Reich kann jeder
einfach könne, sie wisse ja noch gar nicht, was hier am Ende überhaupt bei rauskomme. Aber verlockend klinge die Idee schon. Gab es nicht sogar bei »Wetten, dass …?« jahrelang platzierte bunte Gummibärchen? Lässt sich nicht jeder in Deutschland, der etwas Großes macht, von irgendjemandem fördern?
***
Als Anne mir von dem Plan erzählt, bin ich erst skeptisch. »Das wird nie etwas«, denke ich und glaube nicht daran, dass das so einfach ist. Ich habe eine Stromrechnung im Briefkasten – ich habe einen Zwist mit meiner Sparkasse.
Dann denke ich darüber nach, dass man Chancen, die sich einem bieten, nutzen sollte, und mir wird ganz angenehm bei dem Gedanken. Wenn das, was wir hier machen, gut genug ist, dann mache ich eben mein eigenes »Wetten dass …?«. Warum denn nicht? Warum sollen wir das nicht wenigstens versuchen?
Noch nicht reich, und schon vom Besten das Beste. Rentzow in der Premiumklasse. Es scheint mir wie ein großes Fenster, das plötzlich aufgeht: Dahinter Männer in Sakkos mit Goldknöpfen, die meine Koffer tragen, Mädchen mit weißen Schürzen, die es lieben, mein Zimmer aufzuräumen, Room Service, Massagen. Der ganze Luxus eines reichen Mannes, der sich von seinem reichhaltigen Leben ein bisschen entspannen muss, um immer optimal vorbereitet zu sein auf alles Wichtige.
»Hatten Sie eine angenehme Nacht bei uns?«, fragt eine junge Blonde und bringt mir das Rührei.
»Ja, hatte ich.«
Wie schön das wäre.
»Ja«, rufe ich, »lass uns das machen. Sofort!«
Ich weiß, dass das ein abenteuerlicher Wunsch ist, und will es trotzdem: es schön haben. Ich will wegkönnen, immer und überallhin. Das ist die Gelegenheit.
»Hey, Anne, das wird bestimmt nichts, aber angenommen, es klappt: Was für einen Wagen hättest du gerne?«
»Na, was wohl?«, sagt sie und lacht. »Mercedes oder BMW!«
Der Mercedes oder BMW sollte schwarz sein, sagt sie. Pantherschwarz sei gut, wenn wir irgendwo vorfahren.
Ich sage, dass ein Porsche nicht schlecht wäre.
Mercedes, BMW, Porsche.
Pantherschwarz!
»Wenn wir an die Côte d’Azur fliegen, will ich die Beine ausstrecken können, und nicht so wie auf dem Flug nach London«, sage ich.
Unbedingt, findet Anne, eine Gesellschaft, die uns allen Komfort bietet, sollte es schon sein, und wenn die Stewardessen nicht ganz so übel aussehen würden, würde mir das bestimmt auch gefallen.
Bei einem Frühstücks-Franzosen in Berlin-Kreuzberg erklärt sie mir, wie sie sich das vorstellt, unser Vorgehen.
Unsere ganzen Stärken betonen, die Geschäftsideen. Ich solle sie mal machen lassen.
Sie nennt es jetzt sogar die »Regel Nummer 1 des guten Reichen«, nicht selber zu zahlen. Ich bin überrascht, wie hartnäckig Anne sein kann, wenn sie sich wirklich etwas vornimmt. Das wäre ja gelacht, wenn da nicht etwas gehe.
Sie kenne da eine Freundin. Die wisse alles, die sei so gut darin, die guten Dinge zu kriegen. Die tanze auf Ibiza, wo die anderen 800 Euro Eintritt zahlen müssten, da tanze sie und vergnüge sich, und zwar umsonst.
»Udo Walz hat ihr die Haare gemacht, für umsonst, weil sie Werbung für ihn war. Die geht gratis in die edlen Fitnessclubs, in den Spa, und macht Werbung für die. Alle wollen sie haben.«
Ich sage Anne, dass sie nicht ihre Freundin sei und auch nicht Madonna, und sie sagt, dass sie nicht Madonna ist, aber mindestens genauso werbewirksam wie diese Freundin.
Kein Star dieser Welt zahle seine Oscar-Robe selbst, auch den Schmuck nicht. Keiner! Keiner!
Richtig in Promi-Rage redet sich Anne. Ich sitze da und weiß noch nicht so recht, aber sie nimmt noch einen Kaffee und ist sich sicher, dass es so gehen kann.
»Wäre es nicht wichtig«, fragt sie, »dass die begreifen, dass wir die Promis von morgen sind?«
»Wie bitte?«
»Ja, na klar«, sagt sie, das sei es, und dann sagt sie noch etwas. Sie sagt: »Bei den Hotels hätte ich am liebsten das Marriott.«
Dem Marriott-Hotel in Hamburg verdanke sie ihre Karriere, das sei ja so eine tolle Kette, die würde zu uns passen. In Hamburg, da hatte sie, als sie 20 war, einen Termin zum Vorstellungsgespräch für ihren ersten Journalistenjob.
»Ich war so aufgeregt vorher.«
Aber das dauerte nicht lange, denn auf der Terrasse des Marriott war so eine perfekt-feine Atmosphäre, war alles so dezent, dass sie gedacht habe, weit weg aus ihrem Vorort zu sein. Das sei einfach nur groß und beeindruckend gewesen, hier das berühmte Hotel und hier die Anne, die sich wohlfühlt. So sicher
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