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Reich kann jeder

Reich kann jeder

Titel: Reich kann jeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Anne; Rentzow Nürnberger , Anne Nürnberger , Jan Rentzow
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und wie bescheiden, sie sagte nur Tolles über den See, wenn die Sonne dort untergeht, dann brennen da Kerzen, und an den Ufern sitzen sie und machen ihre Feuerchen.
    Sie sprach von den Reichen wie von unseren Freunden, die auch gerne grillen.
    Sie erzählte uns, wie die Menschen dort baden, und in mir blühte alles auf: Wenn der Morgen noch früh ist und die Luft ganz klar, kommen sie aus ihren Villen. Frauen und Männer. Nackt springen sie in den See.
    Selbst wenn da zehn Nackte auf einmal ins Wasser hüpfen würden, die in Deutschland jeder kennt – keiner guckt. Stur raus auf den See geht ihr Blick, und erst wenn sie richtig drin sind im Wasser und nur noch der Kopf draußen ist, dann sagen sie: »Guten Morgen.«
    Ein eigenes Universum sei der See, sagte Patricia Riekel, ein eigener Planet. Ich sah die Sterne, als sie von dem See sprach, und sie fielen mir ins Portemonnaie.
    Der See, von dem sie sprach, roch nach Holz, das nass geworden ist, er lag milchig da und dunkel, er glänzte, er leuchtete. Er sei Inspiration, sagte sie, und sprach von Frühstücksrunden, von ihrem Hund.
    Dieser See ruhe in ihr, ganz tief, sagte sie. Nirgendwo sei es so schön, könne es schöner sein. Nicht einmal im Himmel.
    Und dann saßen wir im Auto und fuhren an den See, Anne aus Hamburg-Fischbek und ich, der Jung-Ossi aus Schwerin. Die Schöne und der Große, die Blonde und der Blonde.
    Der See, auf den wir setzten, kam näher und näher, die Wiesen wurden schon grüner und die Kühe größer, brauner und mächtiger. Auf dem Weg stellten wir uns Frühstück im Gästetrakt von Heiner Lauterbach vor, und nachmittags ein bisschen Trecker fahren auf dem Hof von Peter Maffay. In Gedanken fuhren wir Porsche und Jacht, wir jagten nach Italien und an die Côte d’Azur.
    Wir lachten, wir lachten laut. Wir machten Witze, ich sagte: »Gestatten, mein Name ist Hipp. Ich bin nackt!«
    Anne fragte: »Ist da noch Baby-Brei?«
    Wir spürten den Reichen-Swing, als wir im Auto unterwegs zum Starnberger See saßen. Der Reichen-Swing kribbelte im Bauch.
    Es war eine herrliche Fahrt, fast so, als habe sie kein Ende, und dann wieder so, als habe sie doch eines, ein gutes.
    Wir stellten uns vor, dass wir bald in Betten schlafen würden, von denen aus man das Meer sehen und plätschern hören kann, und dass wir unsere massierten Füße bald in Pools halten würden, an die man uns Cocktails bringt.
    Es war eine herrliche Fahrt, und dann trat Anne auf die Bremse, und wir fuhren rein nach Starnberg.
    Starnberg lag ganz im Norden des Sees. Er war irgendwie da, dieser See, man konnte ihn riechen, er roch ganz frisch. Aber er war doch nicht da. Man konnte ihn nicht sehen.
    »Guten Abend, ihr lieben Reichen«, sagte Anne beim Aussteigen, als würde sie erwartet. Sie hatte eine weiße Jeans an, die sich perfekt um ihre langen Beine schlang. Die Jeans war enger als die weiten Hosen, die die Frauen anhatten, die auch auf der Straße waren und schon stinkreich.
    »Ich freue mich schon auf morgen«, sagte ich und dachte an Patricia Riekel und stellte mir vor, wie sich die Damen auszogen.
    Ich fragte mich, ob es stimmt, dass viele von ihnen den ganzen Tag auf ihren Mann warten, dass sie sich nach Unterhaltung sehnen, die Damen. Guckte, guckte noch einmal, kassierte keinen Blick. Noch nicht.
    »Wenn man wirklich reich werden will, muss man alles geben«, sagte ich. »Dann darf man keine Grenzen kennen. Entweder du bist es schon, oder du musst sehr weit gehen. Im Ehrgeiz, im Fleiß, in der Dreistigkeit.«
    »Was sind denn deine Grenzen?«, fragte Anne.
    »Das wirst du schon noch sehen!«
    Finden Reiche große Männer schön? Was haben sie für Bücher im Regal? Welche Zeitschriften auf dem Couchtisch?
    Wir waren jetzt am Starnberger See. Wir wollten alles wissen. Alles. Ihr Geheimnis.
    ***
    »Schönen guten Tag, wir würden gerne zu den Millionären«, sage ich in einem Ton, der so erlesen klingen soll wie ein Château Latour auf der Südterrasse.
    »Können Sie uns nicht sagen, wie und wo wir da am besten rankommen?«
    Die junge Bayerin mit dem blonden Zopf in der Touristeninformation guckt mich an, als überlege sie. Sie überlegt gründlich, so wie Beamtinnen überlegen, die wir von Berlin her kennen, und schüttelt den Kopf dabei.
    Dann sagt sie: »Keine Ahnung. Die verschanzen sich!«
    Sie spricht, als lebten die deutschen Reichen allesamt in einer Festung, als feierten und tränken sie alleine. Und das hier wäre die Festung, definitiv.
    Vielleicht hätten wir

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