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Reich der Schatten

Reich der Schatten

Titel: Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Drake
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tun.«
    Und Ann willigte ein, was Tara noch mehr verblüffte. »Na gut, dann versuche ich eben noch ein bisschen zu schlafen«, erwiderte sie. Sie gähnte noch einmal herzhaft, ging an Brent vorbei zu Tara, lächelte sie an und erklärte: »Ich bin wirklich hundemüde.« Sie legte ihrer Cousine liebevoll die Hand auf die Schulter. »Gute Nacht.«
    Ohne die beiden weiter zu beachten, kroch sie ins Bett, zog sich die Decke über die Schultern und schloss die Augen.
    Tara hatte den Eindruck, dass ihre Cousine auf der Stelle einschlief.
    Brent trat ans Bett und blickte auf Ann. Er strich ihr das Haar aus dem Gesicht und betrachtete sie eingehend. Plötzlich gab er ein kaum hörbares Geräusch von sich, das wie ein müdes Seufzen klang. Er wandte sich ab, schloss die Balkontüren und hängte den Knoblauch, den er noch finden konnte, wieder davor.
    Dann ging er zurück zu Tara und bedachte sie mit einem scharfen Blick, in dem sie eine gewisse Herausforderung zu lesen glaubte.
    »Wir sollten sie jetzt schlafen lassen.«
    Tara starrte Brent fragend an, während er die Tür öffnete und ihr zuwinkte. Sie trat vor ihm auf den Flur; er zog die Tür leise hinter sich zu.
    »Was war das denn eben?«, wollte sie wissen.
    »Sie hat ihren Schlaf dringend nötig.«
    Sie ließ ihn nicht aus den Augen. »Ich kann es kaum glauben, dass sie dir so widerspruchslos gehorcht hat.«
    »Du glaubst noch immer nichts, egal, über wie viele Zeichen du ständig stolperst«, entgegnete er leise.
    »Zeichen!«, wiederholte sie verständnislos und wollte gehen.
    Er hielt sie an der Schulter fest und zog sie zurück. Wenn sie nur nicht schon die kleinste seiner Berührungen so heftig gespürt hätte! Sie starrte auf die Finger, die sich auf ihre Schulter gelegt hatten, und dann in seine Augen. Doch falls er ihren Widerstand bemerkte, ließ er sich nichts anmerken.
    »Bald wird es sehr gefährlich für dich werden, dass du nichts glaubst«, erklärte er. »Du und deine Logik – und deine Angst, dass alles, was du nicht schmecken, berühren oder sehen kannst, verrückt ist, eine Wahnvorstellung ist. Und natürlich bist du davon überzeugt, dass du dem Wahnsinn anheimfallen würdest, wenn du akzeptierst, dass es Dinge jenseits von dem gibt, was du verstehen kannst. Aber solche Dinge gibt es, Tara. Was, glaubst du denn, war dein Traum?«
    »Ein Albtraum.«
    »Ein Albtraum? Oder eine Warnung?«
    Sie zog ebenso ironisch wie ihre Cousine eine Braue hoch. »Eine Warnung? Wovor denn? Ann ging es gut, sie hat sich auf ihrem Balkon doch nur etwas Abkühlung verschafft.«
    »Abkühlung? Ihre Haut war eiskalt.«
    »Wenn einem sehr heiß ist, tut es gut, sich abzukühlen«, entgegnete Tara gereizt.
    »Du hast sie wieder hereingeholt, Tara. Du hast sie gerufen, und zwar gerade noch rechtzeitig.«
    »Rechtzeitig wofür?«
    Er nahm die Hand von ihrer Schulter und ging sichtlich ergrimmt an ihr vorbei zur Treppe. Katia kam gerade aus Jacques’ Zimmer. Sie blieb stehen und sagte etwas auf Französisch zu Brent, sprach jedoch so schnell, dass Tara es kaum verstehen konnte.
    Brent antwortete, und Katia lächelte freundlich. Sie gingen gemeinsam die Treppe hinunter.
    Alle vertrauten ihm. Auch sie hatte ihm vertraut. So sehr, dass sie sich in seine Arme geworfen hatte, und nicht nur das. Hätte er ihr doch nur nicht so viel bedeutet, hätte sie doch nur nicht das starke Bedürfnis, ihn besser kennenzulernen, ihm ständig nahe zu sein …
    Aber vielleicht wäre sie ja nicht so misstrauisch, wenn er ihr nicht so viel bedeuten würde?
    Und dennoch …
    Etwas an ihm stimmte nicht. Er hatte ihr erklärt, es gebe Vampire und auch die Allianz sei keine Erfindung ihres Großvaters. Ihre Frage, ob er selbst ein Vampir sei, hatte er verneint. Ihr Großvater schien ihn sehr gut zu kennen und war nicht im Geringsten überrascht oder alarmiert gewesen, als er ihn nachts – oder auch am Morgen – nicht nur im Haus, sondern sogar im Schlafzimmer seiner Enkelin angetroffen hatte.
    Sie blieb am Treppenabsatz stehen, dachte ein wenig nach und machte noch einmal kehrt. Leise ging sie in das Zimmer ihres Großvaters und trat an sein Bett. Seine Augen waren geschlossen, aber offenbar spürte er, dass sie da war, denn er machte die Augen auf.
    »Sie schwebt in Gefahr«, sagte er leise. »Aber das tun wir schließlich alle.« Er suchte nach ihrer Hand. Als er sie gefunden hatte, umschloss er sie fest. »Tara … es geht um dich, du musst stark sein; denn ich bin nicht mehr der, der ich

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