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Reigen des Todes

Reigen des Todes

Titel: Reigen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Bewerberinnen wurden fortgeschickt. Nach circa eineinhalb Stunden grauste es dem Schöberl gründlich. Er konnte keine nackten Frauenkörper mehr sehen. Doch da die Moravec noch immer nicht genügend Darstellerinnen mit erstklassigen erotischen Körpern für ihren Film gefunden hatte, ging die Fleischbeschau weiter. Plötzlich ertönten aus dem Vorraum Männerstimmen. Schöberl wachte aus einer Art Halbschlaf auf und öffnete die Tür. Aug in Aug stand er Joseph Maria Nechyba gegenüber. Er stieß ein entsetztes »Jessasmariaundjosef!« aus.
     
    »Schöberl, du Gfraßt! Was machst denn du da? In dem Schweinestall? Ich hab gedacht, du bist unten in der Kanalisation daheim. Dort, wo es im Vergleich zu diesem Ort sauber und manierlich zugeht!«
    Schöberl stand total verblüfft da. Aber nicht lange, denn Nechyba packte ihn beim Haarschopf und schlug seinen Schädel so lang gegen den Türstock, bis er aus Mund und Nase blutete. Schöberl sackte neben der Tür zusammen. Nechyba stampfte wie ein Elefant zu dem nackten Mädchen, das wie versteinert in der Mitte des Raumes stand. Er hob ihr am Boden liegendes Hemd auf und schnauzte sie an: »Anziehen!«
    Danach wandte er sich dem Schwarzer und der Moravec zu. Letztere war inzwischen aufgestanden und hatte drei Schritte zurück in Richtung Schöberls Kabinett gemacht. Schwarzer, der ebenfalls aufgestanden war, stellte sich Nechyba in den Weg.
    »Sie, Herr! Was erlauben Sie sich? Sie stören einen Vorstellungstermin! Außerdem haben Sie meinen Hausknecht niedergeschlagen. Ich glaub, ich werd die Polizei rufen …«
    Weiter kam er nicht, denn Nechyba hatte ihn bei der Krawatte gepackt und etwas hochgehoben. Dann zog er den verdatterten Filmproduzenten ganz dicht zu sich her. Nase an Nase knurrte er: »Die Polizei ist schon da, du Verbrecher. Und zwar nicht irgendein Sicherheitswachmann, sondern die Gruppe 3 des k.k. Polizeiagenteninstituts.« Ohne Schwarzer loszulassen, wandte er sich an Pospischil und die beiden anderen Polizeiagenten. »Pospischil, schau net so deppert. Arretier gefälligst die Moravec. Fraczyk und Paul, ihr schnappts euch den Schöberl, die Nackerte und das Mädel dort in der Ecke. Die Weiber im Vorzimmer haben sich eh schon palisiert 94 .«
    Schöberl sah, wie Pospischil sich Richtung Moravec bewegte, die aber flüchtete in Schöberls Kammerl und versperrte dessen Tür von innen. Nechyba, Schwarzer an der Krawatte hinter sich herschleifend, war einen Augenblick später zur Stelle, drückte den Filmproduzenten Pospischil in die Arme und schob beide zur Seite. Er trat einige Schritte zurück, nahm kurz Anlauf und donnerte, die Schulter voraus, mit seinem ganzen Gewicht gegen die Tür. Sie zerbrach splitternd. Schöberl sprang voll Wut auf und wollte Nechyba daran hindern, noch mehr zu zerstören. Doch er sah nur, wie der Inspector ins Kammerl hechtete und den Fuß der Moravec packte. Die war bereits beim Dachfenster draußen. Eisern hielt Nechyba ihren Fuß umklammert und zog sie langsam wieder herein. Sie quietschte wie ein Ferkel kurz vorm Abstechen. Ihr freier Fuß zappelte wie verrückt. Plötzlich war er ruhig. Dann trat der Fuß, der einen spitzen Stöckelschuh trug, dem Inspector mitten ins Gesicht. Dieser brüllte vor Schmerz auf. Einen Augenblick lang ließ er den anderen Fuß los. Und weg war sie, die Moravec. Pospischil, Schwarzer loslassend, stürzte zu dem Dachfenster, kroch durch selbiges und verschwand ebenfalls. Ihm folgte der Polizeiagent Fraczyk.
     
    Nechyba aber kauerte zusammengesunken in einem Eck, das Gesicht in den Händen vergraben. Zwischen seinen riesigen Fingern tropfte Blut auf den Boden der Dachkammer.

IX/4.
    Sie rannte um ihr Leben. Über die Dächer von Haus zu Haus. Ständig die Angst, plötzlich vor einem Abgrund zu stehen. Unverhofft sah sie die massive Klappe eines Dachaufstiegs. Sie lief hin und versuchte, sie aufzuheben. Langsam und quietschend hob sich das schwere Ding, darunter eine Metallleiter. Mit der Kraft der Verzweiflung stemmte sie die Klappe hoch, sprang auf die Leiter und riss an dem eisernen Riegel, der von der Klappe herunterhing. Donnernd fiel die Klappe über ihr zu. An der Wand neben der Metallleiter sah sie einen Verschluss, in dem sie den Riegel verankerte. Keine Sekunde zu früh, denn oben versuchten ihre Verfolger, die Klappe zu öffnen. Die Moravec atmete tief durch und entspannte sich. Über ihr rüttelte es wie verrückt, dann trat jemand mit den Füßen gegen die Metallklappe und fluchte. Die

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