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Reich der Schatten

Reich der Schatten

Titel: Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Drake
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nicht so aus, oder? Eine große, schlanke Blondine … nicht besonders kräftig gebaut. Aber das Gesicht … welch hübsches Gesicht mit wunderbaren, fein gemeißelten Zügen! Und was ist sie von Beruf? Künstlerin. Eine Künstlerin, könnt ihr euch das vorstellen? Keine Polizistin, sondern eine junge Frau, die als Künstlerin ihr Geld verdient. Tja, dein Großvater hat dich vernachlässigt. Er hätte wenigstens dafür sorgen müssen, dass du Fechtunterricht bekommst oder in einer der neuen asiatischen Selbstverteidigungskünste unterwiesen wirst. Selbst Schattenboxen hätte dir gutgetan. Aber Künstlerin … Was hast du nun mit uns vor, meine Liebe? Willst du uns zu Tode zeichnen?«
    Tara ging nicht darauf ein. »Wo steckt meine Cousine Ann?«
    Zu ihrem Erstaunen huschte ein leichter Ärger über das Gesicht der Frau. »Die siehst du bald genug. Aber zuerst …«
    Louisa hatte sie absichtlich abgelenkt. Plötzlich bemerkte Tara, dass das Paar vom Bett aus seiner Lethargie erwacht war. Die beiden Frauen schlichen hinter ihr herum.
    Der Pfahl war keine Hilfe, wenn es zwei gegen einen stand. Sie packte das alte Kriegsschwert ihres Großvaters mit beiden Händen und holte schwungvoll aus. Der rasiermesserscharfe Stahl erwischte die erste am Zwerchfell und die zweite an den Hüften. Keine der beiden war tot, doch immerhin taumelten sie rückwärts.
    Nun erhob sich der Bärtige und kam auf sie zu. Sie hielt das Schwert bereit, doch ihr Mut sank. Solange sie es nur mit einem Gegner zu tun gehabt hatte, hatte sie sich wacker geschlagen. Einen nach dem anderen hatte sie überwältigt, methodisch gepfählt und danach geköpft. Aber das ging nicht, wenn sie von allen Seiten bedrängt wurde.
    Inzwischen schmerzten ihre Arme, und sie war erschöpft. Muskeln, die an solche Bewegungen nicht gewöhnt waren, begannen zu protestieren. Doch sie musste über den Schmerz hinaus, das war ihre einzige Chance. Kurz bevor der Mann bei ihr anlangte, beschloss sie, in die Offensive zu gehen. Sie machte einen Satz nach vorne und versuchte, ihm das Schwert in den Bauch zu rammen. Leider verfehlte sie ihr Ziel, und das Schwert prallte von einem Knochen ab. Der Mann lächelte nur höhnisch. Eine der Frauen hinter ihr, verletzt zwar, aber noch recht lebendig, rückte wieder näher. Tara wirbelte herum und versuchte, mit ihrem Schwert möglichst viel Schaden anzurichten.
    Plötzlich legten sich Arme um sie. Der Mann, der dem blonden Mädchen die Haare gezaust hatte, hatte sich in die Schar ihrer Gegner eingereiht. Darauf war sie nicht gefasst. Seine Finger schlossen sich um ihr Handgelenk, ihr war, als legten sich glühende Eisenfesseln um sie. Obwohl sie das Schwert um keinen Preis loslassen wollte, entglitt es ihr. Doch sobald sie eine Hand frei hatte, packte sie den Pfahl und hieb mit ihrer verbliebenen Kraft nach hinten. Ihr Gegner fauchte wütend und schmerzerfüllt auf und ließ von ihr ab. Doch einer der anderen griff nach dem Schwert.
    »Ja, ja, entwaffne sie!«, hörte sie die Frau rufen. »Guillermo, nun mach schon, du wirst es überleben. Nimm ihr den Pfahl ab, komm schon! Sie darf diese Waffe nicht bei sich haben, wenn wir zu ihrer Cousine gehen.«
    Plötzlich schienen die Schatten im Raum in eine wahre Raserei zu verfallen. Ein lautes, stärker werdendes Geräusch wie das Flattern zahlloser Flügel erfüllte die Luft, als würde eine Horde gigantischer geflügelter Wesen über Tara herfallen. Sie waren überall, rissen an ihrem Haar, zerrten an ihr wie ein wahnwitziger Sturm. Sie war umzingelt, von allen Seiten machte sich etwas an ihr zu schaffen.
    Sie sah Schatten, Gesichter, Flügel, Hände, die sich nach ihr ausstreckten und sie packten. Sie umklammerte den hölzernen Pfahl wie einen Rettungsring, aber etwas zerrte an ihren Händen und zwang einen Finger nach dem anderen, den Griff zu lockern. Schließlich fiel der Pfahl klappernd zu Boden. Ihre beiden wichtigsten Waffen waren weg.
    Das Flattern legte sich. Sie stand alleine da, ihr Mantel war zerrissen, ihre Hände leer.
    Louisa rückte wieder näher.
    »Ah … ich glaube, ich genehmige mir ein kleines Schlückchen von deinem Blut, das muss vorläufig reichen. Dann bringe ich dich zu deiner Cousine. Und dort darfst du zusehen, wenn sie erledigt, wie sie leer getrunken wird. Welch köstliches junges Ding! Allerdings vermute ich, dass du sogar noch ein bisschen besser schmeckst.«
    Ohne es zu wollen, musste Tara Louisa in die Augen blicken. Die Frau lächelte, sie war sich ihrer

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