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Reich der Schatten

Reich der Schatten

Titel: Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Drake
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wackligen Schritten setzte er sich einfach auf die Bordsteinkante.
    So saß er eine Weile da und zitterte, bis er plötzlich merkte, dass jemand vor ihm stand – ein großer Mann. Er legte die Hand an die Stirn, um seine Augen vor der Sonne zu schützen, und sah hoch, sehr hoch.
    Der Mann ging in die Hocke. »Paul? Ich bin ein Freund«, sagte er. »Ich will dir helfen, aber dafür brauche ich auch deine Hilfe. Wir wollen Yvette beide finden, stimmt’s?«
    Paul nickte und musterte den Fremden.
    »Komm mit, Paul«, forderte der Mann ihn auf.
    Paul stand auf. Er wunderte sich, woher er auf einmal die Kraft dazu hatte.
    Er hatte diesen Mann schon einmal gesehen.
    Er wollte Yvette unbedingt finden.
    Er wusste nicht, was er sonst tun könnte.
    Dieser Mann hatte etwas an sich …
    Er hatte Macht.
    Und Paul vertraute ihm.

15
    Tara hatte angenommen, dass Brent nur ein paar Minuten allein sein wollte und dann wieder ins Haus kommen würde.
    Doch er kam nicht – er war weggegangen.
    Und noch etwas war höchst beunruhigend: Da sie ja glaubte, dass er nur ein bisschen frische Luft schnappen wollte, beschloss sie, zu duschen, sich anzuziehen und sich auf den Tag vorzubereiten, da sie einige wichtige Dinge erledigen wollte. Und dabei machte sie eine merkwürdige Entdeckung: Ihre Füße waren schmutzig. Ihre Fußsohlen sahen aus, als ob sie barfuß durch Wälder und Wiesen gestreift wäre; zwischen den Zehen ihres linken Fußes steckten sogar ein paar Grashalme.
    Es überlief sie eiskalt. Sie kämpfte gegen dieses Gefühl an und versuchte, sich einzureden, dass es bestimmt eine logische Erklärung gab. Vielleicht war der Balkon schmutzig gewesen, vielleicht hatte der Wind Erde und Gras auf den Balkon geweht. Jedenfalls war sie sich sicher, dass sie das Haus nicht verlassen hatte, der schmutzige Balkon war also die einzig mögliche Erklärung.
    Da sie sich noch immer nach Kräften mühte, für alles eine logische Erklärung zu finden, wollte sie auch nicht wahrhaben, dass ihr Traum ein Fortsetzungstraum gewesen war; denn eigentlich hatte der Albtraum schon vor ihrer Ankunft in Frankreich begonnen, und jener Traum war ebenso lebendig gewesen. Damals aber hatte sie nicht gewusst, wonach sie suchte oder wovor sie Angst hatte.
    Und noch immer wusste sie nicht, was sie in diesem Wald suchte.
    Sie wusste nur, dass sie Angst hatte.
    Sie wusste, wen sie um Hilfe hatte rufen wollen.
    Aber er war nicht gekommen, und er war auch jetzt nicht da.
    Sie biss sich auf die Lippen. So viel zu ihren Gefühlen … sich in einen Fremden zu verlieben, den sie zufällig ausgerechnet in einer Grabkammer getroffen hatte. Zu glauben, dass sie auf diesen Zeitpunkt in ihrem Leben gewartet hatte …
    … und auf Brent.
    Sie ging in die Küche, weil sie hoffte, er würde dort sein, und trank den Kaffee, den Katia gekocht hatte. Doch auch Katia hatte Brent nicht mehr gesehen, seit sie mit ihm auf dem Treppenabsatz gesprochen hatte. Tara beschloss, draußen nach ihm zu suchen.
    Eleanora hatte sich einen Platz am Eingang gesucht. Tara wusste nicht, ob sie der Hündin noch trauen konnte, doch Eleanora wedelte freudig, als sie Tara sah. Sie wirkte zwar wachsam, leckte jedoch Taras Hände ab und winselte, weil sie gestreichelt werden wollte. Allerdings folgte sie Tara nicht nach draußen, sondern blieb, wo sie war. Sie bewachte die Tür.
    Tara sah sich um, doch Brent war nirgends zu sehen. An der Einfahrt parkten keine fremden Autos. Die Zeitung lag dort, wo er sie hingeworfen hatte. Sie hob sie auf und begann, den Artikel zu lesen. Es hieß, dass man einen geköpften Leichnam entdeckt hatte. Am Ende des Artikels stand auch, dass Brent Malone polizeilich gesucht wurde, da man ihn noch einmal zu dem Mordfall in den Ruinen und auch zu dem jüngsten grausigen Fund verhören wolle.
    »Brent, wo zum Teufel steckst du?«, murrte sie laut. Sie beschloss, im Stall nachzusehen, doch auch dort keine Spur von ihm.
    Der alte Daniel stand auf der Weide. Sie lockte ihn, und er trottete langsam zum Zaun der Koppel. Wieder hatte sie den Eindruck, dass er nervös war und sich von ihr beruhigen lassen wollte.
    »Mir geht’s genauso, alter Junge«, sagte sie.
    Plötzlich wurde sie zornig. Jetzt, wo sie Brent Malone endlich vertraute – zwar zögerlich, aber immerhin –, war er weg! Sie kam sich schrecklich verwundbar vor, selbst am helllichten Tag.
    Nachdem sie Daniel noch einmal liebevoll getätschelt hatte, ging sie ins Haus zurück. Dort sah sie zuerst nach Jacques, dann nach

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