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Reich kann jeder

Reich kann jeder

Titel: Reich kann jeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Anne; Rentzow Nürnberger , Anne Nürnberger , Jan Rentzow
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reichen Notar. »Weil ihr so klug und unterhaltsam seid!«
    Weil wir so klug und unterhaltsam sind. Das erzähle ich meiner Mutter am Telefon, und dann höre ich, wie sie sagt: »Pass auf, dass du dich nicht übernimmst.«
    »Ihr könnt mich immer anrufen«, hat der Millionär in London gesagt. Ich weiß, dass wir das tun werden.
    ***
    Oben, über den Dächern Berlins, macht es sich das Geld gemütlich. Der Kiez der AAA, der Anwälte, Ärzte und Architekten. Man redet darüber, ob die Musik im Supermarkt stimmt.
    Blumen stehen unten in unserem neuen Büro, jede Woche andere, Anne mag Pfingstrosen, Lilien, keine weißen. Die Blumen im Berliner Bötzowviertel sind teurer als in anderen Vierteln.
    Unsere neuen Nachbarn grüßen freundlich und gucken, was da unten im Erdgeschoss vor sich geht. Nina Hoss, die Schauspielerin, sitzt vorne beim Pakistaner an der Ecke.
    Alles deutet darauf hin, dass wir es genau so machen, wie es sich gehört, wenn man reich werden will. So geht es richtig: an eine Adresse ziehen, um die herum die ganzen Stars wohnen, auch wenn man sich das noch nicht leisten kann. Da sein, Präsenz zeigen, im Ernstfall aus der Umgebung Kapital schlagen. Das stand irgendwo. Understated damit angeben, wie der Millionär in London.
    Wir haben unser Büro jetzt dort, wo nebenan einer lebt, der einen Oscar bekommen hat. Im Nachbarhaus wohnt die persönliche Assistentin eines Fernsehdirektors, ich winke ihr immer, wenn sie vorbeigeht, ich erzähle ihr auch, dass wir jetzt reich werden wollen, dass wir da ein Buch zu machen und auch einen Begleitfilm.
    Dass wir jetzt ein Begleitbuch zum Geschehen machen und zum Begleitbuch einen Begleitfilm.
    Sie sagt, das fände sie spannend, wir könnten mal was trinken gehen.
    Benno Fürmann wohnt in der Straße, Axel Prahl hat denselben Bäcker, Daniel Brühl treffe ich fast täglich, mal alleine, mal in Begleitung. Wir haben denselben Asiaten und denselben Burger-Laden.
    »Werd doch mal Freunde mit dem«, sagt Anne.
    »Ja«, sage ich. »Beim nächsten Mal spreche ich ihn an.«
    Ich gehe mit der Fernsehtante in eine Kneipe. Ich erzähle ihr von unserem Guru-Seminar, das wir machen wollen. Sie lacht sich tot.
    Anne erzählt einem Chefredakteur, dass sie jetzt reich werden wolle und das in einem Buch festhalte. Dass sie sozusagen, wie solle sie das sagen, dass sie sozusagen reich werden wolle für Deutschland, gemeinsam mit mir, dass wir beide Deutschland zeigen wollten, wie man wirklich reich wird, und dass es doch noch geht.
    Wie ihm das gefällt, wie er da auf der Terrasse mit ihr steht, der mächtige Mann von der Zeitung, mit Anne.
    Wie das Mondlicht auf sie fällt und auf unsere Ideen.
    Es ist komisch, dass ich einerseits dem Eliteforscher Hartmann zustimme, dass reich werden in Deutschland ziemlich schwierig ist, dass es bestimmt nicht so leicht ist, es zu werden.
    Andererseits denke ich, dass man nur genügend verschiedene Sachen probieren muss, dann wird schon etwas gehen.
    Und ich denke: Wer macht denn das alles?
    Das macht doch keiner.
    Deshalb wird es auch keiner.
    Und deshalb werden wir es jetzt.
    Ein Kumpel ruft an, ob ich das schon wisse, eine gemeinsame Freundin habe sich ein neues Auto gekauft, sie habe ihre Initialen auf dem Kennzeichen, weil sie sich so darüber gefreut habe, jetzt ein neues Auto zu haben.
    Ob ich das nicht klein fände. Ich sage Nein, beim besten Willen, das fände ich nicht.
    Vieles passiert, Dinge, die vorhersehbar sind, wenn man reich werden will, und andere, die überraschen.
    Annes Sohn, der große, steht das erste Mal vor dem Spiegel, und alle gucken genauer hin, Papa und Mama. Ist er nicht zu normal? Kann er das wirklich? Was ist, wenn sie ihn wirklich so gut finden und er groß rauskommt?
    Wenn wir jetzt reich werden für Deutschland, wenn wir jetzt den Deutschen zeigen, wie sie reich werden können, dann muss auch das Kind mithelfen, entscheiden wir. Dann kann es doch zur Modelagentur und auch ein bisschen mitverdienen.
    Viele Kinder haben komische Potenziale, nur süß aussehen reicht dafür bestimmt nicht, aber das Kind hat keine Zahnspange, und ich sichere mir vorsorglich schon mal die Prozente. »Anne, ich würde sagen, 20 Prozent für den Kleinen, 40 für dich und 40 für mich.«
    Ich komme nicht ganz damit durch.
    »Wie viele Kinder sorgen für ihre Eltern?«, frage ich und breche eine große soziokulturelle Debatte vom Zaun, dass ich es schlimm fände, dass so viele Eltern in Deutschland darauf hoffen müssen, dass ihr Nachwuchs

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