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Reine Glückssache

Reine Glückssache

Titel: Reine Glückssache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Straße. Dann setzte ich mich auf die Haustürstufen und wartete darauf, dass ein Auto den Haufen plattrollte. Zwei Autos fuhren vorbei, beide umschifften den Haufen. Ich seufzte resigniert, ging in die Küche, holte ein Plastiktütchen, schaufelte den Haufen von der Straße und warf ihn in den Mülleimer. Manchmal kommt man einfach nicht zur Ruhe.
    Bob sah aus, als hätte er noch jede Menge Energie im Leib, deswegen legte ich ihm die Hundeleine an, und los ging’s. Die Sonne schien mir warm auf den Pelz, und Joes Viertel strahlte Behaglichkeit aus. Ich kannte hier viele Bewohner. Der Durchschnitt der Bevölkerung hier war etwas älter, es waren die Eltern und Großeltern der Kinder, mit denen ich zur Schule gegangen war. Ab und zu wurde ein Haus der neuen Generation übergeben, und auf der Veranda tauchte eine Babyschaukel oder ein Laufwagen auf. Manchmal, wenn ich die Laufwagen sah, tickte meine biologische Uhr so laut in meinem Kopf und in meinem Herz, dass meine Sicht getrübt wurde, aber meistens kam ich nach Hause, und da lag ein frischer Haufen Scheiße, und Kinder erschienen mir plötzlich nicht mehr ganz so verlockend.
    Bob und ich machten einen langen, schönen Spaziergang und begaben uns dann wieder auf den Nachhauseweg. Zweimal kam unterwegs jemand aus seinem Haus gehuscht, Mrs. Herrel und Mrs. Gudge. Sie fragten, ob es stimmt, dass ich heute jemanden erschossen hätte. Neuigkeiten sprechen sich in Burg und den angrenzenden Stadtvierteln schnell herum. Genauigkeit ist dabei nicht immer gefragt.
    Ich überquerte die Straße und sah, dass einen halben Block weiter, vor Joes Haus, ein Auto an der Bordsteinkante hielt. Drinnen saßen zwei Frauen, Joes Mutter und seine Oma. Mist. Lieber hätte ich Howies Killer gegenübergestanden. Im ersten Moment war ich unentschieden, fragte mich, ob man mich gesehen hatte oder nicht, ob es zu spät war, sich davonzuschleichen. Joes Mutter stieg aus dem Auto, unsere Blicke trafen sich, und mein Schicksal war besiegelt.
    Als Bob und ich an Joes Haus kamen, war auch Grandma Bella aus dem Auto gestiegen und stand neben Joes Mutter auf dem Bürgersteig.
    »Ich hatte eine Vision«, sagte Grandma Bella.
    »Ich habe niemanden erschossen«, erwiderte ich vorsorglich.
    »Sie waren eine Tote in meiner Vision«, sagte Grandma Bella. »Eiskalt. Alles Blut war aus Ihrem leblosen Körper gewichen. Ich sah, wie Sie in die Erde hinabgelassen wurden.«
    Meine Kinnlade klappte schlaff herunter, und für einen Moment verschwamm mir die Welt vor Augen.
    »Das müssen Sie nicht weiter tragisch nehmen«, sagte Joes Mutter. »Sie hat andauernd diese Visionen.« Mrs. Morelli gab mir ein Brot in einer weißen Papiertüte. »Ich wollte Joe nur kurz das Brot hier vorbeibringen. Es ist frisch gebacken, aus der Bäckerei Italian People. Joe isst es gerne morgens zu seinem Kaffee.«
    »Ich habe Sie im Sarg liegen sehen«, sagte Grandma Bella. »Ich habe gesehen, wie der Deckel geschlossen wurde und man Sie in die Erde hinabgelassen hat.«
    Bella konnte einem wirklich prima Schiss machen. Sie hatte gerade keinen guten Zeitpunkt erwischt, mir zu sagen, dass ich sterben würde. Es zehrte ja schon an meinen Kräften, mich nicht von der Schießerei, den Fotos und den Blumen fertig machen zu lassen.
    »Hör auf damit«, sagte Joes Mutter zu Bella. »Du machst ihr Angst.«
    »Hört auf meine Worte«, sagte Bella mit erhobenem Zeigefinger.
    Die beiden Frauen stiegen wieder ins Auto und fuhren los. Ich brachte Bob und das Brot ins Haus. Bob bekam frisches Wasser und eine Schüssel mit Hundekuchen. Dann schnitt ich mir eine Scheibe von dem Brot ab und aß sie dick mit Erdbeermarmelade bestrichen.
    Eine Träne rutschte mir aus meinem Auge und lief die Wange hinunter. Ich wollte mich ihr nicht weiter hingeben, deswegen wischte ich sie weg und sah kurz bei Rex vorbei. Rex schlief natürlich. »He!«, rief ich laut in seinen Käfig hinein. Immer noch rührte sich nichts. Ich warf ein Bröckchen von dem Brot und der Marmelade wenige Zentimeter vor die Suppendose. Die Suppendose vibrierte ein klein wenig, und Rex kam rückwärts herausgekrochen. Kurz stand er blinzelnd im Tageslicht, mit zitternden Barthaaren und zuckendem Näschen. Er huschte hinüber zu dem Brot, fraß den ganzen Batzen Marmelade, stopfte sich das übrige Brot in seine Backentaschen und verzog sich wieder in seine Suppendose.
    Anschließend warf ich einen Blick auf den Anrufbeantworter, keine Nachrichten. Ich klappte mein iBook auf, ging online,

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