwungen, sie zu kneifen, dachte sie, während sie zum Sofa ging und ihre Bluse aufhob. Warum? Weil Cary Ripton, der Junge, der den Shopper ausfuhr, sie ohne Bluse gesehen hatte? Ja, möglich. Wahrscheinlich. Wie immer war alles verschwommen, aber sie war ziemlich sicher, daß es nur deswegen sein konnte. Tak war wütend gewesen... die Bestrafung hatte angefangen ... und sie ging auf und davon an jenen sagenhaften Ort

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