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Reich kann jeder

Reich kann jeder

Titel: Reich kann jeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Anne; Rentzow Nürnberger , Anne Nürnberger , Jan Rentzow
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ich.
    Ich gucke auf die Uhr. Er zieht die Karte einmal durch, noch einmal.
    17.07 Uhr, wir müssen gleich los zum Flieger, denke ich. Mach hin!
    Er greift zum Telefon, wählt eine Nummer.
    Dann sagt er: »No problem, Sir. One moment.« Und: »Ihr Einkauf geht nicht durch.«
    Ich spüre, wie mir der Schweiß auf die Stirn steigt.
    »EC?«, frage ich.
    »No. No EC.«
    »Das liegt bestimmt an den britischen Banken«, sagt er mit seiner britischen Understatement-Höflichkeit. »Ich habe gerade mit einem Kollegen gesprochen, der versucht, Ihre Bank zu erreichen, aber da ist niemand erreichbar. Er versucht es gleich noch einmal.«
    Ich sehe mich schon die Kleider zurückhängen. Hinten lacht die Verkäuferin.
    Warten, dieses Warten, scheiß Sparkasse, denke ich.
    »Jetzt hat der Kollege Ihre Bank erreicht. Der Einkauf ist genehmigt. Aber Ihre Bank bittet, Sie mögen dringend anrufen, heute noch. Es sei dringend.«
    Das dringend überhöre ich.
    Ich bin immer noch beim Träumen mit Anne. Kein Reicher dieser Welt hat das Reich-Gefühl je so sehr gespürt wie wir, denke ich.
    Es ist wie jemand andres sein. Weil es so absurd ist, so viel Geld auszugeben an einem Tag. Ohne schlechtes Gewissen. Es ist so schräg: Wir müssen es ja. Wir müssen das Geld ausgeben. Es ist ja, damit wir reich werden.
    Auf dem Weg zur U-Bahn hole ich mir noch ein Tuch von Armani, zwei super-super Paar Schuhe, die gleichen in Braun und in Schwarz. »You have a clever husband«, sagt der Verkäufer und macht ritsch, ratsch. »Da weiß er, dass sie passen.«
    Ja, ich bin clever, ich bin cool. Ich trage handgenäht, und die Prinzessin hat drei Kleider.
    Es ist 17.40 Uhr. Ein Blick auf die Uhr. Die Dover Street raus, zur Bond Street vor, mit der U-Bahn ins Hotel, mit der U-Bahn zur Station, in den Bus zum Flughafen.
    Nein, wir schaffen den Flieger nicht. Wir kümmern uns nicht darum und lernen einen reichen Mann kennen, der versehentlich über meine Tüten fällt. »Watch it«, ruft er, und ich: »Sorry!«
    Er lädt uns ein. Noch ein Drink, noch einer.
    Ich erzähle ihm, dass wir den Flieger verpasst haben, dass wir jetzt ins Hotel müssten, weil Annes Schwester, die auch in London wohne, bei einer Freundin in Norwegen sei, und behaupte, dass Anne Hotels hasse, weil ich es komisch finde, so etwas zu sagen, und ich denke, dass er Spleens mag.
    »Yes, never sleep in a hotel«, sagt er, und ich frage ihn aus, ich löchere ihn, ich vergesse all meine Ängste.
    Was gefällt einem reichen Mann an einer armen Frau?
    »Eine heiße Frau ist eine heiße Frau«, sagt er und guckt auf Anne. »Wenn sie einen reichen Mann trifft und der Lust hat, zack.«
    Es ist so absurd, denke ich. Ohne die umgekippten Tüten wäre das nicht passiert.
    Wir übernachten bei dem reichen Mann, der mit nichts gestartet ist und alles gemacht hat, um reich zu werden, so wie wir das jetzt wollen.
    »You are gold«, sagt er zu mir.
    Und ich beginne es zu glauben.
    Ich liege in einem seiner Gästezimmer auf dem riesigen Sofa.
    Ich fühle mich plötzlich gewappnet, ich spüre, dass da noch viel mehr geht, wenn man nur weiß wie.
    Ich bin jetzt so weit, dass ich so aussehe, dass mich reiche Menschen nicht auf den ersten Blick ausmustern. Sie wenden jetzt ihre Rituale der Höflichkeit und des Respekts auf mich an.
    Ich muss mich jetzt nicht mehr um Mode kümmern. Jetzt muss ich nur noch so sein wie sie.
    Der Millionär hat eben noch einen Joghurt gegessen und von seinen Nachbarn erzählt, alles Schauspieler, Pop-Stars, internationale Größen. Da rede er ja nicht so drüber, das mache man nicht, hat er gesagt und es dann doch getan. Er hat von der Côte d’Azur erzählt, da müssten wir hin, da könnten wir auch gut shoppen.
    Reichtum ist: Frauen, die nicht wissen, was ihre Männer arbeiten, und Kleider kaufen. Denke ich.
    Reichtum sind Verkäuferinnen, die nicht die Frau fragen, ob ihr das Kleid gefällt, sondern den Mann.
    Reichtum ist: In einem hellen Raum aufwachen und dann dem Licht entgegengehen. Ohne Kopfschmerzen.
    Am Montag, wir sind kaum zurück, ruft die Sparkasse an. »Herr Rentzow, von Ihrem Konto sind große Beträge abgebucht worden, die nicht zu Ihnen passen.«
    »Ja, das stimmt«, sage ich. »Das war Absicht.«
    Laura sagt: »Ihr seht aber gut aus!« Und erzählt von ihrer neuesten Schmuck-Kollektion, die gerade in der InStyle war. Sie plant schon wieder drei neue Events.
    Bei ihrer nächsten Charity-Gala, dem großen Gänseessen, setzt sie uns zu ihren Eltern, neben einen

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