Regulator: Roman
kräftig zurück. Der Cop hatte nicht damit gerechnet. Er stolperte zwei Schritte rückwärts, stieß gegen die Armlehne des Fernsehsessels und fiel darauf. Er sah aus wie ein Komiker, der gerade in einem Film einen bühnenreifen Sturz hingelegt hat.
Die magere Frau würdigte ihn keines weiteren Blickes. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt dem alten Mann und seiner schwarzen Tasche.
»Sofort!« bellte sie, und jetzt hörte es sich tatsächlich an, als würde sie bellen. »Geben Sie mir sofort was dafür, sie alter Scheiß-Quacksalber, die Schmerzen bringen mich um!« Der Cop rappelte sich aus dem Sessel auf und sah Steve in die Augen. Steve verstand die Botschaft, nickte und näherte sich der Frau namens Marielle von rechts. Sei vorsichtig, ermahnte er sich, sie ist total ausgerastet und wird wahrscheinlich kratzen oder beißen oder was weiß ich, also sei vorsichtig.
Marielle stieß sich von der Wand ab, schwankte, fing sich und ging auf den alten Mann zu. Sie hielt ihren Arm wieder vor sich wie Beweisstück A bei einem Prozeß. Billingsley wich einen Schritt zurück und sah nervös von dem Cop mit entblößtem Oberkörper zu Steve. »Geben Sie mir Demerol, Sie Frettchen!« schrie sie mit ihrer bellenden, erschöpften Stimme. »Her damit, oder ich dreh Ihnen den Hals um, bis Sie gebutterte Maiskolben scheißen! Ich werde -«
Der Cop nickte Steve wieder zu und sprang auf der linken Seite nach vorn. Steve sprang ebenfalls und legte der Frau einen Arm um den Hals. Er wollte sie nicht würgen, hatte aber Angst, sich hinter sie zu stellen, aus Versehen ihren verletzten Arm zu packen und sie noch mehr zu verletzen. »Halten Sie still!« brüllte er. Er wollte nicht brüllen, er wollte es nur sagen, aber es kam nicht so heraus. Im selben Moment schob ihr der Cop die Gürtelschlinge über die linke Hand und an ihrem Arm hinauf.
»Halten Sie sie fest, Kumpel!« rief der Cop. »Halten Sie sie still!«
Einen Augenblick gelang es Steve, dann lief ihm ein warmer und brennender Schweißtropfen ins Auge, und er lockerte seinen Würgegriff, als Collie Entragian gerade seinen behelfsmäßigen Druckverband festziehen wollte. Marielle wandte sich nach rechts, den haßerfüllten Falkenblick immer noch auf den alten Tierarzt gerichtet, und ihr Arm löste sich in der Hand des barbrüstigen Cops. Steve konnte ihre Armbanduhr sehen, eine Indiglo, deren Sekundenzeiger zwischen der Vier und der Fünf stehengeblieben war. Der Gürtel hielt noch einen Moment an der Schulter, dann fiel er zu Boden, eine Schlaufe mit nichts darin. Die Verkäuferin schrie und sah den Arm mit aufgerissenen Augen an. Der Cop betrachtete ihn mit offenem Mund.
»Legen Sie ihn auf Eis!« plärrte Gary, »Legen Sie ihn sofort auf Eis! Sof-« Dann schien ihm mit einemmal wirklich klar zu werden, was geschehen war. Was der Cop in der Hand hielt. Er machte den Mund auf, drehte den Kopf auf eine seltsame Weise herum und reiherte auf das Foto des zigarettenrauchenden Papageis.
Marielle bemerkte nichts davon. Sie stolperte mit dem verbliebenen ausgestreckten Arm auf den eindeutig entsetzten Tierarzt zu. »Ich will eine Spritze, und ich will sie jetzt!« krächzte sie. »Hast du mich verstanden, du altes Waschweib? Ich will eine verdammte Spri-Spri-« Sie sank auf die Knie. Senkte den Kopf, ließ ihn hängen. Dann hob sie ihn mit gewaltiger Willenskraft wieder. Für einen Moment fiel ihr Raubvogelblick auf Steve. »Wer, zum Teufel, sind Sie?« fragte sie mit klarer, verständlicher Stimme, dann kippte sie vornüber auf das Gesicht. Ihr Kopf kam Zentimeter von Peters Fersen entfernt zu liegen, dem Mann, der gerade seine Frau verloren hatte. Jackson, dachte Steve plötzlich. Das ist sein Nachname, Jackson. Peter Jackson stand immer noch mit dem Gesicht in den Händen an der Wand. Wenn er einen Schritt rückwärts macht, dachte Steve, stolpert er über sie.
»Himmel Arsch«, sagte der Cop mit leiser, fassungsloser Stimme. Dann sah er hinab und stellte fest, daß er immer noch den Arm der Frau hielt. Er hielt ihn weit von sich und ging mit steifen Schritten in die Küche. Das Prasseln des Regens tönte sehr laut in Steves Ohren.
»Kommen Sie«, sagte der alte Mann, der wieder zu sich kam. »Wir sind noch nicht fertig. Streifen Sie ihr den Gürtel über, junger Mann. Schnalle zur Brust hin. Alles klar?« »Ich denke ja«, sagte Steve, aber er war erleichtert, als Cynthia, die Verkäuferin, den Gürtel aufhob und sich damit neben die bewußtlose Frau kniete.
Aus »Der
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