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Reich kann jeder

Reich kann jeder

Titel: Reich kann jeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Anne; Rentzow Nürnberger , Anne Nürnberger , Jan Rentzow
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wer nicht.
    Manche sind wie Puppen in einem Kokon, die sehr böse werden können, wenn man ihnen zu nahe kommt. Sie sollen klagen, schimpfen, toben, wenn sie einen Strafzettel kriegen, sagt Anne. Nirgendwo würde so viel geklagt wie hier.
    »Jan-Philip, würdest du bitte kommen?«, fragt eine Frau auf dem Gehweg, die aussieht wie Birgit Schrowange. Sie redet mit ihrem Sohn wie mit einem kleinen Erwachsenen.
    Der kleine Erwachsene gehorcht und klettert in einen Cayenne. Ich denke darüber nach, dass ich nur Jan heiße, nicht Jan-Philip, und noch nie zum Tennis gefahren wurde, nicht einmal zum Klavierspielen.
    Über einen schmalen Waldweg erreichen wir das Forsthaus am Starnberger See. Das Forsthaus steht viel größer da, als Forsthäuser normalerweise dastehen. Mit bayerischem Fachwerk und Holz im Giebel. Männer sitzen da mit weißen Hosen und weißen aufgeknöpften Hemden, und Frauen, die mächtig braun sind. Sie trinken orangene Getränke. Es sind Männer und Frauen, die mal in den Himmel gucken, mal auf die weißen Alpen, die Zugspitze, auf eine Postkarten-Idylle aus See, Bergen und schönen Menschen, und auf den Jachthafen, der vor ihren Augen liegt.
    Das Objekt meiner Träume steht auf dem Parkplatz im Wald, zwischen zwei Daimler eingeparkt. Ein schwarz glänzendes Original mit braunen Ledersitzen, ein Austin Healey Cabrio mit Regensburger Kennzeichen.
    »Anne, den hätte ich gerne«, rufe ich und teste die Kommunikationsfähigkeit der Reichenwelt. Wie schnell kommt man an sie ran?
    Ich reiße einen Zettel aus meinem Notizblock und schreibe eine höfliche Notiz mit formvollendeter Handschrift.
    »Guten Abend. Ich würde gerne Ihr Auto kaufen«, notiere ich. »Bitte melden Sie sich.« Es ist nur ein Versuch, vielleicht klappt er ja.
    »Du bist wahnsinnig!«, ruft Anne.
    Egal.
    »Lass das!«
    Aber das mache ich nicht.
    Ich unterschreibe mit »Prinz Claus zu Lippe«, notiere eine Handynummer, die meinem persönlichen Privatsekretär gehören soll, der zufälligerweise so heißt wie ich, und bugsiere das Zettelchen auf den Sitz, ohne dass die Alarmanlage anspringt.
    Anne hat den ganzen Abend Angst, dass sich wirklich jemand meldet. Ich freue mich darauf. Ich glaube, als Reicher werde ich ziemlich lustig.
    Die Sonne steht tief leuchtend jetzt, fast hinterm Berg steht sie, und wir brechen auf zu Gloria von Thurn und Taxis, Deutschlands bekanntester Adliger, nur mal schauen, ob sie nicht zufällig da ist.
    Wir biegen in eine Straße ein, sehen Pferde mit glänzendem Fell. Seide, das Licht, das durch die Bäume fällt, sieht aus wie Seide.
    Vor der Einfahrt steht eine ältere Dame, bückt sich leicht nach vorne. Weil sie nicht beiseite gehen will, halten wir an und drehen die Scheiben runter.
    »Willkommen«, sagt sie, und es fehlt nur noch, dass sie einen Knicks macht.
    »Das war früher alles mal Thurn und Taxis«, sagt sie mit ihrer alten Stimme und zeigt mit einem alten Finger über ein Gelände, das größer ist, als eine Frau alleine zeigen kann. »Früher war das alles Thurn und Taxis.«
    Da hinten, wir sollten da mal noch ein Stück durchfahren, da sei der Sommersitz, das Schloss, ein ganz, ganz herrlicher Sommersitz mit vier großen Türmen, hier vorne sei jetzt ein Altersheim.
    »Ist sie denn da?«, frage ich.
    »Natürlich nicht, sonst wäre ja die Fahne oben.«
    Der deutsche Hochadel hat eine Fahne, und wenn er da ist, ist sie oben.
    »Ist es nicht toll, Anne?«, frage ich. »Du machst die Fahne hoch, und alle wissen, du bist da.«
    »Wenn Sie schön sitzen wollen, da hinten ist ein Parkplatz«, bietet die alte Frau an. »Da gibt es auch Würstchen.«
    »Äh, Würstchen, vielen Dank, im Moment nicht.«
    Wir parken unseren Wagen und spazieren ein bisschen durch das Gelände wie Herr Kaiser und Frau Gemahlin im Abendlicht, und ich bin froh, dass sie nicht da ist und wir nicht klingeln müssen an ihrer Klingel mit Dach.
    Ich spüre, wie mir die neuen Gedanken gefallen, die ich vorher nie hatte.
    Ich stelle mir vor, wie das Leben sein muss, wenn man einen Sommersitz hat und einen Wintersitz, hier ein Schloss und da ein Schloss. Wie es ist, wenn man hier ein Lieblingszimmer hat und dort ein Boot und überall Personal. Und wie wir dafür sorgen, dass Anne wie eine Königin behandelt wird und nicht wie eine, die auf dem Parkplatz Würstchen isst.
    Ich stelle mir vor, wie Gloria drinnen auf roten Samtstühlen mit goldenen Lehnen sitzt. Und dann sehe ich mich auf einem goldenen Thron, Anne bringt mir ein Bier.
    »So

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